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Bus und Bahn werden teurer

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Der Verkahrsverbund Rhein-Ruhr erhöht seine Ticketpreise. Mit durchschnittlich 3,4 Prozent fällt die Steigerung moderater aus als erwartet. Allerdings ist es bereits die fünfte innerhalb von dreieinhalb Jahren

Sie steigen wieder. Zum fünften Mal innerhalb von dreieinhalb Jahren will der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) seine Preise um durchschnittlich 3,4 Prozent anheben. Die neuen Preise haben vom 1. August 2009 bis einschließlich 31. Juli 2010 Gültigkeit. Grund für die Erhöhung seien einmal mehr die gestiegenen Betriebskosten, teilte der VRR am Mittwoch mit.

Zwar bleiben die Einzeltickets für Kinder über alle Preisstufen sowie die Kurzstrecken für Erwachsene von den Erhöhungen ausgenommen. Dafür trifft es die Mehrheit umso stärker: die Vielfahrer und Pendler mit Zeit- und Abotickets. So wird etwa das „Schoko-Ticket” von bisher 26,87 auf 27,65 Euro (3 Prozent), das „Young Ticket” in der Preisstufe B von 62,15 auf 63,90 (2,8 Prozent), und das „Ticket1000 9 Uhr im Abo” (Preisstufe C) um knapp 4 Prozent auf 69,71 Euro. Weiter wird das Bärenticket um 3,3 Prozent auf 62 Euro erhöht. Alle Erhöhungen bleiben laut VRR unter 5 Prozent.

Tarif versus Tankfüllung

Das Ticket1000 im Abo (Preisstufe A2) sei aber auch nach der 3,2-prozentigen Erhöhung von bislang 48,90 auf 50,48 Euro „billiger als so manche Tankfüllung”, kommentierte VRR-Vorstand Klaus Vorgang. „Man kann Investitionen in den Nahverkehr auch als Teil des Konjunkturprogramms betrachten. So werden Arbeitsplätze geschaffen.” Im Vergleich zu den benachbarten Verbunden, die durchschnittlich um fünf bis sechs Prozent anheben, seien die VRR-Preissteigerungen mit durchschnittlich unter vier Prozent moderat.

Ein kleiner Trost. Denn bereits zum 1. August dieses Jahres hatte der VRR seine Preise um durchschnittlich 5,5 Prozent erhöht. Durch die neuen Tarife ab August 2009 erhofft sich der VRR Mehreinnahmen von 27,5 Millionen Euro. Mit seinen 1,1 Milliarden Fahrgästen gehört der Verbund zu den größten Europas. Für 2009 rechnet der VRR erneut mit einer Steigerung der Fahrgastzahlen um 1 Prozent.

Tickets für Touris

2010 soll es zwei Kulturhauptstadttickets nach dem Modell einer in Metropolen üblichen „Welcomecard” geben, teilte der VRR weiter mit. Sie sollen die „touristische Lücke” füllen. Beide Fahrscheine haben eine Gültigkeit von 48 Stunden, verbunden mit ermäßigtem Eintritt zu Kulturveranstaltungen. Das „RUHR. 2010Ticket” gilt für eine Person und in einem festgelegten Bereich, der sich an den fünf „Erlebniszentren” Duisburg, Oberhausen, Bochum, Dortmund und Zeche Zollverein in Essen orientiert. Die zweite Variante, das „RUHR.2010 Ticket NRW” zum Preis von 48 Euro, gilt für zwei Personen, die damit in ganz NRW den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.

Vom kommenden Jahr an wird der VRR die Aufgaben der Bezirksregierungen bei der Förderung der Infrastruktur übernehmen. Der Verwaltungsrat habe laut VRR bislang 84 neue Vorhaben mit einem Volumen von 90,4 Millionen Euro beschlossen.

Quelle: WAZ vom 10.12.08

Diese Preisanhebungen sind absolut nicht nachzuvollziehen.

Die Damen und Herren von der CDU-Bank im VRR-Verwaltungsrat (inkl. VRR-Vorstand) haben jegliches Gefühl verloren für die Begrenztheit der finanziellen Ressoucen, über die Otto-NormalverbraucherIn verfügt.

Hatten wir nicht in den letzten Jahren sogar Reallohnverluste? Und was ist mit all den Mini- bis Midi-Job'lern, von dem Heer der mittellosen Arbeitslosen ganz zu schweigen? Monatspreise von aktuell bis zu 136,65 € (Ticket2000, Preisstufe D) bewegen sich jenseits von Gut und Böse!

Wer Menschen auf die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bus&Bahn ziehen will, von dem wäre eine sozial ausgewogenere Preispolitik zu erwarten. Aber von solchen Zielen hat sich die CDU - allen sozialen Sprüchen ihres Landesvorsitzenden zum Trotz - längst verabschiedet.

Wozu um Herrgotts Willen die neuerliche Preisanhebung? Dem VRR geht es gut. Die Einnahmen in den ersten 9 Monaten 2008, also im wesentlichen noch vor der fetten Preiserhöhung zum 1. August, sind gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5 Prozent gestiegen! In absoluten Zahlen ausgedrückt: von 641 Mio. € auf knapp 674 Mio. € (s. Sachstandsbericht des VRR-Vorstands unter http://zvis.vrr.de/bi/to0040.asp?__ksinr=315, Vorlage zu Tagesordnungspunkt 5, S. 12 f.).

Abgesehen davon, dass die letzte Preiserhöhung in diese Zahlen nur ansatzweise eingegangen ist: Auch auf der Kostenseite haben die letzten Monate dem VRR eine deutliche Entlastung beschert, in Form der ja erheblich zurückgegangenen Kraftstoffpreise. Immerhin werden knapp 80 Prozent der Betriebsleistungen der VRR-Mitgliedsunternehmen mit Bussen erbracht, und bei denen schlagen Preissteigerungen wie -senkungen für Dieselkraftstoff naturgemäß kostenmäßig stark zu Buche.

Was also bleibt, was kann noch als Begründung einer neuerlichen "Tarifanpassung" nach oben herhalten? Aha, die gestiegenen Personalkosten! Damit muss VRR-Boss Vorgang wohl die Manager-Gehälter in den VRR-Chefetagen meinen, denn die Gehälter der FahrerInnen von Bus&Bahn bewegen sich dank des 'Spartentarifvertrags Nahverkehr' durchweg im unteren Drittel der deutschen Einkommenspyramide. Die könnten eine gute Schippe drauf schon gut vertragen, aber das wird Klaus Vorgang mit den gestiegenen Personalkosten nicht gemeint haben, oder?

Die VRR-Preise gehören - siehe Preise für Diesel - eher gesenkt als erhöht!

Es wird Zeit, dass man die Damen und Herren in den Gremien des VRR nicht mehr einfach so machen lässt, wie es ihnen beliebt. Das fängt bei der Wahl der kommunalen Vertreter an...

meint kopfschüttelnd
Heiko Holtgrave, AKOPLAN - Institut für soziale und ökoogische Planung e.V., Dortmund
www.akoplan.de

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