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10 000 rollen über den Strich

Das ist jetzt kein Scherz: Bis zu 10 000 Verkehrsbewegungen an Spitzentagen wurden bei automatischen Zählungen registriert. Nein, hier ist nicht die Rede von den Dortmunder Wällen, hier ist die Rede von der kleinen Ravensberger Straße. Bis zu 400 Frauen verdienen sich auf Dortmunds Straßenstrich etwas (dazu).

Im letzten Jahr waren es noch 50 weniger. An manchen Abenden stehen hier 35 Prostituierte. Seit Hartz IV steigt ihre Zahl stark an. 10 000 Verkehrsbewegungen würden nichts über die Anzahl der Autos aussagen, klärt Claudia Attig-Grabosch auf: "Mitgezählt sind auch die Freier, die stundenlang im Kreis fahren." Die Diplom-Psychologin arbeitet für Kober, der Kommunikations- und Beratungsstelle für Prostituierte.

Gemeinsam mit Kollegin Sabine Reeh zählte sie mal bis mittags in nur einer Verrichtungsbox neun benutzte Kondome. Sie seien stark frequentiert, die 22 neuen Boxen, vor allem die mittleren. "Echte" Zwischenfälle mit Alarmruf habe es seit dem Aufstellen Mitte Mai erst drei gegeben. In einem Fall erinnert sich Attig-Grabosch an eine Prostituierte, die von ihrem Freier gewürgt wurde samt Versuch, an Kleidung und Handtasche zu reißen. "Aber da waren sofort zehn Frauen zur Stelle, sind auf ihren Stöckelschuhen dahin gerast, haben über Handy die Polizei alarmiert."

Sie halten zusammen, die Frauen von Kober und die Anschafferinnen vom Straßenstrich: Als im Sommer Spanner mit Campingstühlen anrückten, um sich dem Treiben in den Boxen zu nähern, schlugen sie die Männer gemeinsam in die Flucht. Inzwischen bewirkt das Gleiche ein Stacheldrahtzaun. Und wenn Väter mit Aufklebern wie "Sarah an Bord" in der Ravensberger stoppen, heißt es unisono: "Hau' ab, kümmer' dich um deine Familie." In besonders dreisten Fällen ist Sarah auch tatsächlich an Bord - im Kindersitz auf der Rückbank.

Kummer macht Kober der Container: Ihre Unterkunft auf dem Strich bricht fast zusammen. Der Grundstückeigentümer hatte angeblich einen neuen Investor für das Brachgelände. Die Bebauungsfrist sei aber nicht eingehalten worden, ärgern sich die Frauen. Dazu gehöre nämlich auch ein Ersatzbau für den Container. - bö

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 21. Dezember 2006

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