Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Sozialer Widerstand Aktionen/Initiativen DO Freundlichste Berichterstattung für die DEW

Freundlichste Berichterstattung für die DEW

— abgelegt unter:

Die Ruhr Nachrichten berichteten im November 2007 mehrfach über die DEW. Im Folgenden 2 dieser Artikel. Einmal geht es um die 'Gasrebellen' und im 2. Artikel um die evt. Fusion von DEW, Stadtwerke Bochum und Gelsenwasser. Außerdem ein Leserbrief dazu.

"Gasrebellen bald vor dem Kadi ..."

Den Gasrebellen in Dortmund droht Ungemach. In den nächsten Wochen wird ihnen Post vom Gericht ins Haus flattern. "Es wird ein gerichtliches Verfahren auf den Weg gebracht bei allen Kunden, die ihre Gasrechnungen in den letzten zwei Jahren gekürzt haben", erklärt DEW21-Pressesprecherin Gaby Dobovisek. Wie viele es genau sind, will sie nicht verraten, nur so viel, es seien "mehrere Dutzend". Es seien mal mehr als doppelt so viele gewesen, aber in Gesprächen habe man viele Kunden überzeugen können, nicht die Rechnung zu kürzen, sondern unter Vorbehalt zu zahlen. "Wir bieten auch allen Skeptikern an, das Wirtschaftsprüfertestat zu unseren Gaspreisen einzusehen", betont Dobovisek.

Kunden, die völlig willkürlich, ohne nachvollziehbare Begründung und zum Teil bis zu zwei Dritteln die Rechnung gekürzt hätten, habe DEW die Sperrung ihrer Gaszufuhr angedroht, so Dobovisek. Diese Sperrungen habe DEW ausgesetzt, da man abwarten wolle, wie die laufenden Gerichtsverfahren in vergleichbaren Fällen ausgehen. - kiwi

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 05. November 2007

DEW21: Fusion ist Option

Nichts bleibt wie es ist. So ist offenbar eine Fusion zwischen DEW21, den Stadtwerken Bochum und Gelsenwasser eine Option für die Zukunft, damit das Trio besser gewappnet ist für den verstärkten Wettbewerbsdruck im Strom-, Gas- und Wassersektor. DEW-Chef Helmut Engelhardt sagte unserer Zeitung im Interview, dass die geplante verstärkte Zusammenarbeit der drei "bis zu einer Fusion gehen könnte." Die Überlegungen seien aber ein völlig "ergebnisoffener Prozess". "Wir werden größten Wert darauf legen, dass sich alle Seiten die Zeit nehmen, um die beste Lösung zu finden."

Beim Wort Fusion dürfte manchem der rund 1100 Mitarbeiter bei DEW21 mulmig werden, denn die Assoziation von "Synergieeffekten", die zum Arbeitsplatzabbau führen, liegt nahe. Doch Engelhardt beruhigt: " - Es entspricht nicht unserer Tradition, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen und solche Absichten haben wir auch nicht." Am Montag werden Engelhardt und Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke den Fraktionen ihre Überlegungen vorstellen.

In Sachen Beteiligung am Steinkohlekraftwerk in Hamm will Engelhardt, "alles tun, um zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung zu kommen". Dann stelle sich gar nicht die Frage, ob der Rat der Beteiligung zustimmen müsse oder nicht. Rein formal reiche das Votum der DEW-Gesellschafterversammlung für die Investition von 107 Mio. Euro aus. Doch Engelhardt ist keiner, der Öl ins Feuer gießen will. Gas als Brennstoff ist ihm eh viel lieber. - kiwi

 

"DEW 21 in Sippenhaft"

Über die Entwicklungen auf dem Energiemarkt sprach RN-Redakteurin Bettina Kiwitt mit Helmut Engelhardt, Vorsitzender der Geschäftsführung von DEW21.

Fühlen Sie sich als Vertreter eines Energieunternehmens wie ein Buhmann?

Engelhardt - : Vielleicht nicht wie ein Buhmann, aber ich habe schon das Gefühl, dass DEW 21 in Sippenhaft genommen wird für Entwicklungen, die eher den großen Energiekonzernen anzulasten sind. Es schimpft auch niemand auf die Tankstellenpächter, wenn die Benzinpreise hochgehen. Da schimpfen die Leute auf die Ölkonzerne.

Beim Tankstellenpächter weiß ich, was für den vom Liter Benzin übrig bleibt. Unter zwei Cent pro verkauftem Liter, egal ob die Preise hoch oder runter gehen. Was für DEW beim Verkauf von Strom oder Gas übrig bleibt, weiß ich nicht.

Engelhardt: - Wir haben ein Sachanlagevermögen von mindestens 1,5 Mrd. Euro und einen Umsatz von knapp 700 Mio. Euro. Damit erwirtschaften wir - ohne Erträge aus langfristigen Finanzanlagen - einen Gewinn nach Steuern von etwa 24 Mio. Euro. Das ist eher bescheiden. Und dieser Gewinn wird auch noch überwiegend für gemeinwirtschaftliche Zwecke in Dortmund verwendet.

Der Mieterverein meint, DEW hätte versuchen müssen, die jüngsten Preiserhöhungen der Konzerne vollständig aufzufangen. Da die Stromriesen unter dem Verdacht der Preisabsprachen stünden, wäre es Aufgabe von DEW gewesen, den Druck auf die Großlieferanten zu erhöhen.

Engelhardt: - Wenn der Mieterverein fair gewesen wäre, hätte er "danke" gesagt, dass wir die Strompreise nicht stärker und beim Gas gar nicht erhöht haben. Da haben wir schon aufgefangen, was verkraftbar war.

Können Sie überhaupt Druck auf Ihre Lieferanten E.ON und RWE ausüben?

Engelhardt - : Kaum. Uns fehlen die preisgünstigeren Bezugsalternativen.

Aber warum beteiligen Sie sich dann an einem Kraftwerk, bei dem RWE wieder die Hand im Spiel hat? Wäre es für die Unabhängigkeit von DEW nicht besser gewesen, sich bei einem rein kommunalen Kraftwerk wie Trianel zu engagieren?

Engelhardt: - Wir haben lange überlegt, ob wir uns bei Trianel einklinken sollen. Aber wir müssen betriebswirtschaftlich und nicht volkswirtschaftlich denken. Bei RWE fühlten wir uns sicherer, weil die das Know-how für den Kraftwerksbau haben. Weil Trianel die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind, ist es heute fraglich, ob das Kraftwerk überhaupt gebaut wird. Unsere Entscheidung war daher richtig. Entscheidend ist, dass die Beteiligung uns ab 2012 günstigere und kalkulierbare Strombezugsmöglichkeiten eröffnet.

Auf dem Strommarkt gibt es mittlerweile stärker als beim Gas einen Wettbewerb. DEW verrät nicht mehr wie früher, wie viele Kunden zu anderen Anbietern wechselten.

Engelhardt: - Das geben andere Mitbewerber auch nicht mehr preis. Aber ich kann Ihnen sagen, dass sich unsere Wechselquote kaum erhöht hat. Denn wenn die Kunden die Preise vergleichen, stellen sie fest, dass unsere Preise günstig sind. Wir sind vor Ort erreichbar, wenn es Probleme gibt. Unser Service ist gut. Unsere Erträge bleiben überwiegend in Dortmund.

Die Zerschlagung der vier großen Energiekonzerne wird von vielen Seiten gefordert, damit es mehr Wettbewerb gibt. Was würde es für DEW bedeuten, wenn der Mitgesellschafter und Großlieferant RWE zerschlagen würde.

Engelhardt: - Ich verstehe die Diskussion überhaupt nicht. Das ist kein ernsthaftes Szenario. Eine Zerschlagung der Konzerne ist für mich völlig unrealistisch.

Die Bundesnetzagentur will die Netze von der Stromerzeugung trennen, um mehr Wettbewerb zu schaffen.

Engelhardt: - Und was soll das bringen? Ein isolierter Netzbetreiber will auch Geld verdienen. Vielleicht sogar erst recht.

Wie kann man dann mehr Wettbewerb schaffen?

Engelhardt: - Die Frage ist doch, ob mehr Wettbewerb zwangsläufig bedeutet, dass es billiger wird. Im Wettbewerb wird doch auch ausgetestet, was der Markt hergibt.

Im Bereich der Telekommunikation hat der Wettbewerb für purzelnde Preise gesorgt.

Engelhardt: - Das ist nicht vergleichbar. Die wesentlichen Unterschiede: Die Preisschübe beim Strom und Gas sind in erster Linie durch den Anstieg der Erzeugerpreise, also durch die Verteuerung der Produkte verursacht und nicht durch die damit zusammenhängenden Dienstleistungen. Einen solchen "Rohstoff" gibt es bei der Telekommunikation nicht. Dann gab es bei der Telekommunikation etwa zeitgleich mit der Liberalisierung einen Technologiesprung. Stichworte sind Glasfaserkabel und Satellitennetze. Wir müssen unsere Medien immer noch durch Leitungen transportieren.

Was können Sie tun, um den Strompreis möglichst günstig zu halten?

Engelhardt: - Wir können das Risiko beim Einkauf streuen mit unterschiedlich strukturierten Strombezugsverträgen, dem Bezug an der Strombörse und künftig der Beteiligung an dem Kraftwerk in Hamm.

Aber selbst an der Strombörse soll manipuliert werden...

Engelhardt: - Das kann ich nicht seriös beurteilen, kann es aber auch, wenn es so ist, nicht ändern.

Mit dem Wettbewerb auf dem Gasmarkt sieht es auch miserabel aus.

Engelhardt - : Das wird auch in den nächsten 10 bis 15 Jahren so bleiben.

Warum?

Engelhardt: - Russland und Norwegen sind die Hauptlieferländer und die wissen, was ihr Stoff wert ist. Dazu kommt der Riesenenergiehunger von China und Indien. Das sind keine Rahmenbedingungen, günstig an Energie zu kommen.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 16. November 2007

Leserbrief zu den obigen Artikeln

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum 2. mal in diesem Monat ist mir Ihre DEW-freundliche Berichterstattung äußerst unangenehm aufgefallen. Offensichtlich haben Sie mehrfach vollkommen ungeprüft Behauptungen der DEW übernommen und auf der anderen Seite wichtige Informationen verschwiegen.

In dem Artikel „DEW 21 in Sippenhaft“ stellen Sie die DEW als armes Opfer der Umstände dar. Diese Umstände sind angeblich die 4 großen Energiekonzerne welche die Preise diktieren. Dass aber die DEW zur Hälfte einem dieser Energiekonzerne (RWE) gehört erwähnen Sie nicht. Stattdessen stellen Sie auch noch ganz naiv die Frage, weshalb sich die DEW an dem RWE-Kraftwerk in Hamm beteiligen will – als ob die DEW eine große Wahl hätte wenn einer der beiden Eigentümer der DEW RWE heißt.

Angeblich gibt es für die DEW keine alternativen Bezugsquellen. Ich vermute, dass die DEW auch gar nicht an alternativen Bezugsquellen interessiert ist – da ja die Miteigentümerin RWE als Lieferantin so gleich doppelt verdienen kann (wenn nicht gar 3fach, da ja auch die Netznutzung bezahlt werden muss).

Und dann die ach so bescheidenen Erträge. Die Hälfte davon, also 12 Mio. gehen ja wohl an die Miteigentümerin RWE. Dass der Rest davon dann überwiegend für gemeinwirtschaftliche Zwecke eingesetzt wird hört sich ja erst mal toll an. Aber weshalb muss ich bloß weil ich Gas oder Strom beziehe auch gleich noch die Gemeinwirtschaft fördern? Ich möchte lediglich Gas bzw. Strom beziehen und dafür einen angemessenen Preis bezahlen. An wen ich wie viel Geld für einen guten Zweck gebe, möchte ich selber bestimmen - und nicht über meinen Energieverbrauch steuern.

Damit komme ich jetzt zu dem Artikel "Gasrebellen bald vor dem Kadi ..."

Nicht den Gasrebellen droht Ungemach. Ein gerichtliche Prüfung der Gaspreise ist genau das, worauf die Gasrebellen seit mehreren Jahren warten. Wer die Billigkeit der Gaspreise angezweifelt hat und die DEW-Rechnungen kürzt, hat dies mit der Aufforderung an die DEW verbunden, die Kalkulation der Gaspreise offen zu legen. Genau das verweigert die DEW den Verbrauchern aber seit Jahren. Und das obwohl die DEW nach § 315 BGB dazu verpflichtet ist, die Angemessenheit der Preise nachzuweisen.

Wer die Billigkeit der Gaspreise unter Berufung auf den § 315 BGB anzweifelt, muss bis zum Nachweis der Billigkeit eigentlich gar nichts bezahlen, da die Preise erst mit dem Nachweis der Billigkeit verbindlich werden. So lange die DEW die Angemessenheit der Gaspreise nicht nachweist, ist es das gute Recht eines jeden Verbrauchers nur den Preis zu zahlen den man selber für angemessen hält. Diese Zahlungen müssen für die DEW auch nicht nachvollziehbar sein. Es ist Aufgabe der DEW den Verbrauchern die Angemessenheit der Gaspreise zu belegen.

Anstatt ihre gesetzlichen Pflichten zu erfüllen – und die Angemessenheit nachzuweisen – bedroht die DEW stattdessen ihre Kunden mit rechtswidrigen Sperrandrohungen. Mehrere der von den DEW-Drohungen Betroffenen haben mittlerweile Einstweilige Verfügungen gegen die DEW erwirkt. Die Sperrandrohungen der DEW sind rechtswidrig!

Das alles hätten Sie mit einer einfachen Internetrecherche auch herausfinden können. Ich kann nicht beurteilen, ob es Ihnen einfach an der nötigen Zeit für gründlich recherchierte Artikel fehlt oder ob Sie vielleicht auch in den Genuss der gemeinwirtschaftlich angelegten Gewinne der DEW kommen. Von einer umfassenden und neutralen Berichterstattung sind die o.g. Beiträge jedoch meilenweit entfernt. Ich bitte um eine Erklärung.

Mit freundlichen Grüßen

Artikelaktionen