Bundesagentur für Arbeit: Persönliche Daten als "Witz des Tages"
Schwere Vorwürfe eines Datenschutzbeauftragten: Die Bundesagentur für Arbeit gehe schlampig mit gespeicherten Daten um. Krassester Fall: Das Profil einer alleinerziehenden Mutter kursierte als "Witz des Tages".
Bei der Bundesagentur für Arbeit kommt es nach Angaben des schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten Thilo Weichert zu massivem Missbrauch der Informationen über die Arbeitslosen. "Sensible persönliche Daten von Arbeitslosen werden nicht ordnungsgemäß gesichert", kritisierte Weichert in Kiel.
Besonders drastisch sei der Fall einer Mutter aus dem Ruhrgebiet, die ihrem Sachbearbeiter den Namen des Kindsvaters nicht nennen konnte. Das Kind sei Ergebnis einer flüchtigen Bekannt-schaft bei einem Fußballspiel des FC Schalke 04 gegen den HSV, gab die Frau demnach auf Nachfrage der Behörde zu Protokoll. Der Sachbearbeiter habe daraufhin den Vermerk um zynische Anmerkungen zur Lebensführung der Arbeitslosen ergänzt und im Behörden-Computer gespeichert, auf den alle 40.000 Mitarbeiter der Bundesagentur Zugriff hätten.
Nur wenige Tage später sei der Vermerk zur
allgemeinen Belustigung durch die ganze Republik kursiert,
kritisierte Weichert. Auch in Schleswig-Holstein sei die Mutter bald
"der Witz des Tages" gewesen. "Die
Bundesagentur und die örtlichen Arbeitsgemeinschaften verstehen
sich offenbar als große Familie, in der es keine Geheimnisse
gibt", sagte Weichert. Der Behörden-Computer werde
sogar genutzt, um ohne Entdeckungsrisiko zu privaten Zwecken
Informationen über Familien- und Nachbarschaftsstreitigkeiten zu
besorgen, berichtete Weichert. Der Zustand sei unhaltbar. Trotz
mehrfacher Ermahnungen habe die Bundesagentur bislang nicht für
eine ausrechende Datensicherheit gesorgt, sagte er.
Quelle: stern.de vom 29.03.06