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Arbeitsmarkt im Juni 2010

in Dortmund und bundesweit

Dortmund

Halbjahreszahlen: Arbeitslosigkeit steigt leicht

Um 0,1 Prozent auf 13,1 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in Dortmund im letzten Monat angestiegen. Dennoch gibt sich der Geschäftsführer der Arbeitsagentur, Stefan Kulozik, zuversichtlich: „Die Hoffnungen auf Belebung des Arbeitsmarktes haben sich erfüllt.“

37.144 Menschen sind in Dortmund als arbeitssuchend gemeldet. Vor genau einem Jahr seien noch 373 Personen mehr bei der Arbeitsagentur gemeldet gewesen - also ein glatter Prozentpunkt mehr, vergleicht Kulozik.

Vor dem Sommerloch schwäche sich die Erholung ab, gibt er zu bedenken. Aber: „Die Nachfrage nach qualifizierten Menschen steigt weiter.“ Das laufende Jahr habe sich viel besser entwickelt, als noch vor einem Jahr erwartet, so der Chef der Arbeitsagentur. „Der Konjunkturmotor springt an. Die Aufträge kommen wieder ‘rein.“ Den Arbeitsmarkt bezeichnet er als robust. „Die Unternehmen scheinen aus der Krise herauszufinden.“

Und wie das Beispiel Elmos zeige, haben sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, um durch schwache Zeiten zu kommen, ohne gleich qualifiziertes Personal zu entlassen. Stattdessen wird auf Kurzarbeit gesetzt. Ein Mittel, das die Arbeitsagentur ausdrücklich empfiehlt und auch finanziell unterstützt.

Elmos hatte im letzten Jahr bis zu 50 Prozent seiner Belegschaft in die Kurzarbeit geschickt, als die Krise sich abzeichnete. Und die auftragslose Zeit wurde genutzt, um die Beschäftigten zu qualifizieren. Als die Konjunktur bei dem Chiphersteller für die Automobilindustrie dann wieder schlagartig ansprang konnte Elmos von Null auf 100 durchstarten. Ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz, die gar nicht so schnell reagieren konnte, als es im zweiten Halbjahr 2009 wieder losging.

Wie lange die Auftragslage gut bleibe, könne niemand vorhersagen, erklärten gestern die Arbeitsagentur und Elmos. „Wir bewegen uns immer noch auf Eis“, verglich Kulozik gestern. Zur Sonderentwicklung bei den Arbeitslosenzahlen meinte er: „Da unser Agenturbezirk von der Krise recht moderat betroffen war, schlägt sich die Erholung nun auch weniger kräftig nieder als in anderen Regionen. Die Stimmung in den Unternehmen sei aber „recht gut“.

Quelle: Der Westen vom 30.06.2010

Bundesweit

Im Juni 2010 wurden von der Statistik der BA insgesamt 3,153 Millionen Arbeitslose registriert, 257.000 bzw. 7,5% weniger als im Juni 2009.

Von diesen 3,153 Millionen Arbeitslosen waren 0,984 Millionen (31,2%) im Rechtskreis SGB III und 2,169 Millionen (68,8%) im Rechtskreis SGB II (Hartz IV) registriert.

Als Arbeitsuchende waren im Juni 2010 insgesamt 5,774 Millionen Frauen und Männer registriert, 232.000 (3,9%) weniger als im Juni 2009.

Die von der Statistik der BA ermittelte „Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit“ betrug im Juni 2010 4,308 Millionen, 179.000 (4,0%) weniger als im Juni 2009.

Nach vorläufigen, hochgerechneten Daten hatten 0,915 Millionen (arbeitslose und nicht arbeitslose) Frauen und Männer Anspruch auf das beitragsfinanzierte Arbeitslosengeld (SGB III) und 4,998 Millionen Anspruch auf Arbeitslosengeld II.

Bereinigt um die Zahl der etwa 97.000 sog. Aufstocker (gleichzeitiger Bezug von Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II) hatten im Juni 2010 etwa 5,816 Millionen erwerbsfähige Frauen und Männer Anspruch auf Arbeitslosengeld (SGB III) bzw. Arbeitslosengeld II, „76.000 weniger als vor einem Jahr“ (BA-Monatsbericht, S. 20).

Quelle: Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ)

 

Rund neun Millionen Menschen wünschen sich (mehr) Arbeit

Insgesamt 8,6 Millionen Menschen in Deutschland würden gerne mehr arbeiten, als sie es derzeit tun. Für die Betroffenen bedeutet der unerfüllte Wunsch nach Arbeit oder Mehrarbeit mitunter starke Einbußen in der Lebensqualität. Für die Volkswirtschaft ist es ungenutzte Arbeitskraft.

Die Zahl der Menschen mit unerfülltem Arbeitswunsch setzt sich aus unterschiedlichen Personengruppen zusammen. Neben den Erwerbslosen spielen bei der Diskussion um ungenutzte Arbeitskapazitäten noch unterbeschäftigte Erwerbstätige und Personen in der sogenannten Stillen Reserve eine Rolle.

Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial

Im Jahr 2009 lebten in Deutschland insgesamt 63,6 Mill. Personen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren. Darunter waren 38,7 Mill. Erwerbstätige, 3,2 Mill. Erwerbslose und 21,7 Mill. Nichterwerbspersonen. Die Erwerbslosenquote der 15 bis 74-Jährigen, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen, lag bei 7,7%.

Die Erwerbslosenquote allein betrachtet bildet das mögliche Arbeitskräfteangebot jedoch nur unvollständig ab. Zum einen gibt es unter den Erwerbstätigen die Unterbeschäftigten, die den Wunsch nach mehr Arbeit haben und für diese auch verfügbar sind. Das sind beispielsweise Teilzeitkräfte, die gerne ihre Stundenzahl erhöhen würden oder Vollzeitkräfte, die bereit wären mehr zu arbeiten, um zusätzliches Geld zu verdienen. Insgesamt gab es 2009 rund 4,2 Mill. Unterbeschäftigte.

Zum anderen gibt es Personen, die sich in Stiller Reserve (1,2 Mill.) befinden. Darunter fallen Menschen, die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind, aber dennoch eine hohe Nähe zum Arbeitsmarkt aufweisen. Dies sind beispielsweise Menschen, die keine Arbeit suchen, weil sie keine Chance auf Erfolg sehen. Grundsätzlich würden sie aber gerne arbeiten und stünden für eine Arbeitsaufnahme zur Verfügung. Oder Personen, die Arbeit suchen, jedoch im Moment erkrankt sind und deshalb kurzfristig nicht verfügbar sind.

Alle drei Personengruppen (Erwerbslose, Unterbeschäftigte und Stille Reserve) zusammen ergeben –bezogen auf die Gesamtheit aus Erwerbspersonen und Stiller Reserve im Alter von 15 bis 74 Jahren– ein ungenutztes Arbeitskräftepotenzial von 20,1%.

Unterbeschäftigung: Erwerbstätige mit Wunsch nach Mehrarbeit

Mehr als jeder zehnte Erwerbstätige (10,9%) im Alter von 15 bis 74 Jahren in Deutschland war 2009 nach eigenen Angaben unterbeschäftigt.

Bei den Unterbeschäftigtenquoten gibt es deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Westen lag der Anteil mit 10,1% etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt, im Osten hingegen mit 13,9% erheblich darüber. Auch bei den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Bei Frauen (12,1%) ist der Wunsch nach Mehrarbeit stärker ausgeprägt als bei Männern (9,8%).

Wenn man mehr arbeiten möchte, geht dieser Wunsch mit der Aussicht auf zusätzliches Einkommen einher. Entsprechend beschränkt sich das Interesse an Mehrarbeit bei Weitem nicht auf Teilzeitbeschäftigte. Sie geben insgesamt häufiger (22,2%) an, unterbeschäftigt zu sein als Vollzeitbeschäftigte. Bei Vollzeitbeschäftigten liegt der Anteil immerhin bei 6,8%.

Von allen Erwerbstätigen, die laut eigenen Angaben 2009 unterbeschäftigt waren, befand sich nur etwas mehr als die Hälfte (53,3%) in einer Teilzeitbeschäftigung. Der Rest war vollzeitbeschäftigt (46,7%). Vor allem ein Großteil der Männer übte bereits eine Vollzeittätigkeit (69,9%) aus, wollte aber dennoch mehr Stunden pro Woche arbeiten.

Von den Nichterwerbspersonen im Alter von 15 bis 74 Jahren gehörten 2009 5,7% zur Stillen Reserve. Darunter fallen Personen, die zwar gerne arbeiten würden, aber entweder dem Arbeitsmarkt nicht kurzfristig zur Verfügung stehen können oder in den letzten vier Wochen nicht aktiv nach Arbeit suchten.

Gründe für fehlende Suchaktivitäten oder Nichtverfügbarkeit sind beispielsweise persönliche oder familiäre Verpflichtungen (einschließlich Kinderbetreuung), aber auch Krankheit oder Fortbildung. Bei Personen, die nicht aktiv Arbeit suchen, spielt zusätzlich Entmutigung eine Rolle. Knapp jeder Sechste, der nicht aktiv wird, hat aufgrund von mangelnden Erfolgsaussichten aufgegeben, weitere 17% nennen als Grund persönliche oder familiäre Verpflichtungen.

Auch Menschen in Stiller Reserve findet man im Osten Deutschlands häufiger als im Westen: ihr Anteil unter den Nichterwerbspersonen lag in den Neuen Ländern einschließlich Berlin bei 6,8%. Im früheren Bundesgebiet waren es lediglich 5,4%. Bei den Geschlechtern gibt es nur geringfügige Unterschiede.

Deutschland im Vergleich zur Europäischen Union

Auch im europäischen Vergleich vervollständigen die ergänzenden Indikatoren Unterbeschäftigung und Stille Reserve das Bild vom Arbeitsmarkt und können mit den Erwerbslosen als ungenutztes Arbeitskräftepotenzial zusammengefasst werden. Betrachtet man ausschließlich die Erwerbslosenquoten –wie häufig in internationalen Vergleichen üblich– lag Deutschland mit 7,7% auf Platz 12. Den niedrigsten EU-Wert hatten die Niederlande mit 3,4%, den höchsten verzeichnete Spanien mit 18,0%.

Vergleicht man hingegen die Quoten des ungenutzten Arbeitskräftepotenzials zwischen den EU-Ländern, verschlechtert sich die Position Deutschlands (20,1%) auf Platz 20. Innerhalb der EU reichte die Spanne von 8,1% in den Niederlanden bis hin zu 39,5% in Lettland.

Quelle: destasis.de vom 29.06.2010

 

 

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