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ARGE Probleme

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Alg II-Bezieher in unserer Redaktion anruft oder vorbeikommt, um sich über die Agentur zu beschweren:

Mal ist es ein Fehler im Alg II-Bescheid, mal ist das Geld bewilligt, landet aber nicht auf dem Konto, was dazu führen kann, dass die Betroffenen teure Überziehungszinsen berappen müssen und ihre Miete nicht zahlen können. Oder aber die "Kunden" fühlen sich bei der Agentur überhaupt nicht als Kunden sondern als Bittsteller, die entsprechend unfreundlich abgefertigt werden.

Nun haben die ARGE-Mitarbeiter sicherlich eine nicht immer ganz einfache Klientel vor ihren Schreibtischen sitzen, mancher Kunde dürfte sich da im Ton vergreifen. Doch Arbeitslosigkeit ruft enorme psychische Probleme hervor, nicht jeder weiß damit umzugehen und bewahrt die entsprechende Gelassenheit.

Darüber hinaus prallen in der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft aus Arbeits- und Sozialamt - kurz ARGE - Kulturen aufeinander. Da ist noch lange nicht zusammengewachsen was zusammengehört. Hinzu kommen Probleme mit der Software. Wenn sie nicht streikt, spuckt sie Bescheide aus, die wenig transparent sind. Der Antragsteller kann kaum nachvollziehen, wie die Summe unter dem Strich zustande kommt. Letztlich ist Hartz IV in Kraft getreten, als vieles noch nicht eindeutig geregelt war " und es in vielen Fällen immer noch nicht ist. Erinnert sei an die "eheähnliche Gemeinschaft".

Das nächste Problemthema lauert schon : angemessener Wohnraum. Wenn ein Alg-II-Bezieher in einer 57 qm Wohnung lebt, ihm aber maximal 50 qm zustehen, muss er dann ausziehen" Wenn ja, wer bezahlt Umzug, Kaution und den neuen Anstrich" Fragen über Fragen, die hoffentlich möglichst bald eindeutig beantwortet werden. Denn die Alg-II-Bezieher dürfen nicht vom Wohlwollen eines Sachbearbeiters abhängig sein, der womöglich noch ständig wechselt. - Bettina Kiwitt

Quelle: RN vom 13. Juni 2005

Arbeitslose ärgert sich über "Schikane" in der Agentur

Petra L. ist sauer, stinksauer könnte man sagen. "Die Art und Weise wie in der Agentur für Arbeit mit den so genannten Kunden umgegangen wird, finde ich skandalös." Zum 1. April musste die 41-jährige Arbeitslosengeld II beantragen. Mitte Mai erhielt sie zwar einen Bewilligungsbescheid, aber Geld hat die Ingenieurin und technische Redakteurin bisher nicht erhalten.

Doch damit hört der Ärger für sie noch lange nicht auf. Im Clinch lag die Arbeitslose mit den Mitarbeitern der ARGE auch in Sachen Datenschutz. "Ich sollte Name und Adresse meines Vermieters angeben und meine Kontoauszüge ungeschwärzt vorlegen", ist sie entrüstet. Geltende Rechtslage sei, dass das nicht erlaubt sei.

Nervige Lauferei

Damit immer noch nicht genug. "Ein Mitarbeiter der Agentur wollte plötzlich ganz andere Unterlagen sehen als noch der Kollege einen Tag zuvor". Das Resultat: eine nervige Lauferei und Warterei. L. fragt: "Welcher Sachbearbeiter hat sich denn nun richtig verhalten" Derjenige, der meinen Mietvertrag ungeschwärzt sehen wollte" Derjenige, der verlangte, dass mein Vermieter eine Mietbescheinigung ausfüllt" Oder derjenige, der den Antrag dann ohne diese Angaben bewilligt hat, aber "vergessen" hat, das Geld zu überweisen"" Fragen über Fragen. Was sagt die Agentur dazu"

In der ARGE würden nun sowohl ehemalige Mitarbeiter des Sozial- wie auch der Arbeitsamtes arbeiten. Für Sozialamtsmitarbeiter sei es früher normal gewesen, Kontoauszüge und Angaben zum Vermieter einzufordern, so Agentur-Pressesprecherin Daniela Karlic. Heute sei das anders. In speziellen Schulungen würden die Mitarbeiter eigentlich auf die veränderten Rahmenbedingungen hingewiesen.

Technischer Defekt

Der Bewilligungsbescheid von Frau L. sei tatsächlich bewilligt und die Zahlung angewiesen, aber letztlich nicht ausgeführt worden "Das ist ein technischer Defekt, vielleicht in der Software. Da forschen wir nach." Frau L. werde eine sofortige Barzahlung angeboten.

Petra L. kann sogar ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, "dass die gravierenden Umstrukturierungen in der Agentur zu Fehlern führen können." "Doch jeder, der schon mal arbeitslos war, weiß wie unangenehm die Situation ist. Ist es wirklich nötig, dass die Mitarbeiter Menschen in einer solchen Lage noch schikanieren""

"Eine Schikanierung war in keinster Weise beabsichtigt", betont Karlic. Man habe Frau L. sogar einen Gesprächstermin beim Teamleiter über ihren Ärger angeboten. Den habe sie nicht in Anspruch genommen. Kein Wunder, denn Petra L. hofft, dass eines ihrer Vorstellungsgespräche ihr einen Job bescheren wird. "Dann brauche ich mich nicht mehr über die Agentur zu ärgern." - kiwi

Quelle: RN vom 13. Juni 2005

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