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Pisa II: Deutschland ist Weltmeister bei der Abhängigkeit des Schulerfolgs von Einkommen und Vorbildung der Eltern - ansonsten unteres Mittelmaß

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Bei der zweiten weltweiten Pisa-Studie hat Deutschland insgesamt erneut schlecht abgeschnitten. Deutschlands Schüler landeten wieder nur in der unteren Hälfte. In keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt hängt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab wie in Deutschland. Das deutsche Schulsystem versagt vor allem bei der Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern.



-->   Pisa 2003: Deutschland macht dumm
  -   Die Befunde der neuen Pisa-Studie 2003 sind bei Migranten und Unterschichtkindern dramatischer als bisher angenommen. Jugendliche Zuwanderer, die ihre Schulzeit in Deutschland verbringen, erwerben wenig Wissen und gravierende Nachteile.   -   Bericht von Christian Füller in "taz" vom 06.12.04 (externer Link)

-->   Pisa 2003: Error Hauptschule - Nach der Grundschule wird verlernt
  -   Schon bevor die Pisa-Forscher in den nächsten Tagen ihre neue Studie vorstellen, verfallen Bildungspolitiker in Hysterie. Denn Pisa 2003 wird zeigen: Gegen den Kardinalfehler des Systems ist nichts getan worden - die frühe Auslese. Hauptschule heißt heute Sitzenbleiben, lebenslang   -   Report von Christian Füller und Marc Böhmann in "taz" vom 04.12.04 (externer Link)

dpa-Bericht (Quelle: http://onnachrichten.t-online.de, 21.11.04):

Pisa II: Deutsche Schüler bleiben mittelmäßig

Bei der zweiten weltweiten Pisa-Studie hat Deutschland insgesamt erneut schlecht abgeschnitten. Die Studie vergleicht die Leistungen von 41 Staaten, darunter 30 Industrieländer; Deutschlands Schüler landeten dabei in allen drei Testdisziplinen wieder nur in der unteren Hälfte. Beim aktuellen Schwerpunkt Mathematik konnten die Deutschen sich immerhin um drei Plätze verbessern und belegen jetzt den 17. Rang. Beim Lesen und Textverständnis, die Schlüsselkompetenz für das Lernen in Schule und Beruf, kommen sie dagegen nur auf Platz 20. Im Nebengebiet Naturwissenschaften klettert Deutschland immerhin von 20 auf Rang 16.

Von Einkommen abhängig
Drei Jahre nach der ersten Pisa-Studie belegt die Untersuchung erneut: In keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt hängt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab wie in Deutschland. Das deutsche Schulsystem versagt den Forschern zufolge vor allem bei der Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern. Bei gleicher Begabung hat ein Akademikerkind in Deutschland eine mehr als dreimal so große Chance, das Abitur zu erlangen, als ein Facharbeiterkind.

Zu viele Risikoschüler
Erschreckend hoch ist der Anteil so genannter Risikoschüler. Mehr als 22 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland können auch nach der neuen Pisa-Studie einfachste Texte nicht lesen und verstehen sowie selbst am Ende ihrer Pflichtschulzeit allenfalls auf Grundschulniveau rechnen. In keinem anderen großen Industrieland ist die Zahl der Schüler, die nur das unterste Testniveau erreichen, so hoch wie in Deutschland. Beim ersten Pisa-Test waren dies 22,6 Prozent.

Übung brachte nichts
Für die neue Studie wurden im Frühjahr 2003 bundesweit 50.000 Schüler im Alter von 15 Jahren getestet. Die Auswertung wird seit Wochen mit Spannung erwartet. Die Kultusministerkonferenz und die OECD werden die Studie offiziell erst am 7. Dezember vorstellen. In einigen Bundesländern waren auf Anordnung der Ministerien monatelang vor der Untersuchung Aufgaben aus dem ersten Test intensiv geübt worden - offenbar mit wenig Erfolg. Einen detaillierten Vergleich der Bundesländer haben die Kultusminister erst für den Herbst 2005 angekündigt.

Mathe: keine deutliche Verbesserung
Beim diesjährigen Schwerpunkt Mathematik zeigten die deutschen Schüler zwar mittelmäßige Leistungen, wenn es um Grundrechnen geht. Bei anspruchsvollen Aufgaben in Wahrscheinlichkeitsrechnen oder Geometrie fielen sie jedoch zurück. In der Gesamtwertung erzielt Deutschland knapp mehr als 500 Punkte. Beim ersten Test waren es 490. Wegen der statistischen Fehlertoleranz zählt dies nicht als deutliche Leistungsverbesserung. Mehrere Staaten liegen um die Punktzahl 500 herum dicht beieinander.

Schwache Schüler bleiben schwach
Bei Lesen und Textverständnis - Schwerpunkt des ersten Tests im Jahr 2000 - klettert Deutschland vom 21. auf den 20. Rang, gewinnt aber nur wenige Punkte hinzu. Dabei hat sich die Gruppe der leistungsstarken deutschen Schüler gegenüber dem ersten Test leicht verbessert, die schwachen Schüler sind dagegen schwach geblieben. Auch die neue Pisa-Studie zeigt: In keinem anderen vergleichbaren Industriestaat klaffen zugleich so große Leistungsunterschiede zwischen guten und schlechten Schulen, wie in Deutschland.

Deutsches Schulsystem einzigartig
Die Veröffentlichung des ersten Pisa-Schultestes im Dezember 2001 hatte eine breite bildungspolitische Debatte ausgelöst. Die Kultusminister verständigten sich auf mehr frühkindliches Lernen schon im Kindergarten. Der Bund unterstützt die Länder beim Aufbau von Ganztagsschulen bis 2007 mit vier Milliarden Euro. Für den Unterricht wurden neue Bildungsstandards entwickelt, die für alle Bundesländer gleichermaßen gelten sollen. Eine Diskussion über die Schulstruktur lehnten die Kultusminister bisher ab. Als einziges Land der Welt sortiert Deutschland Kinder schon mit zehn Jahren in die verschiedenen Schulformen Haupt- und Realschule sowie Gymnasium.

dpa

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