Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Armut/Sozialhilfe Unicef: Jedes zehnte deutsche Kind lebt in Armut

Unicef: Jedes zehnte deutsche Kind lebt in Armut

Immer mehr Kinder in Deutschland leben in Armut. Ihr Anteil ist seit 1990 um 2,7 Prozentpunkte überdurchschnittlich stark gestiegen und liegt jetzt bei 10,2 Prozent. Das geht aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervor, der am 1. März 2005 in Berlin vorgelegt wurde. Als arm gelten Haushalte, die mit weniger als der Hälfte des nationalen Durchschnittseinkommens auskommen müssen.



Quelle:   http://onnachrichten.t-online.de/c/35/63/58/3563584.html

Unicef: Jedes zehnte deutsche Kind lebt in Armut

Immer mehr Kinder in Deutschland leben in Armut. Ihr Anteil ist seit 1990 um 2,7 Prozentpunkte überdurchschnittlich stark gestiegen und liegt jetzt bei 10,2 Prozent. Das geht aus einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervor, der am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. Als arm gelten Haushalte, die mit weniger als der Hälfte des nationalen Durchschnittseinkommens auskommen müssen.

Armut ist relativ
Nach Angaben von Unicef lebt in Deutschland jedes zehnte Kind in relativer Armut, in den OECD-Staaten insgesamt sind es mehr als 45 Millionen. Allerdings: Verglichen mit der Armut, die sich in der dritten Welt findet, ist in Deutschland niemand arm. Armut wird heute - nach internationalen Konventionen - als "relative Einkommensarmut" definiert. Wer deutlich weniger als das jeweilige Durchschnittseinkommen hat, der bleibt hinter der allgemeinen Wohlstandsentwicklung zurück und wird als arm bezeichnet.

Kinder häufiger betroffen als Erwachsene
Am niedrigsten ist die Kinderarmut in Dänemark und Finnland mit unter drei Prozent. Besonders hoch ist der Anteil armer Kinder in den USA mit knapp 22 Prozent. Der Studie zufolge liegt Deutschland im Vergleich der OECD-Staaten bei der Kinderarmut im Mittelfeld auf Platz 12. Vergleicht man jedoch die Entwicklung der Kinderarmut seit 1990, fällt Deutschland auf Platz 18 von 24 OECD-Staaten. Die Rate der Kinderarmut wächst hier schneller als unter Erwachsenen - Kinder sind häufiger von Armut betroffen.

Unterschied zwischen Ost und West
In Westdeutschland hat sich die Kinderarmut seit 1989 mehr als verdoppelt - von 4,5 Prozent auf 9,8 Prozent im Jahr 2001. Der Osten liefert noch schlechtere Zahlen: In Ostdeutschland liegt der Anteil armer Kinder bei 12,6 Prozent.

Große Not bei allein Erziehenden
In Deutschland leiden der Studie zufolge besonders Kinder allein Erziehender und der Nachwuchs aus Zuwandererfamilien unter Armut: 40 Prozent der Kleinen, die bei einem Elternteil leben, sind arm. Unter Kindern aus Zuwandererfamilien verdreifachte sich die Armutsrate in den neunziger Jahren: von fünf auf 15 Prozent. Unicef-Deutschland-Chef Reinhard Schlagintweit rief die Bundesregierung auf, mehr zu tun, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern. Dazu gehöre besonders auch der Bereich der Bildung.

Mangel auch an Zuwendung und Bildung
Kinder armer Familien seien in vieler Hinsicht benachteiligt und ausgegrenzt, beklagte Unicef. Neben materiellen Dingen mangele es ihnen oft auch an Zuwendung, Erziehung und Bildung. Die Kleinen aus armen Familien hätten zudem häufiger gesundheitliche Probleme, könnten sich im Unterricht nicht konzentrieren und brächen die Schule ab. Bei Kindern ausländischer Eltern kämen Sprachprobleme hinzu. Mangelhafte Ausbildung und dadurch schlechte Berufschancen setzten Armutsbiografien fort.

Appell an die Regierungen
Die UN-Kinderhilfsorganisation forderte die Regierungen auf, ihre Haushalts- und Sozialpolitik stärker an den Bedürfnissen von Kindern auszurichten. Ein erster möglicher Schritt: Jede Regierung soll Ziele und Zeitvorgaben festsetzen, um die Kinderarmut zu reduzieren.

dpa, ube

Artikelaktionen