Welle der Solidarität - Rote Karte für Konzerne
"Frech und menschenverachtend" lautet das Urteil von Martin Reigers. Bereitwillig unterschreibt er die Protestaktion von verdi gegen den Stellenabbau bei Dresdner Bank, Commerzbank und Allianz. Er ist (noch) Kunde einer der Konzerne, die trotz Rekordgewinnen allein in Dortmund knapp 1000 Arbeitsplätze abbauen wollen.
Die Allianz, ihre Tochterfirma Dresdner Bank und die Commerzbank werden in den nächsten Tagen nicht nur zahlreiche Postkarten empörter Kunden erhalten, sondern auch eine lange Protestunterschriftenliste von Dortmunder Bürgern.
Am Samstag sammelte Verdi mit rund 30 Angestellten der Konzerne in der Innenstadt über 1000 Unterschriften. Nächsten Samstag werden sie die Aktion wiederholen.
"Wir wollen die Öffentlichkeit informieren und durch diese Aktionen die Vorstände zum Rückzug ihrer Pläne bewegen", so Roman Eberle, Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Finanzdienstleistungen. Sie zeigen den Bossen die rote Karte und stoßen dabei auf breiten Rückhalt in der Bevölkerung. "Besonders ehemalige Hoesch-Mitarbeiter haben sich solidarisch erklärt", berichtet Peter Diera von der Allianz. In den sechs Jahren als Betriebsrat habe er eine solche Situation in seinem Betrieb noch nicht erlebt. Er fungiert in letzter Zeit auch als Seelsorger für verzweifelte Kollegen. "Die Abfindungen werden niemals so hoch sein, wie es derzeit von der Konzernleitung verbreitet wird. Wer unter 40 ist und noch keine zehn Jahre dabei ist, erhält höchstens 20.000 ? brutto", so seine Einschätzung.
Auch die Dortmunder Regina Wichmann und Fred Jäkel zeigen sich entsetzt. "Wer soll der jungen Generation noch Werte vermitteln und Ausbildungsplätze anbieten, wenn schon so große, wohlhabende Konzerne nur nach mehr Profit schauen. Hier fehlt es an sozialer Verantwortung!" - nic
Quelle: Ruhr Nachrichten vom 16. Juli 2006