Schmutziger Strom
Was aus der Steckdose kommt, war für die meisten Stromkonsumenten bisher nicht von Interesse. Doch in Zeiten, in denen der Klimaschutz immer mehr ins Bewusstsein rückt, hat sich das geändert. Ökostrom ist zu einer Gewissensfrage geworden. Vier heimische Verbände (Kreisverband der Grünen, Schutzgemeinschaft Fluglärm, Bund für Umwelt und Naturschutz und IPPNW) machen sich das jetzt zu Nutze - und fordern die Verbraucher auf, dem regionalen Energieversorger DEW den Rücken zu kehren und zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.
Rund 80 Prozent seines Stroms beziehe DEW nämlich aus dem veralteten E.ON-Steinkohlekraftwerk Knepper. Mit rund zwei Mio. Jahrestonnen Kohlendioxid sei das Werk ein "wahrer Klimakiller", kritisiert Ulrich Langhorst, Kreisverbandsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
Das Aktionsbündnis wirft DEW nicht nur vor, "schmutzigen Strom" zu verkaufen. Auch setze der Versorger nicht auf neue Energien. Damit nicht genug: Das Bündnis bezichtigt DEW zudem des "Etikettenschwindels".
So rechne das Unternehmen seine Zahlen in "offiziellen Verlautbarungen" schön. Etwa, wenn es um den Einsatz fossiler Brennstoffe zur Stromerzeugung gehe. Langhorst beruft sich dabei auf "interne Angaben", ohne nähere Quellenangaben zu machen.
Die Schutzgemeinschaft Fluglärm begründet den Wechsel-Aufruf zudem mit dem "Klimakiller" Flughafen. Mit dem Stromverkauf werde die "Startbahn Ruhrgebiet" subventioniert, beanstandet der stellvertretende Vorsitzende Derik Meßling. Angeblich werde der Airport mit rund 25 Mio. Euro jährlich unterstützt - und damit u.a. das Förderprogramm für Billigfluglinien erst möglich gemacht. Aus Sicht der Verbände sind der "miserable Strommix" und der aus den Stromerträgen subventionierte Flughafen gute Gründe, zu einem "seriösen Ökostromanbieter" zu wechseln.
DEW weist die Kritik von sich. 92,5 Prozent des Stroms beziehe man von der RWE Westfalen-Weser-Ems. Die restlichen 7,5 Prozent seien überwiegend Eigenerzeugung. Die Behauptung, 80 Prozent des Stroms kämen aus dem E.ON-Kraftwerk Knepper, sei deshalb "in keinster Weise nachvollziehbar". Auch fördere DEW den Ausbau regenerativer Energie in vielfältiger Weise. Und in Sachen Flughafen stellt das Unternehmen klar: "Wie bei jeder anderen Firma haben unsere Gesellschafter ein Anrecht auf die Abführung der Gewinne. Was ein Gesellschafter mit den Gewinnen macht, liegt allein in seiner Entscheidungsgewalt." - ar www.atomausstieg-selber-machen.de
Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 09. März 2007