Kapitalismus am Ende?
Elmar Altvater referiert im Vorfeld des G8-Gipfels zu Energiesicherheit und Klimakatastrophe
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Wann |
22.05.2007 von 19:30 bis 22:00 |
Wo | zeche carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, Essen |
Termin übernehmen |
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Knapp zwei Wochen vor dem Beginn des G 8-Gipfels in Heiligendamm
haben die zeche carl und das attac-netzwerk am kommenden Dienstag,
den 22. Mai, den renommierten Politikwissenschaftler und Professor
für Politische Ökonomie an der FU-Berlin, Elmar Altvater, zu einem
Vortrag über ‚Die G 8 und die Sicherung der Energieversorgung` nach
Essen eingeladen. Die Unsicherheit in der Versorgung mit fossilen
Energieträgern wie Erdöl und Erdgas sowie die Folgen der Emissionen
von Kohlendioxid für das globale Klima werden Anfang Juni in
Heiligendamm die beherrschenden Themen sein. Für Elmar Altvater macht
die absehbare Erschöpfung der fossilen Energieträger, der
Treibhauseffekt und die drohende Klimakatastrophe ein radikales
Umsteuern in Richtung der Nutzung erneuerbarer Energien
unvermeidlich. Das Ende des „fossilen Zeitalters“ bedeutet für
Altvater auch ‚Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen', so der
Titel seines letzten Buches, welches er am Dienstag um 19:30 Uhr in
der zeche carl vorstellen wird.
Mit der Umstellung der Energiebasis sind grundsätzliche Veränderungen
der Produktionsweise und der Konsummuster verbunden, die auch Chancen
für eine solidarische Ökonomie und eine ökologisch nachhaltige
Gesellschaft beinhalten. Elmar Altvater arbeitet bereits seit langem
zu Fragen der Globalisierung und zum Zusammenhang von Ökologie und
Ökonomie. Er verbindet die Analyse der gegenwärtigen Energiekrise mit
einer „radikalen Kapitalismuskritik“ und der Suche nach
„glaubwürdigen Alternativen“ und liefert so einen wichtigen Beitrag
für die Perspektivdiskussion der globalisierungskritischen Bewegung.
Das Ende des Kapitalismus
wie wir ihn kennen?
Die G 8 und die Sicherung der Energieversorgung
Mit: Elmar Altvater (Professor für Politische Ökonomie FU Berlin)
Seit dem ersten Weltwirtschaftsgipfel 1975 in Rambouillet stand die
Sicherung der Energieversorgung der industrialisierten
Verbraucherländer ganz oben auf der Tagesordnung. Auch auf dem
G8-Gipfel im Juni in Heiligendamm wird die Energiesicherheit das
beherrschende Thema sein. Seit der ersten Ölpreiskrise in den frühen
siebziger Jahren ist klar, dass die fossilen Energieträger nicht
dauerhaft zu Billigpreisen in der gewünschten Menge zur Verfügung
stehen. In vielen Förderregionen hat die Ölförderung mittlerweile
ihren Höhepunkt überschritten. Die Ölversorgung ist seitdem zu einer
zentralen Frage der nationalen Sicherheit und damit zu einer Frage
von Krieg oder Frieden geworden. Der Krieg der USA gegen den Irak
wird auch wegen des Öls geführt.
Inzwischen geht es aber nicht mehr in erster Linie um das knapper
werdende Öl. Wichtiger sind die Emissionen von Kohlendioxid für das
globale Klima. Der Treibhauseffekt wird die Lebensbedingungen für
alle Lebewesen auf der Erde radikal verändern und er kostet in den
nächsten Jahren viele hundert Milliarden Euro. Umsteuern weg vom Öl
in Richtung der Nutzung erneuerbarer Energien ist eine Notwendigkeit.
Doch ist von den G8-Staaten diese Anstrengung zu erwarten?
Nach Auffassung des St. Petersburger G 8-Gipfels im letzten Jahr wird
auch im Jahre 2030 80 Prozent der verbrauchten Energie fossilen
Ursprungs sein. Das Energieregime bleibt wesentlich fossil, ergänzt
um nukleare Energie. Die begrenzten Uranvorräte, die ungelöste
Entsorgungsfrage, die Unfallgefahren und die Risiken einer möglichen
militärischen Nutzung der Nuklearenergie werden dabei bewusst
ausgeblendet. Der EU-Gipfel vom März diesen Jahres hat immerhin eine
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent bis 2020
beschlossen. Das ist viel zu wenig, um das Klima zu stabilisieren. Es
muss Druck gemacht werden, damit EU und G8 ihren Beitrag dazu
leisten, die erneuerbaren Energien aus der verordneten
Nischenexistenz heraus zu holen. Sonst wird die Klimakatastrophe
nicht zu verhindern sein.
Die absehbare Erschöpfung der fossilen Energieträger und die sich
immer deutlicher abzeichnenden ökologischen Verheerungen machen für
Elmar Altvater eine grundsätzliche Veränderung der Produktionsweise
und der Konsummuster unvermeidlich. Das Ende des fossilen Zeitalters
bedeutet auch ‚Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen', so der
Titel von Altvaters letzter Publikation. Neben einer radikalen Kritik
des auf fossilen Energieträgern basierenden Kapitalismus wird
Altvater in der Veranstaltung auch die mit dem Umbruch verbundenen
Chancen einer solidarischen Ökonomie und ökologisch nachhaltigen
Gesellschaft diskutieren.