Fluglärmgegner haben reichlich Oberwasser
Eine Versammlung der Fluglärmgegner ist kein Kindergarten-Ausflug. Das kann man auch nicht erwarten. Die Stimmung ist kämpferisch, einzelne Stimmen sind laut und deutlich, die Wortwahl klar, und gelegentlich mangelt es ihr an einer gewissen Feinheit. Nicht anders war es Donnerstagabend im ev. Gemeindehaus in Aplerbeck, in dessen großem Saal rund 300 Mitglieder der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) zusammenkamen.
Es war ein Abend der starken Worte. Ein deutliches Signal des Widerstandes ging von der Zusammenkunft aus. Allen Betroffenen steckte die Wut und Furcht vor den Ausbauplänen der "Startbahn Ruhrgebiet" spürbar in den Knochen.
Informationen über den künftigen Weg hatten sich die meisten der Versammelten erhofft - und die bekamen sie. SGF-Vorsitzende Ursula Wirtz rief die Mitglieder zu einem gewaltfreien Protest gegen das "Millionengrab" Flughafen aus, "wie wir ihn bisher noch nicht hatten".
Um das Gefecht um die Dortmunder Lufthoheit zu gewinnen, plant die SGF beispielsweise eine Befragung aller Ratsvertreter. "Wir wollen schwarz auf weiß wissen, wie sie zur Wunschliste von Flughafenchef Manfred Kossack stehen." Damit sich hinterher keiner herausreden könne. Auch sollen Flugblätter verteilt werden, die über den "Ausbau-Wahnsinn" informieren.
Wirtz sprach nüchtern, im Saal war es noch relativ ruhig. Das änderte sich mit den Wortmeldungen. Es kam die Stunde der Zuspitzer, der Ton wurde polemisch, Dampf wurde abgelassen. Die von der IHK vorgelegte Flughafenstudie sei "menschenverachtend", schimpfte etwa ein lärmgeplagter Anwohner. Applaus von der Menge!
In so einer aufgeheizten Atmosphäre haben es Politiker natürlich schwer. Dabei erklärten sich alle Parteien-Vertreter mit den Flughafengegnern solidarisch. Gleichwohl wurde Sabine Poschmann (SPD) ausgebuht. Sie bekam die Quittung dafür, dass die Sozialdemokraten (noch) eine gespaltene Meinung zum Flughafenausbau haben.
Während der Versammlung sammelte die SGF 246 Unterschriften, die OB Gerhard Langemeyer gestern übergeben wurden. Gemeinsam mit einer Erklärung. Darin heißt es u.a.: "Wir fordern die Einhaltung des Status quo, der der Flughafengesellschaft noch ausreichende Entwicklungs-Möglichkeiten gibt." - ar
Quelle: Ruhr Nachrichten vom 22. September 2006