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Waidmanns Heil ...

Im Zuge der Sanierung des KarstadtQuelle-Konzerns haben die Beschäftigten erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Die Situation sei schwierig – alle müssten „den Gürtel enger schnallen“ hieß es... Wirklich alle? Für den ehemaligen Konzernchef, Dr. Walter Deuss und einige seiner „Kollegen“ gelten ganz andere Regeln!

KarstadtQuelle hatte ihm (und weiteren vier Ex-Vorständen) die Nutzung eines Dienstwagens auch nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses zugesagt. Im Zuge der Sanierung wurden diese Verträge vom Konzern gekündigt und die Wagen zurückgefordert. Nicht mit uns, dachten sich die Ex-Chefs und wollen nun vor Gericht erzwingen, dass ihnen weiterhin Dienstwagen samt Chauffeur gestellt werden. Am 20.Januar 2006 wird vor dem Essener Landgericht verhandelt.

Der im Jahre 2000 ausgeschiedene Deuss beharrt sogar darauf, dass ihm das Unternehmen auch die Überstunden für den Chauffeur bezahlt. Ungeachtet des öffentliches Streits hat der Ex-Karstadt-Chef zwischenzeitig eine neue Karosse bestellt, einen funkelnagelneuen Audi A8 - „mit allem Schnick und Schnack“, wie es heißt. Und die Überstunden? Sie fallen an, weil Deuss den Fahrer rund um die Uhr beansprucht – „etwa um sich zur Jagd fahren zu lassen.“ Waidmanns Heil!

Während den Beschäftigten Einbußen und Opfer abverlangt werden, pochen die Ex-Vorstände auf ihre Privilegien. Diese Haltung löst Zorn und Unmut bei der Belegschaft aus, erst recht nachdem zwischenzeitig bekannt geworden ist, dass sich Deuss beim Ausscheiden aus dem Unternehmen seine Pensionsansprüche gegen eine mögliche Insolvenz des Unternehmens absichern lassen. Kosten für das Unternehmen: fünf Millionen Euro.

Diese Selbstbedienungsmentalität ist kein Einzelfall:

Die Bezüge der deutschen Top-Manager sind in den vergangenen Jahren explosionsartig gestiegen. Wie eine Untersuchung von Kienbaum zeigt völlig losgelöst von Umsätzen, Gewinnen, Beschäftigung und Angestelltenverdiensten.

In den großen Aktiengesellschaften gab es in den letzten Jahren schier unglaubliche Wachstumsraten. Die Vorstandsbezüge der DAX-Vorstände stiegen zwischen 1998 und 2004 um 108 Prozent. Sie haben sich also innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppelt! Die durchschnittlichen Bezüge dieser Top-Manager betrugen im letzten Jahr 1,6 Millionen Euro. Die Vergütung der Vorstandsvorsitzenden betrug im Durchschnitt 2,6 Millionen Euro. Dabei sind die Vergütungsbestandteile wie etwa Aktienoptionen nicht einmal mitgerechnet.

Gesamtbezüge und Bezugsgrößen – Steigerung 1998 bis 2004

Vorstandsbezüge DAX-Unternehmen

+ 108 Prozent

Jahresüberschüsse DAX-Unternehmen

+ 27 Prozent

Umsatzerlöse DAX-Unternehmen

+ 21 Prozent

Angestellten-Verdienste insgesamt

+ 16 Prozent

Preisindex Lebenshaltung

+ 10 Prozent

Die Euro-Millionäre in den Vorstandsetagen sind weiter auf dem Vormarsch. Die Anzahl der Unternehmen mit Pro-Kopf-Bezügen von über 1 Million Euro hat sich in den letzten Jahren kräftig erhöht: Waren es 1990 nur vier und 1995 gerade einmal acht, so stieg diese Zahl bis zum Jahre 2003 auf 76.

Quelle: verdi Landesbezirk NRW

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