Freitag: Ärzte schließen Praxen
"Wir haben jetzt eingesehen, dass ihr für uns nach Berlin fahrt. Eigentlich müssten wir dort demonstrieren." Den Zuspruch von Patienten erfuhr Dr. Prosper Rodewyk in letzter Zeit immer wieder. "Die Strapazen, für einen Tag nach Berlin zu fahren, sind ihnen aber nicht zuzumuten", sorgt sich der Hörder Internist, in dessen Praxis u. a. viele Diabetiker versorgt werden.
Auch sie dürften zu den Verlierern gehören, verabschiedet die Politik bis zur Sommerpause den nächsten Sparkatalog im Gesundheitswesen. Danach dürfen Ärzte nur noch Insuline verschreiben, die Diabetikern nicht die Lebensqualität versprechen, die sie von modernsten Medikamenten erwarten dürfen.
Nächsten Freitag (19. 5.) ist es wieder so weit. Dann bleibt erneut etwa jede zweite Praxis in Dortmund geschlossen, wie zuletzt am 24. März. Mehrere zehntausend Ärzte versammeln sich in Berlin. Quer aus der Republik reisen drei Sonderzüge in die Bundeshauptstadt. Das ärztliche Praxisnetz Dortmund, dessen Vorstand Dr. Rodewyk ist, macht sich auch auf den Weg, von 28 Augenärzten in der Stadt schließen 23 ihre Praxis, unter den Hausärzten und Gynäkologen zeichnet sich ebenfalls eine sehr große Beteiligung ab. Sie alle protestieren nach dem Aufruf des Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. "Es geht definitiv um die Versorgung von Patienten", unterstreicht Dr. Rodewyk, der die Forderungen der Ärzte wiederholt, wie Therapiefreiheit, den Wegfall des Bonus-Malus Systems, den Erhalt der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung, keine Staatsmedizin, Abbau der überbordenden Bürokratie.
Die Notfallversorgung am Freitag ist gesichert. "Durch kollegiale Vertretung ist dies aber nicht als Notdienst zu werten, damit die Patienten keine 10 Euro Praxisgebühr zahlen müssen", betont Dr. Andreas Geißler als Vorsitzender der Bezirksstelle Dortmund innerhalb der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. - bö
Freitag (19. 5.) erfahren Patienten unter der Rufnummer 1 92 92, welche Ärzte Dienst haben.