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Schneller studieren, länger warten

2005/06 hat die TU Dortmund die neuen Studienabschlüsse Bachelor/Master für das Lehramt eingeführt. Für die Uni heißt das vor allem eins: Doppelt so viel Verwaltungsarbeit. Und die Studenten? Warten seit einem halben Jahr auf ihre Abschlusszeugnisse.

Eva S. heißt eigentlich anders. Weil noch Prüfungen ausstehen, will sie ihren Namen jedoch nicht in der Zeitung lesen. Die 22-Jährige begann im Wintersemester 2005/06 an der TU Dortmund ein Lehramtsstudium. Fächer: Sport und Deutsch. Just zu diesem Zeitpunkt stellte die Uni auch auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master um. Eva S. gehörte somit zu den Vorreitern, studierte im ersten Jahrgang, der nicht mehr das Staatsexamen ablegen wird.

Sechs Semester benötigt ein Student normalerweise für den Bachelor. Eva S. war fleißig und schloss nach fünf ab. Das war im Frühjahr 2008.

Seitdem wartet die Studentin auf ihr Zeugnis. Das kommt - seit der Neuregelung - nicht mehr vom staatlichen Lehrerprüfungsamt, sondern von der Uni. Die hat Eva S. bislang lediglich eine Bescheinigung über das Bestehen der Prüfung ausgestellt. Ohne Noten. Um sich an einer anderen Uni für ein Masterstudium einzuschreiben, reicht das jedenfalls nicht.

Eva S. hatte anfangs Verständnis. „Die Regelstudienzeit war ja noch nicht zu Ende”, räumt sie ein. Aber inzwischen mag sie nicht mehr warten. Mehrfach hakte die 22-Jährige telefonisch und persönlich nach. „Im Prüfungsamt hieß es, man wisse noch nicht, wie das Layout der neuen Zeugnisse aussehen soll.” Auch die Übersetzung - zum Bachelorzeugnis gehört ein Zusatzdokument, auf dem der Studienverlauf des Prüflings auf Englisch erläutert ist - sei sehr aufwendig.

Abraham van Veen, Leiter des Zentrums für Information und Beratung an der TU: „Seit der Umstellung auf Bachelor und Master für das Lehramt haben wir eine Zunahme der Prüfungsverwaltung um das 8000fache.” Rund 600 Studenten erwarben bis Oktober vergangenen Jahres den Bachelor. „Mehrere Zeugnisse sind bereits herausgegeben worden und in kürzester Zeit werden alle ihr Zeugnis erhalten”, versichert van Veen.

Klar sei auch, dass man die minutiöse Auflistung aller Lehrveranstaltungen auf Englisch doppelt checken lasse - man wolle sich schließlich nicht blamieren, wenn ein Dortmunder Student sich im Ausland bewerbe.

Für die Verwaltung der Lehramtsprüflinge hat van Veen drei Mitarbeiter, die auf Hochtouren daran arbeiten, „die Studenten in dieser extremen Situation erst recht gut zu bedienen”. Bei so einer Massen-Umstellung gebe es jedoch auch Zeiten, in denen es nicht reibungslos laufe.

Eva S. studiert immer noch an der TU, macht im Sommer ihren Master. Anfang Juli wird sie ihre letzte Prüfung ablegen, im September beginnt das Referendariat. Dafür muss sie das Zeugnis vorlegen. Schon jetzt sorgt sich die 22-Jährige, ob sie das auch rechtzeitig bekommen wird. Van Veen beruhigt: „In solchen Fällen machen wir das Unmögliche möglich.”

Quelle: WAZ vom 6.2.09

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