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Strafanzeige wegen 1199-Kontonummern

Die guthabengeführten Girokonten der Hamburger Sparkasse (Haspa) mit den umstrittenen Anfangsnummern 1199 beschäftigen jetzt auch die Justiz. Der Kontobesitzer Volker E. (43) erstattete gestern bei der Hamburger Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen den Vorstand und Aufsichtsrat der Haspa sowie Hamburgs Bürgermeister, Datenschutzbeauftragten sowie die Sozialsenatorin.

Der Schenefelder sieht in den 1199-Kontonummern einen Verstoß gegen den Datenschutz, die allgemeine Gleichbehandlung und das Grundgesetz. Staatsanwalt Rüdiger Bagger konnte den Eingang der Anzeige gestern noch nicht bestätigen: "Wegen der computermäßigen Erfassung dauert die Eingangsbestätigung bis zu fünf Tage."

Bei der Haspa gibt es derzeit 9000 Kunden, die ihr Konto auf Guthabenbasis führen. Für diese Konten werden weder Dispo-Kredite noch EC-Karten gewährt. Auch Online-Banking ist nicht möglich. Diese Konten beginnen mit den vier Ziffern 1199. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte die Praxis als "menschenverachtende Stigmatisierung" der Nutzer. Die Verbraucherzentrale Hamburg forderte die Haspa auf, diese "verräterischen" Nummern abzuschaffen (das Abendblatt berichtete).

In der Regel nutzen vor allem Sozialhilfeempfänger, Hartz-IV-Bezieher und überschuldete Bürger Guthabenkonten. Im Alltag bedeute dies für die Inhaber oft eine Brandmarkung, die auch die Job- oder Wohnungssuche erschwere, so Volker E. "Gegen diese Praxis zulasten armer Menschen werde ich kämpfen", sagte er. Der Marketing-Experte, der nach eigenen Angaben durch den Konkurs seines Geschäftspartners in die Schuldenfalle geriet, hat selbst ein 1199-Konto. Die Suche nach Investoren für seine Projekte und Auftraggebern seien mehrfach gescheitert, nachdem er seine Kontoverbindung angab, weil diese schon über die Kennziffern seine finanzielle Situation verriet, so Volker E.

Nach der öffentlichen Kritik bietet die Haspa jetzt betroffenen Kunden an, ihre 1199-Nummer gegen eine neue Kontonummer auszutauschen. "Bisher haben sich aber nur einige wenige Kunden gemeldet", so Haspa-Sprecher Marcus Schoene.- bk

Quelle: Hamburger Abendblatt vom 22. September 2006

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