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Statistisches Bundesamt: Anteil der öffentlichen Transfers an Bruttoeinkommen privater Haushalte wächst

Gut ein Viertel (26 Prozent) der Bruttoeinkommen privater Haushalte entfiel 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf öffentliche Transfers. Vor zehn Jahren habe der Anteil nur 20 Prozent betragen. --- Statistische Daten zu den Einkommen privater Haushalte und zur Aufschlüsselung der Transfers aus öffentlichen Kassen. --- Bericht von dpa/onWirtschaft.t-online, 03.12.04



Quelle:   http://onwirtschaft.t-online.de/c/29/30/79/2930796.html

Immer mehr Menschen leben vom Staat

In Deutschland leben immer mehr Menschen auf Staatskosten. Gut ein Viertel (26 Prozent) der Bruttoeinkommen privater Haushalte entfiel 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf öffentliche Transfers. Vor zehn Jahren habe der Anteil nur 20 Prozent betragen, sagte Behördenpräsident Johann Hahlen. So erhielten rund 3,4 Millionen Haushalte am Jahresende 2003 Wohngeld, rund 466.000 Personen erhielten Leistungen der bedarfsorientierten Grundsicherung.

Jeder zweite Euro aus Erwerbsarbeit
In einigen Bundesländern, insbesondere in Ostdeutschland, stamme inzwischen nur noch jeder zweite Euro aus Erwerbseinkommen. Ursache für den höheren Anteil der Staatsgelder seien vor allem mehr Rentnerhaushalte und die mehrmalige Anhebung des Kindergeldes. Zugenommen hätten jedoch auch die Zahlungen an Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose.

Mehr Empfänger von Wohngeld
8,7% aller privaten Haushalte erhielten 2003 Wohngeld. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Empfängerhaushalte um 9,3% gestiegen, so die Statistiker. Wohngeld ist ein von Bund und Ländern getragener Zuschuss zu den Wohnkosten. Es wird Mietern und Eigentümern gezahlt, wenn die Höhe ihrer Miete oder Belastung für angemessen großen Wohnraum die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ihres Haushalts überfordert.

Knapp fünf Milliarden für Wohngeld ausgegeben
Die Gesamtausgaben für das Wohngeld betrugen im Jahr 2003 bundesweit knapp 4,9 Mrd. Euro, 6,9% mehr als 2002. Der durchschnittliche monatliche Wohngeldanspruch lag bei 129 Euro. Den Empfängerhaushalten von allgemeinem Wohngeld wurden im Monat durchschnittlich 108 Euro an Wohngeld ausgezahlt, den Empfängerhaushalten von besonderem Mietzuschuss durchschnittlich 169 Euro. Etwas mehr als ein Drittel der rund 2,2 Millionen Empfängerhaushalte, nämlich 34% oder 1,2 Mill. Haushalte, bezogen neben dem Wohngeld auch Sozialhilfe oder Leistungen der Kriegsopferfürsorge.

Eigenständige Leistungen für erwerbsgeminderte Personen
Ursache für den deutlichen Anstieg der Zahl der Empfängerhaushalte von allgemeinem Wohngeld ist, neben der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, unter anderem das zum 1. Januar 2003 in Kraft getretene "Gesetz über eine bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" (GSiG). Dieses neue Sozialleistungsgesetz sieht für über 65-Jährige sowie für dauerhaft voll erwerbsgeminderte Personen ab 18 Jahren eine eigenständige Leistung vor, welche den grundlegenden Bedarf für den Lebensunterhalt sicherstellt. Empfänger von Leistungen nach dem GSiG haben in der Regel Anspruch auf allgemeines Wohngeld.

Halbe Millionen Empfänger der Grundsicherung
Viele Grundsicherungsempfänger hatten bis Ende 2002 als Sozialhilfebezieher Anspruch auf besonderen Mietzuschuss. Wie das Statistische Bundesamt auf Grund vorläufiger Ergebnisse mitteilt, erhielten am Jahresende 2003 in Deutschland rund 466.000 Personen Leistungen der bedarfsorientierten Grundsicherung. Das sind 0,7% der Bevölkerung ab 18 Jahren. Insgesamt wandte die öffentliche Hand für Leistungen nach dem Grundsicherungsgesetz im Jahr 2003 brutto rund 1,46 Mrd. Euro auf. Netto – nach Abzug insbesondere von Erstattungen anderer Sozialleistungsträger – verblieben 1,36 Mrd. Euro.

Rund 300 Euro pro Leistungsempfänger
Im Durchschnitt errechnete sich für einen Grundsicherungsempfänger zum Jahresende 2003 in Deutschland ein monatlicher Bruttobedarf von 572 Euro, wovon deutlich mehr als ein Drittel auf Unterkunft und Heizung entfiel, im Schnitt 227 Euro. Unter Berücksichtigung des angerechneten Einkommens in Höhe von durchschnittlich 274 Euro wurden je Empfänger netto etwa 297 Euro an Grundsicherungsleistungen ausgezahlt.

Ost-West-Einkommenschere bleibt bestehen
Der aktuellen Einkommen- und Verbraucherstichprobe aus dem 1. Halbjahr 2003 zufolge betrug das Bruttoeinkommen der Privathaushalte in den neuen Ländern und Berlin im Schnitt 2734 Euro pro Monat, das sind 76 Prozent des Westniveaus (3619). Bei den verbleibenden Nettoeinkommen - also nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben - betrug die Spanne 660 Euro oder 77 Prozent West. Im Schnitt liegen die Nettoeinkommen aller Haushalte bundesweit bei 2771 Euro (West: 2895; Ost: 2233).

Auch Nord-Süd-Gefälle
"Der Aufholprozess hat sich seit 1998 verlangsamt", sagte Hahlen. Beim Einkommen sowie beim Verbraucherverhalten gebe es zwar auch ein Nord-Süd-Gefälle sowie Differenzen zwischen Stadtstaaten und Flächenländern. Am ausgeprägtesten seien aber Ost-West-Differenzen.

Süddeutsche haben am meisten auf der hohen Kante
Dies betrifft auch das Konsum- und Sparverhalten. Die Sparquote lag im Osten Anfang 2003 mit 9,5 Prozent deutlich unter der im Westen (11,8 Prozent), wobei die Süddeutschen am meisten auf die hohe Kante legten. Dafür gaben die Ostdeutschen mehr für Konsum aus. Der Anteil der Konsumausgaben betrug 79,3 Prozent im Vergleich zu 74,7 Prozent im Westen. In Ost wie West ist die Konsumquote allerdings im Vergleich zu 1998 gesunken.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Unterschiede gibt es auch zwischen "jungen" und "alten" sowie "Männer-" und "Frauenhaushalten". Haushalte von unter 25-Jährigen verfügten 2003 über monatlich 1360 Euro, auf mehr als das Zweieinhalbfache kamen 45- bis 55-Jährige (3383). Junge Haushalte geben 90 Prozent ihres Einkommens für Konsum aus, ältere denken auch an Vorsorge. Am unteren Ende der Skala befinden sich "Frauenhaushalte". Sie haben fast 1200 Euro weniger als "Männerhaushalte", wo allerdings oft auch Frauen mit verdienen.

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