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Der Widerstand bei Opel / GM Europe gegen die Kahlschlagpläne des GM-Vorstands

Der US-Autokonzern General Motors (GM) will in Europa in den kommenden zwei Jahren bis zu 12.000 Stellen streichen. An den deutschen Standorten sollen danach bis zum Jahr 2006 rund 10.000 Stellen vernichtet werden, davon jeweils 4000 Stellen in den Standorten Bochum und Rüsselsheim. Die Belegschaft von Opel Bochum trat noch am 14.10.04 spontan in den Ausstand. Zur Auseinandersetzung und dem Verhalten der verschiedenen betrieblichen, gewerkschaftlichen und politischen Kräfte.



-->   Stärken und Schwächen dews Arbeitskampfes bei Opel/General Motors 2004   -   Teil I: Die Spontaneität der Kämpfe in Bochum   -   Analyse von Winfried Wolf in "junge Welt" vom 24.01.05 (externer Link)

-->   Betriebsrat hinkte hinterher und war nie Herr der Lage - In der Belegschaft des Bochumer Opelwerks gibt es nach Ende des Ausstands noch viel Diskussionsbedarf.   -   Gespräch mit Jürgen Rosenthal, einem der Sprecher beim Opel-Streik, in "junge Welt" vom 23./24.10.04

-->   Opel-Bochum arbeitet wieder - Kommentar von Arnold Schölzel in "junge Welt", 21.10.04

-->   Der vorletzte Streiktag bei Opel in Bochum - Reportage von Daniel Behruzi in "junge Welt", 21.10.04

-->   Opelwerker ausgetrickst - Bericht von Daniel Behruzi aus Bochum in "junge Welt" vom 21.10.04

-->   Für die Belegschaft ein Akt der Würde - Warum die Belegschaft bei Opel in Bochum der eigenen Führung mißtraut und nicht auf Aktionen von oben wartet.   -   Gespräch mit Wolfgang Schaumberg (Opel-Betriebsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen« - GoG) in "junge Welt" vom 16.10.04

-->   Solidaritätserklräung des Sozialforum Dortmund an die Opel-Belegschaft

-->   Das sog. Sanierungskonzept des GM-Vorstands vom 14.10.04




Opel Tor 1

Opel-Bochum / Tor 1: Belegschaft im Ausstand gegen die Kahlschlagsanierung der General Motors Profite



-->   Die Kahlschlagpläne des General Motors Vorstands



-->   Solidaritätserklärung des Sozialforum Dortmund vom 16.10.04


Bochumer Opel-Belegschaft beendet nach sieben Tagen den spontanen Streik gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung

4.647 der 6.404 anwesenden Belegschaftsmitglieder (von insgesamt 9.600 Beschäftigten - nach Augenzeugenberichten konnte ein Teil wegen Überfüllung der beiden Hallen nicht teilnehmen) stimmte am Mittwoch auf einer Belegschaftsversammlung im Bochumer Ruhrkongresszentrum mit "Ja" auf die manipulative Frage "Soll der Betriebsrat die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung weiterführen UND die Arbeit wiederaufgenommen werden?". Eine andere Fragestellung als die vom Betriebsrat vorgegebene war nicht zugelassen. Auf der Versammlung waren nur zwei Redebeiträge möglich, die des Bochumer IGM-Chefs Hinse und des Opel-Betriebsratsvorsitzenden Hahn, die schon vorher gegen den Streik Stellung bezogen hatten. Versammlungsleiter war Rainer Einenkel (Vize-BR-Vorsitzender). Die Bänder liefen noch am Nachmittag wieder an.

Die Opel-Belegschaft in Bochum war seit Donnerstag Abend (14.10.) rund um die Uhr im Ausstand. Der Druck auf die Belegschaft war enorm. Es wurden Gerüchte über Aussperrung, Polizeieinsatz, Kündigung "mutmaßlicher Rädelsführer", v.a. aber auch die Drohung mit der Schließung des ganzen Standorts lanciert. Die IGM-Führung und eine Mehrheit des Opel-Gesamtbetriebsrats und des Bochumer Betriebsrats äußerten allenfalls "Verständnis" für den Streik, um dann Verhandlungen GEGEN den Streik ins Feld zu führen. Groß war demgegenüber die praktische Solidarität aus der Bevölkerung mit den Opelanern. Diese drückte sich aus in zahlreichen Besuchen von Delegationen aus Betrieben, vieler Organisationen und Gruppen an den Werkstoren. BürgerInnen privat, Bäckereien, Metzgereien, Pizzerien u.a. versorgten die Opel-KollegInnen mit Getränken, Brötchen etc.

Für Dienstag (19.10.) war europaweit zu einem Aktionstag gegen die General-Motors-Pläne aufgerufen worden. Im Verlauf des Tages hatten nach Medienangaben über 50.000 Menschen an den Standorten von Opel und anderen Töchtern von General Motors (GM) in Europa gegen einen drohenden Arbeitsplatzabbau protestiert. In Bochum demonstrierte die Opel-Belegschaft zusammen mit Bevölkerung aus der ganzen Region.
Der spontane Streik in Bochum hatte inzwischen auch die Produktion in Rüsselsheim und im belgischen Antwerpen lahmgelegt.


Im folgenden ein dpa-Bericht:
(Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 20.10.04)

Die Bochumer Opel-Arbeiter haben nach sieben Tagen ihren "wilden Streik" gegen den geplanten drastischen Stellenabbau beendet. Eine deutliche Mehrheit von 6400 der insgesamt 9600 Beschäftigten stimmte am Mittwoch bei einer Urabstimmung für die Wiederaufnahme der Arbeit. Die Bänder liefen noch am Nachmittag wieder an.

Produktionsstörungen in anderen Werken - Unterdessen musste mit dem britischen Ellesmere Port ein drittes Werk des Mutterkonzerns General Motors (GM) die Produktion am Mittwoch wegen fehlender Teile aus Bochum einstellen. Opel bezifferte den bisherigen Produktionsausfall auf 6500 Autos. Angaben über den entstandenen Schaden machte das Unternehmen nicht.

Rüsselsheim erst am Montag wieder mit voller Produktion - Alle stillstehenden Werke sollen nun so schnell wie möglich wieder laufen. Opel Antwerpen will die Produktion am Donnerstag wieder aufnehmen, das Stammwerk Rüsselsheim erst am Montag. Wann bei Vauxhall in Ellesmere Port bei Liverpool wieder gearbeitet werden kann, war zunächst unklar. Es werde einige Zeit dauern, bis Lieferungen aus Bochum einträfen, sagte ein Sprecher. Rein rechnerisch ergibt sich aus der Zahl von 6500 nicht gebauten Autos ein Umsatzausfall von rund 100 Millionen Euro.

Peters: "Richtiges Signal der Belegschaft" - Von der Opel-Führung hieß es, das Management in Bochum und die Betriebsräte verdienten Anerkennung für ihren Umgang mit der Situation. "Wir möchten allen für die heute erreichte Entscheidung danken und sehen der weiteren Arbeit mit den Betriebsräten und der Bochumer Belegschaft nun mit Zuversicht entgegen." Auch IG-Metall-Chef Jürgen Peters begrüßte die Wiederaufnahme der Arbeit in Bochum. "Das ist ein richtiges Signal der Belegschaft, das jetzt die Möglichkeiten für Verhandlungen eröffnet, die schwierig genug werden." Auf der anderen Seite hätten die Beschäftigten gezeigt, "dass sie nicht mit sich wie ein Karnickel umspringen lassen".

Schwedens Ministerpräsident schaltet sich ein - Unterdessen schaltete sich Schwedens Ministerpräsident Göran Persson persönlich in Gespräche über die Zukunft der GM-Tochter Saab ein. Er werde sich am Freitag kommender Woche mit der europäischen GM-Führung in der Schweiz treffen, sagte Persson der Zeitung "Dagens Industri". GM will zunächst nur 500 der insgesamt rund 6.000 Stellen bei Saab abbauen, aber langfristig könnte der Standort Trollhättan gefährdet sein.
In Berlin forderte die SPD einen ähnlichen Einsatz seitens der Bundesregierung. Dafür käme etwa Wirtschaftsminister Wolfgang Clement in Frage, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt.

Bundesregierung für Verhandlungslösung - Die Bundesregierung machte sich erneut für eine Verhandlungslösung stark. Dies sei Ziel von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Clement (beide SPD), sagte Regierungssprecher Béla Anda. Zugleich habe Schröder aber Verständnis für die Beschäftigten. Diese hätten vom Unternehmen selber keine Perspektive vermittelt bekommen.

dpa, 20.10.2004



Ausstand bei Opel in Bochum geht weiter
nach Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 19.10.04

Die Beschäftigten des Werkes in Bochum setzten auch in der Nacht trotz aller Appelle zur Wiederaufnahme der Arbeit ihren Ausstand weiter fort. Die Opel-Geschäftsleitung Flugblätter hatte Flugblätter verteilen lassen, auf denen die Beschäftigten aufgefordert werden, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" erwägt Opel als Reaktion auf die wilden Streiks fristlose Kündigungen in Bochum. Die Kündigung "mutmaßlicher Rädelsführer" solle mit Verstößen gegen das Betriebsverfassungsgesetz begründet werden, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf informierte Kreise. Opel wollte den Bericht nicht kommentieren.
Im Verlauf des Tages hatten rund 50.000 Menschen an den Standorten von Opel und anderen Töchtern von General Motors (GM) in Europa gegen einen drohenden Arbeitsplatzabbau protestiert. Derweil legt der seit vergangenen Donnerstag anhaltende spontane Streik in Bochum auch die Produktion in Rüsselsheim und Antwerpen lahm.

"Absichtserklärungen" des Opel-Managements - "In den Verhandlungen verfolgen beide Parteien das erklärte Ziel, die Standorte Rüsselsheim und Bochum soweit wettbewerbsfähig zu machen, dass sie über 2010 hinaus als Automobilwerke erhalten werden können". So steht es in der Absichtserklärung des Opel-Managements in einem Brief an die IG-Metall. Ein Brief, aufgesetzt unter dem Eindruck der Arbeitsniederlegungen in den Bochumer Opel-Werken.
In einer gemeinsamen Erklärung von Gesamtbetriebsrat und Opel- Management bekannten sich beide Seiten zu dem Ziel, die Opel-Werke Bochum, Rüsselsheim und Kaiserslautern langfristig zu erhalten. Die Standorte sollten soweit wettbewerbsfähig gemacht werden, dass sie auch über 2010 hinaus bestehen könnten. Dies ist das erste Ergebnis der am Montag begonnenen Verhandlungen über die Sanierung, der nach Angaben von General Motors bis zu 12 000 Arbeitsplätze in Europa zum Opfer fallen könnten.

Wut, Frust und Verunsicherung - Was von Gewerkschaftlsführern, dem Opel-Management und Politikern als positive Basis für die kommenden Gesprächsrunden gewertet wird, geht den betroffenen Opel-Arbeitern – zumindest in Bochum – nicht weit genug. Wut, Frust und Verunsicherung sitzen tief, das Vertrauen in den Betriebsrat und die Opel-Chefetage ist schwer erschüttert.

Spaltung der Belegschaft? - Während der Betriebsrat befürchtet, das eine Verlängerung des Streiks die Verhandlungsposition erheblich schwächen würde, verweisen die streikenden Arbeiter auf den bisher durch den Streik erzielten Erfolg – die besagt Absichtserklärung zur langfristigen Standortsicherung. Von Spaltung der Belegschaft durch den Betriebsrat ist nach Angaben von Spiegel Online die Rede.

Entscheidung durch eine Art Urabstimmung - Die Entscheidung über eine Fortsetzung des Streiks im Bochumer Opelwerk soll deshalb am Mittwochvormittag gegen 11 Uhr in einer Art Urabstimmung fallen. Die Spätschicht entschied am Dienstagabend in Bochum, dass auch die Belegschaft der Nacht- und Frühschicht an diesem Beschluss beteiligt werden müsse.

Verhandlungen versus Streik? - Bundesregierung und IG Metall äußerten sich zuvor optimistisch, eine Einigung am Verhandlungstisch zu erzielen. IG Metall-Chef Jürgen Peters verwies auf den Brief der Opel-Unternehmensführung an die IG Metall-Spitze (siehe oben). Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte in Berlin, er begrüße dass die Verhandlungen bei Opel begonnen hätten. SPD-Chef Franz Müntefering unterstrich, er sehe gute Chancen, dass im Verlauf dieser Woche konkrete Gespräche über die Standortsicherung in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern aufgenommen würden, sowie über das Risiko betriebsbedingter Kündigung.

Verhandlungen sollen am Donnerstag fortgesetzt werden - In Rüsselsheim griff Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz vor rund 20.000 Opelanern das Management des Mutterkonzerns scharf an, zeigte sich aber bereit zu weiteren Verhandlungen.
Die Gespräche sollen am Donnerstag fortgesetzt werden. Die Arbeitnehmerseite fordert Garantien für die Werke und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Umsatzausfall im zweistelligen Millionenbetrag - Da General Motors europaweit in einem Fertigungsverbund arbeitet, können die Bochumer Opel-Arbeiter auch die Produktion in anderen Werken lahm legen. Am Opel-Hauptsitz in Rüsselsheim wurde die Vectra-Fertigung wegen fehlender Zulieferungen gestoppt. Zuvor hatte bereits das Werk Antwerpen mitgeteilt, die Bänder wegen Teilemangels abzuschalten. In Rüsselsheim werden täglich 700, in Antwerpen 1100 Autos gebaut. In Bochum haben die wilden Streiks die Produktion von rund 2000 Fahrzeugen verhindert. Der Umsatzausfall beträgt Schätzungen zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag.

Clement erwartet Signal vom GM-Vorstand - Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, er erwarte nun ein Signal des Vorstands. Die Arbeitsniederlegung halte er allerdings für falsch. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mahnte am Montagabend in Berlin zu einer Lösung am Verhandlungstisch.

Kritik von Wirtschaftsführern - Auch die Unternehmensverbände kritisierten den "wilden" Streik in Bochum als Gefahr für den Standort Deutschland. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte der "Berliner Zeitung": "Wilde Streiks sind unzulässig und rechtswidrig. Sie gefährden den Standort Deutschland, führen zu einer Radikalisierung und schaden dem Betriebsfrieden."

dpa, 19.10.2004



Belegschaft von Opel-Bochum stimmt für Fortsetzung des Austands
Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 18.10.04

Die Opel-Mitarbeiter in Bochum wollen aus Protest gegen den geplanten massiven Stellenabbau in ihrem Werk auch am Montag (18.10.) nicht wieder arbeiten.
"Wir haben heute morgen gefragt, ob sie die Verhandlungen abwarten wollen oder ob sie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wollen", sagte Willi Gröber von der IG-Metall-Vertretung in Bochum am Montagmorgen. Die Belegschaft habe entschieden, die Arbeit erst wieder aufzunehmen, wenn Entlassungen vom Tisch seien.
Am Dienstag kann die Opel-Belegschaft in Bochum im Rahmen eines europaweiten Aktionstages mit Unterstützung anderer Gewerkschaften rechnen.
Zudem fordert die Belegschaft die Zurücknahme des geplanten Abbaus von 12.000 Stellen europaweit. Die Belegschaft sei solidarisch mit allen in Europa arbeitenden Opel-Werken. Die Belegschaft sprach sich am Montagmorgen gegen einen Sanierungsplan mit Einschnitten bei den Löhnen aus. Schon am Sonntag hatte sie sich gegen die vom Vorstand ins Spiel gebrachte Variante des Arbeitsplatzabbaus über den Weg von Beschäftigungsgesellschaften gewandt. Dies sei nur ein verzögerter Weg in die sichere Arbeitslosigkeit.

Verhandlungen in Rüsselsheim zwischen Gesamtbetriebsrat (GBR) und Management / Position des GBR
Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 18.10.04

Am Opel-Stammsitz Rüsselsheim nahm der Gesamtbetriebsrat am Vormittag mit dem Opel-Vorstand konkrete Verhandlungen über das Sparpaket des US-Mutterkonzerns General Motors auf. Im eskalierenden Konflikt um drohende Massenentlassungen suchen Management und Betriebsrat der deutschen General-Motors-Tochter eine rasche Verhandlungslösung. "Oberste Priorität hat es jetzt, die Thematik auf den Verhandlungsweg zu bringen", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz. Die Gespräche sollen heute (18.10.) in Rüsselsheim beginnen und nach Angaben der IG Metall am Donnerstag fortgesetzt werden.

Karstadt als Vorbild Dem "Handelsblatt" (Montagausgabe) sagte Franz, schon vor dem Beginn der Verhandlungen zeichne sich eine Annäherung ab. Vorbild für eine Lösung auch bei Opel ist für Franz der in einem fast 30-stündigen Verhandlungsmarathon am Donnerstag geschlossene -->  Beschäftigungspakt zwischen dem KarstadtQuelle-Vorstand und den Arbeitnehmern des Handelsriesen. Allerdings befürchtet Franz, dass die seit Tagen anhaltende Blockade des Bochumer Opel-Werkes eine Verhandlungslösung erschweren könnte. Die Arbeitsniederlegungen in Bochum seien emotional zwar zu verstehen. "Wir brauchen jetzt aber eine intelligente Strategie auf der Arbeitnehmerseite, die Verhandeln und Kämpfen gleichzeitig einschließt."

Stellungnahmen des GM-/Opel-Managements
Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 18.10.04

Henderson schloss weiter die Stilllegung eines Opel-Werkes langfristig nicht aus. "Ich kann jetzt noch nicht ausschließen, dass wir bis zum Jahr 2009/10 einen Standort schließen müssen. Das wird sehr von der Entwicklung des Gesamtmarktes in Europa abhängen und wie flexibel und produktiv unsere Werke bis dahin sein werden", sagte er. Doch die geplanten Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich bis 2006 könne GM voraussichtlich ohne eine Werksschließung erreichen. "Dafür gibt es eine Chance", sagte Henderson.

Auf die Frage, wie lange Opel ohne den angekündigten Sanierungskurs durchhalten könne, sagte er der "Bild am Sonntag": "Gar nicht mehr." Auf die Opel-Standorte könnten sogar noch härtere Schnitte zukommen: "Wenn sich die Autowirtschaft weiter verschlechtert, müssen wir weiter nachjustieren." GM ließ keinen Zweifel daran, dass vor allem das Bochumer Werk gefährdet ist: "Die Gefahr einer Schließung ist nicht vom Tisch", sagte Henderson. "Wenn wir jetzt nicht schnell und schlau handeln, hat Bochum keine Zukunft, unterstrich Opel-Chef Forster.

Er brachte eine Auffanggesellschaft ins Gespräch. «Wenn es uns gelingt, die betreffenden Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften zu überführen, können wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden», sagte Forster der "Welt am Sonntag". Damit wären die Arbeitsplätze zwei Jahre garantiert, allerdings bei deutlichen Lohneinbußen. Die Belegschaft in Bochum sprach sich am Sonntag bereits dagegen aus. Dies sei nur ein verzögerter Weg in die sichere Arbeitslosigkeit.

Spitzenmanager Henderson räumte ein, dass auch in der Führungsetage bei GM Europa in der Vergangenheit Fehler gemacht worden seien. "Wir waren zu optimistisch und hatten mit einem leichten Wachstum des Marktes gerechnet", sagte Henderson mit Blick darauf, dass bereits drei Jahre nach dem Start des Sanierungsprogramms Olympia bei Opel erneut auf die Kostenbremse getreten werden müsse. "Das Management war ebenfalls bisher zu groß bemessen", sagte GM-Europachef Fritz Henderson. "Wir werden die Aufwendungen für das Management um mindestens 15 Prozent verkleinern", sagte er dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). Dies werde nicht durch Einbußen beim Entgelt, sondern ebenfalls durch Stellenabbau realisiert. Der Forderung des Opel-Betriebsrats nach einem Gehaltsverzicht der Manager im Rahmen des Sparprogramms steht Henderson dagegen weiter ablehnend gegenüber. "Aber Sie dürfen versichert sein, dass die verbleibenden Manager die Restrukturierung auch beim Bonus merken werden", fügte er an.

Politiker zur Auseinandersetzung bei Opel / GM-Europe
Quelle: onwirtschaft.t-online.de / dpa 18.10.04

Clement: "Streik beenden" Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rief die Beschäftigten in Bochum auf, am Montag die Produktion wieder aufzunehmen. "Die Arbeitnehmer, die vor den Toren stehen, verbessern die Chancen, dass der Standort erhalten wird, nicht", sagte er am Sonntag in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen". Ungeachtet dessen harrten auch in der Nacht zum Montag rund 300 Opel-Mitarbeiter vor den Werkstoren in Bochum aus.

[Ähnlich hatte auch der NRW-Ministerpräsident Steinbrück bereits zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert].

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