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Nürnberg.: Regionaler Sozialticketsaktionstag

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Mit drei Demonstrationen und einer kollektiven Schwarzfahraktion verliehen ca. 700 Menschen am 10. Oktober in Nürnberg, Fürth und Erlangen der Forderung nach einem Sozialticket für Busse und Bahnen Nachdruck.

Die Aktivitäten fanden im Rahmen eines vom regionalen Bündnis für ein Sozialticket organisierten Aktionstags statt, der unter dem Motto stand:

"Mobilität für alle! Busse und Bahnen müssen für alle fahren – nicht nur für die, die es sich leisten können! Sozialticket jetzt!".

Nürnberg, Lorenzkirche, 12 Uhr mittags

Zur Auftaktkundgebung der Nürnberger Demonstration für ein Sozialticket hatten sich in der Nürnberger Innenstadt knapp 500 Menschen eingefunden, die mit zahlreichen, meist in der Kampagnenfarbe schwarz/gelb gehaltenen Transparenten, roten und rot/schwarzen Fahnen und vielen teils recht kreativen Schildern dafür sorgten, dass die Auftaktkundgebung ein öffentlichkeitswirksames Bild abgab.

Das Spektrum der beteiligten politischen Gruppen und Organisationen war einer Bündnisdemonstration entsprechend breit, personell erwies sich jedoch, wie bei zahlreichen anderen Gelegenheiten in Nürnberg, die autonome Linke mit Abstand am mobilisierungsfähigsten. Präsenz zeigten das Nürnberger Sozialforum, VertreterInnen von Einzelgewerkschaften, Autonome Jugend Antifa, Attac, die radikale Linke, DKP, die Linke, SDAJ, der Bund Naturschutz, das Internationale Frauencafe, ROJA und die organisierte autonomie, die seit der Gründung des Nürnberger Sozialticket Bündnis in diesem aktiv ist und mit einem eigenen Flugblatt zu der Demonstration mobilisierte.

In Redebeiträgen forderte eine SprecherIn des Nürnberger Sozialforums von den Städten Nürnberg, Fürth und Erlangen: „die sofortige Einführung eines Sozialtickets für Arme und von Armut bedrohte Personen, in preislicher Höhe von maximal 11,23 Euro im Monat“. (11,23 sind im Regelsatz von Harz IV EmpfängerInnen für monatliche Fahrtkosten vorgesehen)

Julius Schöberl von der organisierten autonomie (OA) kritisierte in seiner Rede die von der sozialdemokratischen Stadtregierung geplanten Fahrpreiserhöhungen und Kürzungen im sozialen Bereich, und rief den Versammelten und PassantInnen zu: „Baden wir ihre Krise nicht aus! Organisieren wir uns – an jeder Schule, in jedem Stadtteil in jeder Fabrik. Kämpfen wir für unsere Interessen! Her mit dem Sozialticket – jetzt! Erkämpfen wir gemeinsam eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“
Ungebetenerweise hatte sich neben einer Hundertschaft des bayrischen USK und zahlreichen Zivilen Polizeiagenten ein weiteres Ärgernis im Verlauf der Kundgebung eingefunden: Regen. Wie mensch so schön sagt, schüttete es wie aus Kübeln.

Infolgedessen war der Verlauf der im Anschluss an die Kundgebung beginnenden Demonstration eine ziemlich nasse Angelegenheit. Den extremen Witterungsbedingungen zum Trotz zogen die allerdings zusehends weniger werdenden TeilnehmerInnen durch die Nürnberger Innenstadt. Am Rand der Kundgebung wurden Unterschriften gesammelt, mit PassantInnen diskutiert und Fugblätter verteilt. Während der Demo sorgten vorbereitete Jingles und die Männer am Mikro dafür, dass PassantInnen über das Anliegen informiert wurden..Nach einer Zwischenkundgebung erreichten die völlig durchnässten Beteiligten den Plärrer, wo die Demonstration nach einer Abschlusskundgebung endete.

Nürnberg 13.30 Uhr Plärrer – Kollektive Nulltarifaktion

Um die 150 TeilnehmerInnen der Demonstration beschlossen am Ende der Abschlusskundgebung kollektiv zum Nulltarif mit der U-Bahn nach Fürth zu fahren, um sich dort, wie vorgesehen, der Abschlussdemonstration anzuschließen. Mit der kollektiven Fahrt zum Nulltarif sollte durch die bewusste Überschreitung des vorgegebenen Rahmens ein weiteres Zeichen gesetzt werden, ein Schritt von der Agitation hin zum Kampf um unser Recht auf Mobilität gemacht werden. Nach anfänglichem Gezicke einiger VAG Kontrolleure und Pöbeleien von herbeigeeilten Angehörigen der Sondereinsatztruppe USK entschied die Einsatzleitung der Polizei, dass es wohl besser sei den Dingen ihren Gang zu lassen. Die kollektive Nulltarifaktion nahm ihren Verlauf und alle 150 DemonstrantInnen erreichten unkontrolliert den Fürther Hauptbahnhof.

Fürth, Hauptbahnhof, 14 Uhr

In Fürth fand die Auftaktkundgebung vor dem Hauptbahnhof ebenfalls im Regen statt. Das beteiligte politische Spektrum war nahezu identisch geblieben und die TeilnehmerInnenzahl lag bei rund 250 Menschen. Im Verlauf des Demonstrationszugs klarte das Wetter auf und die Stimmung stieg. Zwischen Lautsprecherwagen und DemoteilnehmerInnen entwickelte sich ein Sprechchor.

"Ich muss zur Arbeit oder Arge fahr`n – Sozialticket für Bus und Bahn
Ich will zu meinen Freunden fahr`n – Sozialticket für Bus und Bahn
Damit ich auch zur Demo kann - Sozialticket für Bus und Bahn"

Einige PassantInnen schlossen sich spontan dem Demonstrationszug an. Auf den Kundgebungen in Fürth gab es unter anderem Redebeiträge vom Fürther Sozialforum und Verdi. Eylem Gün, Stadträtin der Nürnberger Linken Liste betonte in ihrem Beitrag, dass gerade auch MigrantInnen, die noch stärker als andere Teile der Gesellschaft von der wachsenden Armut betroffen sind, auf die Einführung eines Sozialtickets angewiesen sind und ein Vertreter der Antifaschistischen Linken Fürth kündigte in Rahmen der Abschlusskundgebung die Fortsetzung des Kampfes an.

Ein erstes Resümee der organisierten autonomie

Wir betrachten den regionalen Aktionstag für die Einführung eines Sozialtikets als Erfolg.Mit drei Demonstrationen und der kollektiven Fahrt zum Nulltarif von 150 Menschen wurde ein erster Höhepunkt im Rahmen der Kampagne für ein Sozialticket gesetzt.

Um die 700 TeilnehmerInnen auf drei lokalen Demozügen: Das reicht sicherlich noch nicht aus, um ein Sozialticket durchzusetzen. Stellt Mensch jedoch das unsägliche Wetter in Rechnung und die Tatsache das wir uns heute noch in der Phase der Kampagne befinden, wo es erst einmal darum geht, unsere Forderung für ein Sozialticket gesellschaftlich wahrnehmbar zu machen, ist die TeilnehmerInnenzahl sicherlich in Ordnung. Zusammen mit den 11 000 vom Bündnis gesammelten Unterschriften, den zahlreichen Infotischen und kleinen Aktionen kann festgestellt werden: Der Kampf um ein Sozialticket hat begonnen.

P.S. Auch in Erlangen, wo die Initiative für ein Sozialticket erst seit kurzem besteht, fand eine Demonstration statt, an der sich knapp 100 Menschen beteiligten von denen ein paar auch noch nach Fürth weiterreisten.

Erkämpfen wir was allen zusteht!
Mobilität für alle! Her mit dem Sozialticket für Bus und Bah
n!

mehr Infos:
www.redside.tk
www.buendnis-sozialticket.de 

Quelle: indymedia vom 12.10.09

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