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Ein Kreuz, für die Kirche zu arbeiten

Wer sonntags das Sozialwort predigt, sollte montags auch noch in diesem Sinne handeln. Das forderten gestern mehrere hundert Beschäftigte der Evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen in Dortmund. Sie demonstrierten gegen weitere Einschnitte bei Löhnen und Gehältern.

Während die Arbeitsrechtliche Kommission (ARK) der Evangelischen Kirchen von Rheinland/Westfalen und Lippe gestern im Haus der Kirchen darüber berieten, ob der bisher geltende Bundesangestelltentarifvertrag in kirchlicher Fassung abgelöst und durch die Arbeitsvertragsrichtlinien des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Deutschlands ersetzt wird, ließen die Demonstranten die Trillerpfeifen schrillen und riefen: "Wir sind hier, wir sind raus, weil man uns die Kohle klaut." Für die kirchlich Beschäftigten geht es bei dieser Auseinandersetzung nicht nur um "Kohle", für viele geht es um die Existenz.

Denn auch bei den Beschäftigten der Kirchen, der Diakonie und der Caritas gibt es mittlerweile Tausende, die zu Dumpinglöhnen arbeiten. Sei es als Leiharbeitnehmer, sei es als Ein-Euro-Jobber. "Teilweise liegen diese Einkommen noch unter dem Niveau des geforderten Mindestlohns. Das sind netto weniger als 1012 Euro", stellte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Judith Rösch fest. Sie zeigte auf, welche Einbußen die Beschäftigten der kirchlichen sozialen Dienste schon hinnehmen mussten: Einführung von Niedriglohngruppen im Bereich Hauswirtschaft, Reinigung und Technik; 50prozentige Kürzung des Weihnachtsgeldes und Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden ohne Lohn- oder Gehaltserhöhung. Doch es soll noch "besser" kommen: Sollte für die Beschäftigten die Arbeitsvertragsrichtlinien des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche gelten, wird nach Angaben Verdis das Tarifniveau durchschnittlich um 6,3 Prozent niedriger liegen als bei Beschäftigten mit vergleichbaren Tätigkeiten im öffentlichen Dienst (TvÖD). "Bei Reinigungskräften und Hilfskräften in der Pflege sind 15 Prozent weniger geplant."

Verdi forderte gestern die Rückkehr zum Flächentarif des öffentlichen Dienstes. "Die Kirchen mit einem Marktanteil von 70 Prozent im Sozial- und Gesundheitsbereich, sind nicht Opfer, sondern Handelnde", so ein Verdi-Sprecher.

Eine Einigung wurde gestern zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht erzielt. Jetzt steht eine Schlichtung vor der Schiedskommission bevor.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 22.08.07

 

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