Bahn für alle: Stoppt den Börsenwahn !
Um den drohenden Börsengang der Deutschen Bahn zu verhindern hat sich das Bündnis "Bahn für alle" gebildet. Im Folgenden der 1. Rundbrief des neuen Bündnisses.
Rundbrief Nr. 1 // 8. April 2006
Liebe
Interessierte,
ab sofort wird es alle 1-2 Wochen
einen Rundbrief mit aktuellen und wichtigen Informationen
zum drohenden Börsengang der Deutschen Bahn geben. Wer
diesen Rundbrief regelmäßig erhalten möchte,
kann ihn auf unserer Internetseite www.bahn-fuer-alle.de abonnieren oder eine Mail an info(ät)bahn-fuer-alle.de senden.
Auf unserer Homepage findet ihr diesen Text auch als
.pdf-Datei. Vorschläge für den nächsten
Rundbrief, Kritik und Verbesserungsvorschläge
jederzeit
erwünscht.
Fakten zum Börsengang
Ende September soll der Bundestag den Börsengang
der noch zu 100% im Bundesbesitz befindlichen Deutschen
Bahn AG entscheiden. Dabei geht es
- um kostbare Bahnhofsimmobilien im Wert von über 100 Milliarden, die in vielen Fälle gerade erst auf Steuerkosten aufwendig ausgebaut wurden und nun der Kontrolle und den Verwertungsinteressen von internationalen Kapitalanlegern preisgegeben werden sollen,
- um 5000 km von noch 37.000 km Schienennetz, die der Maximalrendite von Kapitalanlegern entgegenstehen und sogar laut Bundestagsgutachten stillgelegt und vernichtet werden sollen (bereits im Zeitraum der „Bahnreform“, 1994 bis 2004 wurden rund 6000 km des Schienennetzes abgebaut)
- um einen weiteren drastischen Abbau an Zugverbindungen im Fernverkehr, der sich schon jetzt weitgehend aus der Fläche zurückgezogen hat (im Nahverkehr soll Vergleichbares durch die beschlossene deutliche Kürzung der Regionalisierungsmittel schon ab Herbst geschehen),
- um das endgültige Aus eines einheitlichen Fahrplan- und Tarifgefüges ¯ mit der Folge eines Wirrwarrs nach britischem Bahnprivatisierungsmodell, wo jede Gesellschaft nur ihre eigenen Tickets in Zügen mit gleichem Ziel anerkennt und Verbindungen nicht aufeinander abgestimmt sind,
- um den Wegfall von 60.000 noch einigermaßen existenzsichernden und vor allem sinnvollen Arbeitsplätzen bei der Bahn und in der Bahntechnik-Industrie,
- und um die Einführung einer Vollkasko-Garantie für die neuen Eigentümer der DB AG, das heißt die Dividendenbezieher, denen trotz der Privatisierung der Staat in den nächsten 10 Jahren weitere 100 Milliarden € zahlen soll: In Form von Mitteln zur Netzunterhaltung, zur Finanzierung von Neubaustrecken und für den Nah- und Regionalverkehr („Regionalisierungsmittel“).
Das Primon-Gutachten: Einseitigkeit und Interessenverflechtung als
Markenzeichen
Die gemeinnützige Bahn ist Tabu - im Deutschen Bundestag
Alles
dreht sich darum, ob die Privatisierung MIT oder OHNE Netz über
die Bühne gehen soll. Nur darum dreht sich das Primon-
Gutachten, das der Verkehrsausschuss und der Bundestag in
Auftrag gegeben haben. Ein Gutachten von einer Gesellschaft, das
sich dem Profit der Anleger moralisch verpflichtet fühlt und
dem die Interessen der Fahrgäste nebensächlich
erscheinen (Verbesserungen für die Fahrgäste
sieht das Gutachten bei keinem der untersuchten Zukunftsmodelle
- und stört sich auch nicht dran.) Zentraler
Kritikpunkt: Eine offensichtlich überaus erfolgreiche
Variante wird NICHT untersucht, ja peinlich verschwiegen: Die
Schweizer Bahnen, die das dichteste, komfortabelste
Bahnnetz in öffentlichem Eigentum - also ohne
Profitorientierung betreiben. Und die Schweizer legen pro
Kopf doppelt so viele Kilometer mit ihrer Bahn zurück
wie wir in Deutschland, obgleich das Land nur ein Zehntel
der BRD-Grundfläche hat. Sie sind damit damit
Weltklasse. Woran das liegt? Das ist den Gutachtern offenbar
egal. Und die Schweizer sind mit ihrem System zufrieden.
Gleichzeitig benötigt das System den niedrigsten
öffentlichen Zuschuss pro gefahrenem Personenkilometer - viel niedriger auch als im
radikal-bahnprivatisierten Großbritannien.
Ursachenforschung? - Sie würde nur stören. Nach
dem Motto: Eine gute öffentliche Bahn DARF es nicht
geben. Weiterlesen hier: http://www.bahn-fuer-alle.de/?id=bahn.texte.auhagen1
Unter
www.bahn-fuer-alle.de findet
sich auch eine ausführliche Kritik des Bahnexperten
Winfried Wolf am Primon-Gutachten:
www.bahn-fuer-alle.de/?id=bahn.texte
Bahn für alle: Was wir wollen - wer wir sind
Was wir wollen?
Wir
streben eine integrierte Bahn in öffentlicher Trägerschaft
an. Wir wenden uns gegen die größte Plünderung
öffentlichen Eigentums DES LETZTEN JAHRZEHNTS ¯
den Börsengang der Bahn!
Die Stimmung kippt. In
Bürgerbegehren zu Privatisierungsvorhaben in den
Kommunen lehnen stabil mehr als 70 % der Bürger eine
Privatisierung von Krankenhäusern, Wasserversorgung, etc..,
ab. Diese offene Ablehnung des Privatisierungswahns
macht uns Mut, eine Kampagne zur Verhinderung des
Börsengangs der Deutschen Bahn AG zu starten. Wir
wollen die unterschwellige Ablehnung der Profitgelüste
einiger Finanzinvestoren, die es in der Bevölkerung gibt,
endlich zum offenen Ausbruch bringen!
Wer
wir sind?
Bisher sind mit dabei: Aktivisten von
Attac, die Bahnexpertengruppe „Bürgerbahn statt
Börsenbahn“, Robin Wood, die kritische
Bahnbetriebsräte-Initiative „Bahn-Von-Unten“ und der
UMKEHR e.V., Berlin. Als Bündnis haben wir uns den Namen
gegeben: „BAHN-FÜR-ALLE“. Wir sind dabei, mit weiteren
Initiativen und Vereinen Kontakt aufzunehmen ¯ und Kontakt
zu suchen. Jeder ist willkommen.
Zwar ist
die Position der Börsengangsbefürworter sachlich
substanzlos und unglaubwürdig. Doch hat bisher ein
gesellschaftlicher Gegenpol gefehlt, der die wachsende
Privatisierungsablehnung bündelt und die schon heute hoch
kommerziell ausgerichtete Bahn zu einer Bürgerbahn gestalten
will.
Zu diesem Pol wollen wir unser offenes Bündnis
entwickeln.
An wen wir uns u.a. besonders wenden: www.bahn-fuer-alle.de/?id=bahn.texte.zielgruppe
Zentrale Termine:
- Unser erstes großes Kampagnentreffen findet am Sonntag, dem 7.5. statt. Zu diesem Treffen werden wir breit einladen, Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.
- Am Mittwoch, den 10. Mai gibt es in Berlin eine Anhörung zum Thema Bahnprivatisierung / PRIMON- Gutachten, die vom Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages abgehalten wird. Auf dieser Veranstaltung werden rund ein Dutzend tatsächliche und vermutete Experten den MdBs Rede und Antwort stehen. Die Anhörung ist öffentlich! (Ort und Zeit wird noch bekannt gegeben)
- Am Mittwoch, dem 24. Mai gibt es voraussichtlich eine weitere öffentliche Anhörung zum gleichen Thema und ebenfalls vom Verkehrsausschuss des Bundestages veranstaltet, auf der vor allem die Verbände, Gewerkschaften etc. zum Thema Bahnprivatisierung Stellung nehmen werden (auch hier werden Ort und Zeit noch bekannt gegeben).
- Ende September 2006: Es ist erklärtes Ziel der Regierung, zu diesem Zeitpunkt über die Zukunft der Deutschen Bahn zu entscheiden.
Zu guter Letzt
sei noch auf einen kurzen und vorzüglichen Text in
der Berliner Zeitung vom 16.4.2004 verwiesen, der die Folgen der
Bahnprivatisierung in Großbritannien unter der Überschrift
„In Großbritannien wird immer lauter die
Widerverstaatlichung des Bahnsystems gefordert“
erläutert. Man findet ihn unter: www.berlinonline.de
Es bleibt nur wenig Zeit, um die Bevölkerung zu
mobilisieren. Wer auch in Zukunft eine öffentlich
finanzierte, bürgernahe und demokratisch
kontrollierbare Bahn will, die ihre Überschüsse
reinvestiert und nicht Aktionären in den Rachen schüttet,
kann sich in unserer Kampagne dafür
einsetzen.
Beste
Grüße,
Harald
Klimenta