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Ostermarsch: Für ein bisschen Frieden

50 Jahre Ostermärsche, fünf Jahrzehnte Einsatz für den Frieden. "Und ein Ende ist nicht abzusehen", sagt Willi Hoffmeister, Organisator des Friedensmarsches von Bochum nach Dortmund.

Mit rund 150 Teilnehmern setzte sich der Tross am Ostermontag in Bochum in Bewegung mit dem Ziel Dortmunder Nordstadt. Zwischendurch gab es immer wieder Stationen mit Kundgebungen, so wie in Marten. Jens Peick, Vorsitzender der DGB-Jugend Dortmund Hellweg, mahnte an den aktuellen Kriegszustand der Bundeswehr in Afghanistan. "Die Armee lockt junge Menschen mit einer soliden Ausbildung und einem sicheren Arbeitsplatz. Aber nur, wenn sie lebend aus dem Einsatz zurück kommen. Da machen wir nicht mit."

Dass deutsche Soldaten im Einsatz einmal Thema der Ostermärsche sein würden, hätte Organisator Hoffmeister nicht geglaubt. "Ich bin von Anfang an dabei, erinnere mich noch gut an den Nato-Doppelbeschluss Anfang der 1980er Jahre, der Hochzeit der Ostermärsche. Aber deutsche Soldaten im Krieg, damit hätte ich nicht gerechnet." Oft wurde Hoffmeister gefragt, ob er nicht frustriert sei, angesichts ständiger Bedrohung durch Atomwaffen und Krieg.

800 Teilnehmer am Wichern-Haus

Immer hat der Gewerkschaftler die gleiche Antwort: "Nein, deswegen mache ich ja hier mit." Frustriert seien wohl andere. "Wenn ich sehe, dass mehr als 60 Prozent der Deutschen gegen den Einsatz in Afghanistan sind, aber bei den Friedensmärschen nur einige hundert mitmachen, dann ärgert mich das."

Bei der Abschlusskundgebung am Wichern-Haus in der Nordstadt waren gut 800 Teilnehmer vor Ort. Hoffmeister stolz: "Der Wunsch nach Frieden bewegt eben doch die Menschen."

Quelle: RN vom 05.04.10

400 Ostermärschler kamen zum Friedensfest nach Dortmund

50 Jahre Ostermarsch: Die Abschlussveranstaltung dieses Jubiläumsmarsches im Zeichen der Friedenstaube in Dortmund ließen sich am Montag rund 400 Teilnehmer nicht nehmen. Die Resonanz hat über die Jahre abgenommen - Anlass zum Protest gibt es aber weiter.

Die aktuellen Ereignisse in Afghanistan lieferten den Protestgängern Grund genug, im Kampf um mehr Frieden nicht nachzulassen. „Anlässe gibt es mehr als genug”, sagt Ralf Schumann am Wichern-Haus in Dortmund, wo das abschließende Friedensfest des diesjährigen Rhein-Ruhr-Marsches stattfand. Eine Veranstaltung, die Petra Leonartz dazu nutzte, Verteidigungsminister zu Guttenberg schwer anzugehen, der nur „umgangssprachlich von Krieg in Afghanistan redet. Da sterben Soldaten – und wo Soldaten sterben, ist Krieg.”

Dass die Ostermarschbewegung in den vergangenen Jahren viele Mitmarschierer verloren hat, macht Helmut Hering nicht traurig. Er setzt trotzdem auf die Jugend. „Die kommt schon noch”, meint er. Die 18-jährige Mia-Lisa Tenne und Pablo Broda (19) stehen dafür. Er hat zum zweiten Mal jetzt teilgenommen und er wird wiederkommen. „Weil es schön ist, sich für etwas einzusetzen”, sagt Mia. Für ein Leben ohne Krieg. „Das Ideal”, meint Mike Wittig, „ist der Anspruch.”

Viele Forderungen

Die Ostermarschierer forderten auf den vorausgegangenen Veranstaltungen im Ruhrgebiet ein Ende der Militarisierung Europas, eine drastische Kürzung von Militärausgaben und die Beendigung der Bundeswehr-Werbung an Schulen.

Atomwaffen seien „kein Thema von gestern“, erklärte ein Redner am Montagvormittag beim Friedensgottesdienst der Ostermarschierer in Bochum. Nach wie vor lagerten weltweit immer noch rund 25.000 Atomwaffen, auch in Deutschland seien weiterhin noch US-amerikanische Atombomben vorhanden.

Wenig Änderungen

An der äußeren Erscheinungsform hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Vor dem Wichern-Zentrum in Dortmunds Nordstadt gab es Plakate und Aktionen wie „Kinder malen für den Frieden" bis hin zu Tucholsky-Texten.

„Solange es Krieg gibt, gibt es auch den Anlass, an den Ostermärschen teilzunehmen", sagt Helmut Hering. Dass die Veranstaltung in den letzten Jahren an Resonanz verloren hat, ficht ihn nicht an. „Kein Frust!", meint er.

Marsch gehört zu Ostern dazu

1967/68, an die Jahre erinnert sich Ralf Schumann gerne. „Ostermarsch", sagt er, „gehört dazu." Also zu Ostern. Heute lässt der Rücken keine allzu großen Märsche mehr zu. Aber für Afghanistan muss er raus: „Es sind schließlich unsere Männer, die da in die Luft gesprengt werden", schimpft er - wobei ihm gefallene Afghanen genauso Leid tun.

Auf der Bühne spricht der Schauspieler Andreas Weißert Texte von Louis Fürnberg, Kurt Tucholsky und Bert Brecht. Das und die ganze Veranstaltung sind der Rahmen für Petra Leonartz, um ein Ideal zu formulieren, an dem sie trotz aller Aufgeklärtheit festhält. „Eine Welt ohne Krieg ist möglich", findet sie. Dabei ist sie gar nicht religiös. Aber es lohne sich halt für etwas Großes zu kämpfen - für ein Ideal. Das tut sie seit 1979 auf den Ostermärschen. Nie fährt sie zu dem Zeitpunkt weg, immer ist sie dabei. „Das Ideal ist eben der Anspruch", sagt Mike Wittig dazu. Willi Hoffmeister ist schon von Beginn an dabei. Ein alter Mann, der aber von der Enttäuschung, vermeintlich doch nichts ändern zu können, weit entfernt ist. Er bedankt sich bei allen, die mit ihren Spenden dafür gesorgt haben, dass der Marsch mal wieder stattfinden konnte. Und natürlich auch bei denen, die mitgegangen sind.

Anlässe wird es auch 2011 wieder geben, ganz sicher.

Quelle: Der Westen vom 06.04.10


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