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Grundeinkommen für alle - von der Wiege bis zur Bahre

Mit einem radikalen Vorschlag will Dr. Sascha Liebermann, Soziologe an der Universität Dortmund, den Sozialstaat aus der Krise führen. Die Lösung sieht er in einem "bedingungslosen Grundeinkommen für alle Bürger" - von der Wiege bis zur Bahre.

Mit dieser Forderung wollen Liebermann, Mitbegründer der Initiative "Freiheit statt Vollbeschäftigung" und seine Mitstreiter die gegenwärtige politische Auseinandersetzung um "Arbeitsumverteilung durch Arbeitszeitverkürzung" einerseits und "Schaffung eines Niedriglohnsektors" andererseits überwinden.

Statt das Schaffen von Arbeitsplätzen zum Selbstzweck zu erheben, müsse der erste Zweck unseres politischen Handelns sein, Freiheit zu ermöglichen und Leistung zu fördern. Denn Arbeitslosigkeit sei kein Zeichen von Armut, sondern vielmehr ein Ausdruck gesellschaftlichen Wohlstands. Und damit alle Bürger davon profitieren, fordert Liebermann ein Grundeinkommen für alle Staatsbürger " auch für Kinder.

Das mache, so Liebermann, alle gegenwärtigen Transferssysteme überflüssig: "Wir bedürften keiner Arbeitslosen- und keiner Rentenversicherung mehr. Bafög-Zahlungen wären ebenso überflüssig wie Kindergeld. Da jedes Mitglied ein Grundeinkommen erhielte, wären Familien besser abgesichert als heute. Die alte Sozialverwaltung könne abgebaut werden. Nicht das Schaffen von Arbeitsplätzen werde angestrebt, sondern die radikale Automatisierung. Arbeitslosigkeit gäbe es nicht mehr; denn jeder Bürger wäre abgesichert und könne frei Initiativen entfalten.

Wie rechnet sich das?

Wie sich das rechnet" Bei einer Berechnung vor zwei Jahren mit Daten von 1997 sei der Finanzierungsaufwand unproblematisch gewesen, meint Liebermann zum Einwand. Die Kontroverse in Diskussionen entzünde sich aber nicht an der Finanzierungsfrage, so der Soziologe aus Erfahrung, sondern an dem Einwand, wer dann noch arbeiten gehe.

Erwerbsarbeiten würden alle diejenigen nach wie vor ergreifen, die ihr schon jetzt aus Hingabe an eine Sache nachgingen. Liebermann: "Leistungsmotivierung resultiert nicht aus Einkommensbezug, sondern geht ihr voraus."

Bei der Podiumsdiskussion zur Verabschiedung von Prof. Dr. Heinrich Neuendorff (Wiso-Fakultät) an der Uni Dortmund am 10.2., 16.15-19.30 Uhr, Mathe-Gebäude, Hörsaal E29, wird Liebermann seine Thesen erläutern und schwer verteidigen müssen. - ko

www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de

 

Quelle: RN vom 03. Januar 2006
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