Witten: SPD fordert Sozialticket für Ärmere
Die Wittener SPD will ein Sozialticket für bedürftige Menschen einführen.
Einmal mit dem Bus zum Amt und wieder zurück - selbst Behördengänge können einem Hartz-IV-Empfänger zusätzliches Geld kosten. In diesem Fall 3,70 Euro. Ab August steigen die Ticketpreise erneut. Dazu kommen dringend notwendige Fahrten zu Vorstellungsgesprächen oder einfach nur zu einem günstigen Supermarkt. Die SPD-Ratsfraktion fordert daher ein Sozialticket für Empfänger von Arbeitslosengeld und Menschen mit ähnlich geringem Einkommen. Dazu gehören auch Rentner mit einer niedrigen Rente oder Asylsuchende. Der SPD geht es aber auch um mehr. „Die Möglichkeit, Busse und Bahnen zu nutzen, ist Voraussetzung, um soziale Kontakte aufrecht zu erhalten”, sagt Ratsmitglied Christian König (SPD). Mobilität - beruflich wie privat - dürfe für ärmere Menschen nicht zum Luxus werden, so die Position der Genossen. Ende Juni hat die Fraktion einen entsprechenden Antrag auf den Weg gebracht. Die Stadt soll zusammen mit dem Kreis die Voraussetzungen für ein Wittener Sozialticket schaffen. Menschen, die Hartz IV bekommen, erhalten zwar einen Regelsatz für den öffentlichen Nahverkehr. Dieser liegt bei knapp zwölf Euro. Ein Vierer-ticket der Preisstufe A, gültig für die Region Witten/Wetter/Herdecke, kostet bereits 7,40 Euro. Für das günstigste Monatsticket - Ticket1000 ab 9 Uhr - müssen die umweltschonenden Bahnfahrer 39,20 Uhr berappen. Eine Bogestra-Sprecherin wies gestern auf die Vergünstigungen bei einem Abo hin. Knapp sechs Euro weniger kostet das Ticket, wenn man sich für zwölf Monate für die Bogestra entscheidet. Für Familien gibt es ab dem dritten Kind ein „Schoko-Ticket” zum Nulltarif. Die Wittener SPD orientiert sich beim Preis für das Sozialticket an Städten wie Dortmund. Dort kostet es 15 Euro monatlich - noch läuft der Modellversuch. Der Bochumer Rat will das Sozialticket im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) einführen. Mit Spannung wird die Entscheidung des VRR erwartet. Auch die Wittener SPD-Ratsfraktion hält es für notwendig, das Sozialticket im gesamten VRR zu nutzen. Sie fordert die Mitglieder der Verkehrsverbünde auf, sich für ein reduziertes Angebot einzusetzen. „Die CDU-geführte Landesregierung hat die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen und die Abwicklung über die Verkehrsverbünde zu organisieren”, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Reinhard Kötters. Denn nach der Meinung des Sozialdemokraten kann ein Sozialticket nicht von der Haushaltslage der einzelnen Stadtverwaltungen abhängig sein. Die Wittener SPD ist nicht allein mit ihrer Forderung, über die im August oder September in den hiesigen Fachausschüssen beraten werden soll. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund will das Sozialticket einführen.
Quelle: WAZ vom 4.07.08