Überflüssige besuchen "Roland Berger"
Spektakuläre Party in Düsseldorf: „Die Überflüssigen“ küren die Unternehmensberatung Roland Berger zum „Ausbeuter des Jahres“ 2006.
„Die Überflüssigen“ haben wieder zugeschlagen: Heute haben gegen 11 Uhr etwa fünfzehn „Überflüssige“ der Unternehmensberatung Roland Berger in Düsseldorf einen Besuch abgestattet. Anlass war eine feierliche Urkundenüberreichung, bei der Roland Berger zum „Ausbeuter des Jahres“ gekürt wurde. Die Partygäste brachten reichlich Sekt und Konfetti mit und nagelten eine Urkunde an eine Wand im Empfangsbereich. Der überraschten Sekretärin wurden Blumen überreicht.
Seinen Preis verdiente sich Roland Berger mit seinem neuesten Werk „ASCHENPUTTEL RELOADED“. Nach dem Prinzip „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ krempelt Roland Berger seit Mai 2005 die Arbeitsabläufe von vielen ARGE-Standorten bundesweit um. Nicht die Existenzsicherung der „Kunden“, sondern die „Aktivierung des kompletten Kundenbestandes“ steht im Vordergrund. Dies bedeutet nichts weiter, als möglichst viele Erwerbslose, die nicht in das „Töpfchen“ kommen sollen, aus dem sozialen Bezugsnetz zu treiben. In Gelsenkirchen konnte Roland Berger die Zahl der nicht arbeitenden Leistungsempfänger binnen sieben Monate um 36 Prozent verringern, in München-Nord innerhalb von vier Monaten sogar um 42 Prozent.
„Treiber statt Getriebener“ lautet der Leitspruch in einem ARGE-internen Anweisungspapier von Roland Berger: Den Druck, der von oben auf die ARGE-Mitarbeiter ausgeübt wird, sollen sie auf den „Kundenbestand“ weiter leiten. Die „Kunden“ wiederum sollen sich daran gewöhnen, keine eigenen Forderungen zu stellen, stundenlang auf ihre Gespräche zu warten und möglichst schnell in Maßnahmen gezwungen oder aus dem Bezugssystem ausgegliedert zu werden. Kein Wunder also, dass „Die Überflüssigen“ die Firma für einen ihrer hochdotierten Preise ausgesucht haben.
Wer sind „Die Überflüssigen“? Es gibt sie überall: Überflüssige – Hartz-4-Empfänger, Flüchtlinge, Ein-Euro-Jobber, Schwarzarbeiter, Menschen, in denen eine leistungsorientierte Gesellschaft keinen Nutzen sieht. Viele Überflüssige finden: Es ist genug. Wir tauchen überall auf, keiner weiß wo, keiner weiß wann: ob in Berlin in der Ausländerbehörde, in Hamburg im Luxusrestaurant oder wie heute bei einer Unternehmensberatung, die im Auftrag der ARGE Menschen „überflüssig“ macht. Denn wir sind von Roland Bergers Arbeit ganz konkret betroffen. Wir Überflüssigen lassen uns nicht mehr abspeisen mit dem abgeschmackten Versprechen künftiger Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum. Wir sind zuversichtlich, uns diesen Reichtum bald gänzlich anzueignen, denn mit jedem Prozentpunkt Wirtschaftswachstum werden die Prekarisierten mehr und mehr...
Natalie Müller, eine Überflüssige, über die heutige Aktion: „Es war für alle Beteiligten ein Riesenspaß, jede Menge Sekt wurde getrunken und Konfetti verteilt. Die Urkunde hat einen Ehrenplatz gleich neben dem Eingang erhalten. Roland Berger erfüllt seine Rolle als „Ausbeuter des Jahres“ hervorragend. Bisher haben nur wenige es geschafft, so viele Menschen in so kurzer Zeit auf die Straße zu bringen. Wir sagen: Danke. Und: Bis zum nächsten Mal!“
Quelle: indymedia