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Mobil sein für wenig Geld

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XANTEN - ATTAC. Organisation machte für ein Sozialticket in den Kreisen Wesel und Kleve Werbung.

XANTEN. Wird in der Öffentlichkeit diskutiert, woran es in Deutschland armen Menschen fehlt, dann fallen immer die gleichen Begriffe: Kleidung, Nahrungsmittel oder eine umfassende Gesundheitsversorgung. Die fehlende Mobilität hingegen wird selten thematisiert. "Dass armen Menschen häufig das Geld fehlt, um Bus oder Bahn zu fahren, wird oft vergessen", sagt Herbert Looschelders, Sozialberater beim Kreis Kleve. Auf Einladung von Attac-Niederrhein informierte er über die mögliche Einführung eines Sozialtickets für die Kreise Kleve und Wesel. Damit ist eine günstige Monatskarte für Bus und Bahn gemeint.

15 Euro für den Pass

In Dortmund etwa können Empfänger staatlicher Sozialleistungen für 15 Euro monatlich den so genannten Dortmund-Pass bekommen. "Damit darf man alle öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten Stadtgebiet nutzen", erklärte den Xantenern Helmut Eigen vom Sozialforum Dortmund. Am Niederrhein ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wesentlich teurer: 50 Euro koste die günstigste Monatskarte, sagte Klaus Kubernus-Perscheid, Vorstandsmitgleid bei Attac Niederrhein. Damit könne man allerdings nur Kurzstrecken fahren - also beispielsweise im Xantener Stadtgebiet. Laut gesetzlicher Berechnung stehen den Sozialschwachen knapp 15 Euro für ihre Mobilität zur Verfügung. Viel zu wenig, wie Kubernus-Perscheid findet: "Das genügt gerade einmal für acht Einzelfahrten innerhalb des Stadtgebiets." Dabei sei für Sozialschwache die Mobilität gerade in dünn besiedelten Gebieten wie dem Niederrhein elementar - etwa um zur Suppenküche oder den Tafeln im nächst größeren Ort zu kommen. Und auch der Verlust der sozialen Kontakte dürfte nicht unterschätzt werden. "Das merken wir bei unseren eigenen Veranstaltungen: Die Sozialschwachen haben häufig keine Möglichkeit, zu uns zu kommen."

Mit der ersten - gut besuchten - Veranstaltung zum Thema Sozialticket waren die Attac-Organisatoren mehr als zufrieden. "Jetzt wollen wir das Thema auf der Tagesordnung halten und die betroffenen Gruppen gemeinsam an einen Tisch bringen", sagte Kubernus-Perscheid. Wie das gelingen kann, bespricht die Gruppe am 19. November um 19.30 Uhr im Einstein in Xanten.

Quelle: NRZ vom 26.10.08

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