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Köln: Feuer und Flamme der Leiharbeit!

+++ Absage an die Leiharbeit +++ Polizeieinsatz mit einigen Zivis +++ Hausverbot für AktivistInnen +++ Klos auf vielen Etagen zerstört +++ Stinkbomben vermiesen die Luft +++ Feuerwehr im Großeinsatz und stürmt mit Axt die ARGE +++

Heute fand zum zehtnen Mal in der ARGE Mitte in Köln die „Markttage Zeitarbeit - eine Chance für sie!” statt. Seit zehn Jahren kommen kölner Leiharbeitsfirmen bei den "Marktagen" zusammen um ihre Branche zu bewerben und hunderte von Arbeitsuchenden in ihren Sklavendienst zu nehmen. Die Schirmherrschaft der Kölner Markttage Zeitarbeit hat seit einigen Jahren die Kölner ARGE übernommen. Ein breites Bündnis aus Erwerbsloseninitativen, Basisgewerkschaften und sozialrevolutionären Vereinigungen nahmen die Messe zum Anlass um gegen Leiharbeit und Lohnarbeit im allgemeinen zu protestieren. Denn „wo das materielles Elend und die Erpressungen durch die ARGE den repressiven Zwang zum Verkauf der Arbeitskraft bestimmen, gilt es die Chancen auf Widerstand zu nutzen und die Leiharbeitsmesse zum Desaster werden zu lassen!“.

Mit Abrissbirne gegen Leiharbeit

Gegen 9 Uhr startete der Sklavenmarkt. Vor der ARGE verteilten AktivistInnen fleißig Flugblätter gegen Leiharbeit, hingen Transparente auf. Nach einen kurzen Durchbruchversuch mit der Soundanlage in die ARGE rein, was leider an den zu eifrigen Securitys und Polizeibeamten scheiterte, wurde die Anlage unterhalb des Tracktes, wo die Messe war, aufgebaut. Aufgrund der Beschallung sah sich die ARGE veranlasst die Fenster zu schließen, was sich später als effektive Beteilligung am kreativen Protest für die Geruchsnerven herausstellte. Vor den Fenstern der Leiharbeitsmesse baumelte derweil eine gebastelte kleine "Abrissbirne" hin und her. Durch kleine Klopfer an die Fenster aufgescheucht guckten die Sklaventreiber immer wieder zu den AktivistInnen nach draussen, die mit freundlichen Winken zurückgrüßten.

Absageagentur

An den Ständen drängten sich derweil die Menschen um einen der "Leihjobs" zu kriegen. Jedoch nach und nach sah man verstimmte Gesichter von den Ständebetreibern. Scheinbar hatten sich einige vor Abgabe ihrer Personalien an die Sklaventreiber umfassend über Vergütung, gewerkschaftliche Vertretung etc. informiert und im Anschluss den Damen und Herrn mitzuteilen, dass sie sich ihre Sklavenjobs sonst, wohin schieben könnten, was auch nochmal mit der Überreichung von Absagen festgehalten wurde. Schließlich muss auch alles seine Ordnung haben. An anderen Ständen wurde die Stimmung immer wieder auch ein wenig gereizter. Zum Beispiel der Stand der Firma Tertia wurde mit viel Aufmerksamkeit bedacht, hatte sie doch während des wilden gate Gourmet Streiks die Streikbrecher geliefert. Heute bot sie aber für ausgebildete Fachkräfte aus der Elektrobranche nur die Etekitierung von Wurtsverpackungen an. Auch der Stand der IG Metall erfreute sich besonderer Beliebtheit. Immer wieder kamen Jobsuchende zum Stand und fragten nach warum die IG metall Leiharbeit fördere. Irgendwann war auch der geschulteste "Kollege" so entnervt, dass er was von "Spalter" und "Sektierern" rumschrie und ermahnte endlich mal zu sehen, dass nur über die richtige Wahl (SPD wahrscheinlich) Mensch etwas ändern könne. So viel Ehrlichkeit und Zustimmung zu den Verarmungsprogramme des Regierungspersonals der BRD hätte sich da manch ein/e BesucherIn von den "Kollegen" wohl nicht erwartet.

"Hurra, Hurra die ARGE brennt!

Derweil wurden die Polizei und die ARGE Pressesprecherin für die Leihmesse Frau Zimmermann immer nervöser. Trot einiger Securitys, Zivilbeamter und Polizei in und vor der ARGE lief es nicht gut. Zunächst erteilte die ARGE zwei Menschen Hausverbote, weil sie angeblich sich an den Ständen der Leiharbeitsfirmen bedient oder gar eine "MitarbeiterIn" einer Leiharbeitsfirma körperlich bedroht hätten. Gegen zehn Uhr kam einer der Securtys zu Frau Zimmermann gerannt und beklagte sich bitterlich, dass Stinkbomben gezündet worden seien. Und wirklich ein ekliger Mief durchzog die Messe. Da die Fenster geschlossen waren, gab es auch keine frische Luft im Angebot der Sklaventreiber. Während Frau Zimmermann noch mit einigen Polizeibeamten diskutierte, wie Sie Herr der Lage würden, kam die Feuerwehr mit Blaulicht und Sirenen vorgefahren und sprang aus ihren 6 Wägen. Mit Axt, Helm und Feuerlöschern bewaffnet stürmten sie in die ARGE hinein. Da machte auch Frau Zimmermann große Augen. Als sich heraustellte, dass wohl doch kein Feuer gelegt wurde fand die Einsatzleitung der Feuerwehr unfreundliche Worte an die ARGE Leitung: "Wie blöd kann man nur sein! Warum überprüft ihr nicht erstmal, ob wirklich Feuer ist. Ist doch klar, dass dies eine Sabotage Aktion war!".

"Was geht ab? - Termine gegen Lohnsklaverei!!

Insgesamt wurde es leider nicht geschafft, dass die Messe abgerochen werden musste. Doch auch bei Suche auf allen Etagen der ARGE nach einen funktionierenden Scheißhäuschen, blieb mensch erfolglos. So blieb der heutige Messe Tag wohl den Leiharbeitsfirmen, der ARGE, der Feuerwehr und den "BesucherInnen" gut im Gedächtnis als ein Tag an dem die "Vermittlung" bzw. Zwang in die "Leihsklaverei" durch die ARGE ziemlich hohe Kosten verursacht haben dürfte.

Schon im März hatte die NRW Kampagne "Kein Finger krumm für Deutschland" (www.soziale-unruhen.net) die Leiharbeitsmesse in Wuppertal besucht. Kommendes Wochende bietet genug Gelegenheit die Kritik an Leiharbeit und Lohnarbeit im Allgemeinen auf die Straßen zu tragen. So findet am Freitag Abend in Frankfurt am Main eine bundesweite Demonstration gegen Lohnarbeit unter dem Motto: "Endlich wird die Arbeit knapp" statt. (Aufrufe unter www.krise.blogsport.de, www.umsganze.de; Mobivideo) und am Samstag gibt es auf dem Euromayday in Dortmund (Infos unter www.euromayday.noblogs.org) einen arbeitskritischen "bunten Block".

http://www.soziale-unruhen.net


Absagebrief


Donald Duck Köln, den 28.04.12010
Glücksstr.0
1000 Entenhausen



adevis Personaldienstleistungen GmbH & Co. KG
Neue Weyerstraße 10
50676 Köln


z. Hd. Frau Stefanie Lömker



Absage eines Sklavendienstes

Sehr geehrte Lömker,

mit großen Interesse habe ich Ihre Stellenausschreibungen begutachtet. Ich muss Ihnen leider heute mitteilen, dass ich ihre Angebote nicht einmal in die engere Auswahl nehmen konnte, obwohl ich ohne größeres Vermögen, noch durch verwandtschaftliches oder staatliches Patronage dazu gezwungen bin, mein Arbeitsvermögen auf dem Markt feilzubieten.

Ich habe mir diese Entscheidung trotzdem leicht gemacht. Ich kann weder ihre miesen Arbeitsbedingungen noch die Arroganz ihrer Disponenten ertragen. Zudem sind die von Ihnen angebotenen Vergütungen auch nur ansatzweise dazu geeignet, meinen Lebens- und Genusstanddart in irgendeiner Art und Weise zu bedienen.

Nach meiner ernsthaften Prüfung ihrer Tätigkeiten sowie der allgemeinen Verfasstheit der Gesellschaftungsordnung Kapitalismus bin ich zum Urteil gekommen, dass die Lohnarbeit im allgemeinen und ihre „moderne Form“ des Sklavenbusinesses im Gegensatz zu meinem Interesse nach einem glücklichen Leben steht und ich daher ihre Sklavendienste sowie das gesellschaftliche Zwangsverhältnis Lohnarbeit ablehne.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich gezwungen sehe, in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und staatlicher Verarmungs- und Disziplinierungsprogramme (Hartz IV) nicht nur ihre „Angebote“ strikt zurück zuweisen, sondern auch in den aktiven Widerstand gegen das Schweinesystem zu treten.

Gerne würde ich Ihnen nähere Informationen zu meiner Person und zu meinem Werdegang in einem handfesten Gespräch geben.

Ich hoffe, nie wieder von Ihnen zu hören und verbleibe
mit sozialrevolutionären Gruß

Donald Duck

Quelle: http://de.indymedia.org/2010/04/279331.shtml vom 28.04.10

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