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Erfolgreicher Kampf: Mit spektakulärer Aktion erkämpften Mailänder Arbeiter den Erhalt ihrer Fabrik

Weltweit häufen sich betriebliche Kämpfe gegen Werksschließungen und Massenentlassungen. In der traditionsreichen Mailänder Maschinenfabrik INNSE gelang jetzt der Erhalt des kompletten Betriebes. Nach rekordverdächtigen 15 Monaten Fabrikbesetzung schien der Kampf am 2. August bereits beendet, als Polizei und Carabinieri die 49 Besetzer vetrieben. Doch die »Unbeugsamen«, wie sie inzwischen selbst in bürgerlichen Blättern genannt werden, gaben nicht auf.

Zwei Tage später schlichen sich Fabio Bottaferla (45), Massimo Merlo (54), Luigi Esposito (48) und Vincenzo Aceranza (60) zusammen mit dem lokalen Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft FIOM-CGIL, Roberto Giudici (58), an den Ordnungshütern vorbei und kletterten auf einen 17 Meter hohen Laufkran. Ihr Ziel: die Demontage und den Abtransport der wertvollen Maschinen zu verhindern und eine Wende zu erzwingen.

Am Mittwoch um kurz nach Mitternacht hatten sie erreicht, was keiner mehr für möglich gehalten hatte. Die in den 20er Jahren gegründete Maschinenfabrik, die unter anderem Bauteile für die europäische Trägerrakete Ariane und den Beschleuniger des Kernforschungszentrums CERN fertigte, bleibt bestehen. Nach 15stündigen Verhandlungen unter Vermittlung des Präfekten kaufte die Aktiengesellschaft Camozzi den Betrieb vom Turiner Unternehmer Silvano Genta zurück, der die angeschlagene Firma 2006 vor allem aus Spekulationsinteresse erworben hatte.

Ein Erfolg, der den fünf, nicht mehr ganz jungen, Kranbesetzern das Letzte abverlangte. »Unser einziger Gedanke war, bis zum Letzten zu gehen«, erklärte Giudici. Acht Tage und 13 Stunden hatten sie bei bis zu 40 Grad und abendlicher Mückenplage auf dem 25 Meter langen und eineinhalb Meter breiten Laufkran verbracht, der für die Demontage der schweren Maschinen unabdingbar war.

Die Aktion und die immer größer werdende Solidaritätswelle sorgte für Unruhe im Unternehmerlager. Am 6. August diagnostizierte die Tageszeitung des Industriellenverbandes Il Sole-24 Ore unter dem Titel »Wenn der Fall INNSE anfängt Schule zu machen«, die Arbeitskämpfe gerieten zunehmend »außer Kontrolle«. Es bestehe »die Gefahr, daß die Fälle von Fabrikbesetzung und Selbstverwaltung zunehmen.«

Quelle: Junge Welt vom 18.08.09

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