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Zur Lage der Träger der Jugendberufshilfe

Berichterstatterin: Sabine Kremer (Mitwirkende der Arbeitsgemeinschaft Jugendberufshilfe und Mitarbeiterin des Christlichen Jugenddorfs/Oespel)

Die Situation der Träger unter Einbeziehung der sich verändernden Zielgruppe und der Kürzungen durch die Bundesanstalt für Arbeit/Bundesagentur für Arbeit und den Landeshaushalt

Die aktuelle Situation der Träger ist geprägt von dem Damoklesschwert der zentralen Ausschreibungen und der Kürzungen im Landeshaushalt.

Es ist klar, dass ein Großteil der vorberuflichen Bildungsmaßnahmen zentral ausgeschrieben wird. Aus den Erfahrungen der ersten zentralen Ausschreibungswelle im Erwachsenenbereich wird dies bezogen auf die BVBs folgendes bedeuten:

  • Wir müssen uns auf einen Preiskampf einstellen
  • Wir müssen uns auf verringerte Qualitätsniveaus einstellen, da sich die Förderstruktur gemessen am neuen vorgegebenen Fachkonzept grundlegend verändert hat. Hier einige der vakantesten Veränderungen:
    • Die Kompetenzfeststellung, die zuvor in die Maßnahme integriert war, kann nun als separates Maßnahmensegment verstanden werden.
    • Es wird eine Bildungsbegleitung geben, die noch genauer zu definieren ist.
    • Die Maßnahmen werden auf 9 Monate inclusive Kompetenzfeststellung verkürzt. Verlängerung nur bei Behinderung.
    • Der Schwerpunkt wird auf die betriebliche Qualifizierung gelegt, in der Qualifikationsbausteine aus anerkannten Ausbildungsberufen vermittelt werden müssen. Ziel: Verkürzung einer möglicherweise anschließenden Ausbildungszeit.

Im gleichen Zuge verändert sich jedoch die Zielgruppe der benachteiligten jungen Menschen:

  • Die sozialen Systeme (Familie, Freunde etc.) werden immer instabiler und können immer seltener als unterstützendes Element hinzugezogen werden.
  • Die Verankerung in negativ unterstützende Peer groups wächst, und damit sinkt die Möglichkeit einer positiv verstärkenden Einflussnahme.
  • Die Auffälligkeiten der jungen Menschen werden massiver und multipler: der Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund steigt (Sprach- und Integrationsproblematik).

Fazit: Die Anforderungen an die Maßnahmenträger und –teilnehmer werden höher bei geringerer Bereitstellung von finanziellen und zeitlichen Ressourcen und bei sich negativ verändernder Zielgruppe. Die Konsequenzen tragen die Jugendlichen.

Nun noch einige Anmerkungen zu Job Center 24:

Das Job Center 24 als Konstrukt wird von den Trägern der Jugendberufshilfe als positiv empfunden, da zunächst einmal jeder Jugendliche die Chance auf Arbeit erhält. Damit haben sich rein theoretisch die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf Arbeit erhöht.

Ob dies tatsächlich so eintrifft, muss abgewartet werden. Glauben wir dem Bericht aus den Ruhr-Nachrichten vom 5.5.2004, so zahlt sich die Arbeit des Job Centers 24 bereits jetzt schon sehr positiv aus. Hier wurde vermeldet, dass der Anteil der Arbeitslosen < 20 Jahre um 50% und der der Arbeitslosen < 25 Jahre um 15% gesunken sei.

Eines ist jedoch klar:

Wir können die besten strukturellen Reformen entwickeln und umsetzen: wenn sich die Konjunktur nicht verbessert, werden sich auch die Chancen der benachteiligten Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt nicht verbessern.

Die Perspektiven auf einen Ausbildungsplatz sind gering, das Angebot an niederschwelligen Arbeitsplätzen schwindet zunehmend.

Der Vollständigkeit halber möchte ich abschließend noch anmerken, dass die Umstrukturierung und die Sparmaßnahmen im Landeshaushalt auch einige Vorteile bieten:

  • Trägerverbünde sind möglich und damit auch eine Ressourcenbündelung und die Schaffung von Synergieeffekten. Arbeit am und mit dem Menschen kann effektiver gestaltet werden. Kleine Träger können aufgrund einiges Verbundes oder einer Bietergemeinschaft an Maßnahmen teilhaben, die sie ansonsten aufgrund ihres Spektrums nicht hätten durchführen können.
  • Eine Spezialisierung der Träger ist möglich und sinnvoll (Kernkompetenzen).

Artikelauswahl

JobCenter 24 glänzt mit ersten Erfolgen
Ruhr Nachrichten 5.2.2004
Hilfe für Jugendliche aus einer Hand: Eine *Baustelle* mit Vorbildcharakter
WR 04.02.2004 / LOKALAUSGABE / DORTMUND
Lehrstellen: Situation verschärft
WR 09.10.2003 / LOKALAUSGABE / DORTMUND
Perspektive für Jugendliche wird düster
WR: 18.03.2003 / LOKALAUSGABE / DORTMUND
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