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Das VRR-"Sozialticket": ein Riesen-Flop!
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Mobilität
Initiativen fordern für einkommensschwache Personen ein ermässigtes Ticket für max. 15 Euro im Monat
Gemeinsame Pressemitteilung
Auch 6 Monate nach Einführung: Initiativen fordern für einkommensschwache Personen ein Ticket für max. 15 € im Monat Mittlerweile liegen erste Nutzerzahlen aus dem VRR-Pilotprojekt auf dem Tisch. Danach verläuft der Absatz an VRR-„Sozialtickets“ bislang äußerst schleppend. In den ersten vier Monaten des Pilotprojekts wurden zusammengenommen rd. 153.000 ermäßigte Tickets verkauft. Zwar steigen die monatlichen Zahlen langsam an, aber auch die jüngste uns vorliegende Zahl von 45.000 (für den Monat Februar)* entspricht gerade mal 5,3 Prozent des Berechtigtenkreises. Erwartet hatten die VRR-Experten, auf Grundlage „umfangreicher interner Berechnungen“ vor Beginn, eine durchschnittliche Nutzerquote von 14 Prozent. Wer ist, wer wäre eigentlich für das Ticket „berechtigt“? Gedacht ist das Angebot nach den offiziellen Verlautbarungen für Hartz IV-Empfänger, Geringverdienende im Wohngeldbezug, Menschen mit einer schmalen Rente, Asylbewerber u.e.a.m.. Insgesamt immerhin 850.000 Bürger und Bürgerinnen in den am Projekt beteiligten Kommunen. 29,90 € kostet das neue Ticket, das sie „Sozialticket“ nennen. Wir hatten von vornherein gesagt, dass das 30-Euro-Ticket an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der betroffenen Menschen vorbeigeht und die VRR-Betriebe daher aller Voraussicht nach auf diesem „Angebot“ sitzen bleiben werden. Schon jetzt ist klar: Von den am Projekt beteiligten Kommunen bleibt angesichts des geringen Absatzes keine einzige auf irgendwelchen Mehrausgaben bzw. Mindereinnahmen sitzen. Die diesbezüglichen Befürchtungen der Verkehrsbetriebe und einiger VRR-Kommunen (u.a. Wuppertal und Dortmund) waren an den Haaren herbeigezogen, wie das Dortmunder Akoplan-Institut schon im August letzten Jahres festgestellt hatte. Im Gegenteil: Es sieht eher danach aus, dass der Verkehrsverbund einen Teil der Fördermittel an die Landesregierung zurück überweisen muss, wegen Überkompensation. Sechs Monate nach der Einführung am 1.11.2011können wir konstatieren, dass sich unsere Befürchtungen und alle unsere Kritikpunkte voll bestätigt haben.
Wir meinen: Mehr als 15 Euro sind für ein bedarfsgerechtes Sozialticket nicht drin! Der – diskriminierungsfreie - Zugang zu umweltschonender Mobilität sollte für alle Menschen in unserer Region eine Selbstverständlichkeit sein. Auch für solche mit knappem Portemonnaie. Denn gerade die sind ja in besonderer Weise von den öffentlichen Verkehrsmitteln abhängig. Wir fordern die Städte und Gemeinden auf, sich endlich für ein Sozialticket einzusetzen, das seinen Namen wirklich verdient und allen Menschen zur Verfügung steht, deren Einkommen unter die Armutsgrenze fällt. Neben dem ermäßigten Monatsticket sollte es – wie im Nachbarverbund Rhein-Sieg - für die Zielgruppe auch günstige Vierertickets geben. Obendrein sollte die künftige Landesregierung möglichst bald daran gehen, die Richtlinien für ihre Zuschüsse zu Sozialtickets zu überdenken. Gerade am Beispiel des VRR hat sich gezeigt, dass zu lockere Vorgaben dazu einladen, das mit der Förderung angestrebte Ziel – die Verbesserung der Mobilität ärmerer Bevölkerungsgruppen - zu konterkarieren.
Wir werden am 5. Mai in vielen Städten Stände und Aktionen durchführen, um unsere Forderung nach einem wirklichen Sozialticket zu unterstreichen.
Im Rahmen dieser Aktionen werden wir auch um weitere TeilnehmerInnen für die laufende Mitnahme-Kampagne „Aktion Freifahrt“ bzw. „Aktion Ich-nehm-Dich-mit“ werben. Siehe hierzu die Webseiten www.ich-nehm-dich-mit.de , http://roterpunkt.basta-wuppertal.de , www.attac-niederrhein.de/AN_sozialticket.htm sowie www.sozialticket.info Für Nachfragen zu dieser PM steht Ihnen Heiko Holtgrave in Dortmund, tel. 0231 – 3367173, zur Verfügung.
* Die Verkaufszahlen für die Monate März und April wurden noch nicht bekannt gegeben. |