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Zur Lage der Tageseinrichtungen für Kinder – Elternvereine in Dortmund

Berichterstatter: Udo Katzorek (Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes DPWV, Fachberatung von Kindertageseinrichtungen, die von Elterninitiativen betrieben werden)

Fachberater für den Bereich der Tageseinrichtungen für Kinder

Einführende Anmerkungen

Zuständigkeit: Elternvereine im DPWV

  • 48 Träger mit 50 Einrichtungen
  • Angebot: insgesamt 10% der Betreuungsplätze in Dortmund

Elternvereine sind selbständige Träger von Tageseinrichtungen für Kinder mit

  • einer gesetzlichen Betriebskostenförderung von 96% und
  • einem Eigenanteil an den jährlichen Betriebskosten von 4%
  • der Eigenanteil muss von den Eltern, deren Kinder die Einrichtungen besuchen, durch zusätzliche Elternbeiträge erbracht werden
  • in der Regel 15-40 € pro Monat

Wie stellt sich die momentane Situation der Einrichtungen dar ?

Bevor ich zu den Haushaltskürzungen 2004/2005 komme, müssen wir wissen, dass

  • der Bereich Tageseinrichtungen für Kinder schon in den vergangenen Jahren erhebliche Einschnitte im Personal- sowie im Sachkostenbereich erfahren musste,
  • bereits die letzte Novellierung des Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder in NRW zu einer Einsparung von mehr als 200 Mio € führte, die massive Einschnitte im Sachkosten- sowie im Personalkostenbereich mit sich brachte,
  • die im Jahr 1998 festgelegte Grundpauschale schon jetzt in vielen Fällen nicht mehr auskömmlich ist, um die notwendigen Kosten abzudecken,
  • die Rücklagen für z.B. Ersatzbeschaffungen seitdem nicht ausreichend gebildet werden konnten,
  • die Rücklagen aus der Zeit vor 1998, soweit überhaupt vorhanden, in den letzten Jahren für die notwendigsten Ersatzbeschaffungen zumeist eingesetzt wurden.

Welche Veränderungen in den von Ihnen betreuten/beratenen Elterninitiative haben Sie in den letzten Jahren beobachtet ?

Die massiven Kürzungen im Sachkosten – sowie im Personalkostenbereich führten zu

  • erheblichen Qualitätsverlusten in der Erziehungs- und Bildungsarbeit in den Einrichtungen durch
    • die Reduzierung von Personalstellen
    • die Reduzierung von Leitungsfreistellungen
    • die Reduzierung von Vor- und Nachbereitungszeiten
    • die Reduzierung der Sachkostenmittel

und in den Elterninitiativen zusätzlich

  • zu einer Erhöhung der Elternbeiträge zur Kompensation der Kürzungen und zum Erhalt der Bildungsqualität und
  • zu höheren Anforderungen an das Ehrenamt der Eltern (Elterndienst, Vorstandarbeit, Renovierungsarbeiten, etc. zum Erhalt der Einrichtungsqualität)

und hiermit verbunden

  • zu Problemen in der Gewinnung von neuen Eltern und Kindern.

Welche Auswirkungen erwarten Sie von Kürzungen der Landesmittel für Ihre Arbeit, die von Ihnen betreute Klientel sowie die allgemeine Situation in der Stadt Dortmund ?

Und nun zu den Kürzungen der Landesregierung 2004/2005 Sachkosten in Tageseinrichtungen für Kinder

Die Kürzungen von 120 Mio € stellt im Ergebnis eine Reduzierung der Grundpauschalen im Durchschnitt um 20% in zwei Jahren im Ergebnis dar. In absoluten Zahlen sind dies rund 2.000 € im Jahre 2004 und rund 3.000 € im Jahr 2005 pro Gruppe. Die Einsparungen bei den Mietern fallen um rund 400 € im Jahr 2004 (1.916 – 400 = 1.516 €) und rund 600 € im Jahr 2005 (2.838 – 600 = 2.2.38 €) aus.

  • Pro Kind werden im Jahr rund 100 € weniger zur Verfügung stehen

Die aus der Grundpauschale zu bestreitenden Sachkosten sind zu 70 % nicht oder kaum disponibel (Reinigung, Energiekosten, Wasser, Versicherungen, etc.)

Die Einsparungen gehen in erster Linie zu Lasten der Ausstattung (pädagogisches Material), Fort- und Weiterbildung des Personals und damit zu Lasten der Bildungsarbeit in den Kindertageseinrichtungen. Dies wird folgende Auswirkungen haben:

  • Renovierungsarbeiten können nicht mehr durchgeführt werden
  • Material oder gar pädagogisches Spielzeug kann nicht mehr angeschafft, ergänzt oder erneuert werden
  • notwendige Fortbildungen nicht mehr besucht werden.

Noch im Sommer 2003 hat die Landesregierung mit den Trägern eine Vereinbarung für Bildungsqualität geschlossen – und nun werden die Mittel für die Tageseinrichtungen zusammengestrichen. Dies ist kontraproduktiv und verstößt gegen jede Vernunft. Es darf nicht sein, dass trotz Bildungsvereinbarung bei den Kleinsten gespart wird. Wenn die Landesregierung in der Bildung eine zentrale „Zukunftsressource“ sieht, muss es für die Weiterentwicklung der Kindertageseinrichtungen verlässliche und bessere Bedingungen geben. Die Landesregierung ignoriert die von ihr selbst propagierte Einsicht, dass der Elementarbereich die erste Stufe des Bildungswesen ist. Die Kürzungen sind und bleiben ein schwerwiegender Eingriff in die Rahmenbedingungen der Bildungsarbeit in den Tageseinrichtungen, die den Bestand von Einrichtungen gefährden.

Fünfzig Elterninitiativen in der Stadt Dortmund müssen im Jahr 2004 mit mehr als 120.000 € weniger auskommen. 2005 wird das Zähneklappern noch größer – dann brechen mehr als 180.000 € weg.

  • Einsparungen 2004/2005 „Elternverein in Dortmund“: insgesamt mehr als 300.000 €
  • Einsparungen 2004/2005 „pro Einrichtung“: durchschnittlich mehr als 6.000 €.

Es ist zu befürchten, dass die jetzigen Kürzungen zwangsläufig

  • Zum Abbau von bestehenden und gut funktionierenden Strukturen der Familienselbsthilfe und des bürgerschaftlichen Engagements in Elterninitiativen, bedingt durch
    • weitere Qualitätsverluste bei der Erziehungs- und Bildungsarbeit in den Einrichtungen,
    • weitere Erhöhungen der Elternbeiträge zur Kompensation der Kürzungen,
    • weitere Probleme bei der Gewinnung von neuen Eltern/Belegung von freien Plätzen
  • zu Verlusten in der Trägervielfalt und
  • zu weiteren Einschränkungen des Wahl- und Wunschrechtes der Eltern führen wird.

Welche Erwartungen und Forderungen haben Sie an die Politik ?

Das Recht der Kinder und das Interesse der Gesellschaft an guter Bildung muss in angemessenen Rahmenbedingungen seinen Ausdruck finden:

  • ausreichende und verlässliche Finanzierung der Personal- und Sachkosten,
  • zwei pädagogische Kräfte pro Gruppe,
  • Freistellung bzw. anteilige Freistellung von Leitungskräften,
  • Reduzierung der Gruppengrößen,
  • ausreichende Vor- und Nachbereitungszeiten für die pädagogischen Kräfte,
  • ausreichende Finanzierung für die dringend notwendige Fort- und Weiterbildung des pädagogischen Personals (Erhöhung der Fortbildungspauschalen),
  • ausreichende Mittel für Qualitätssicherung und – weiterentwicklung,
  • Erhalt und Ausbau von Fachberatung.
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