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Zur Lage von Menschen, die aus Not Suppenküchen aufsuchen

Berichterstatterin: Ursula Schulze (Suppenküche Kana)

Die Suppenküche Kana ist neben dem Gasthaus und den Franziskanern eine von drei Ininitiativen in Dortmund, die Essen an Bedürftige ausgeben. Sie hat ihren Standort in der Nordstadt in der Mallinckrodtstraße.

Die Suppenküche Kana ist an vier Tagen in der Woche geöffnet und bietet 58 Plätze. Die Zahl der Gäste steigt kontinuierlich. 2002 suchten 46.400 Gäste die Suppenküche auf. 2003 waren es bereits 48.440 Gäste. Beobachtet wird, dass die Zahl der Frauen, die die Suppenküche aufsuchen kontinuierlich gestiegen ist. Besorgniserregend ist, dass sich unter den Gästen auch zunehmend hungernde Kinder finden.

Die Suppenküche Kana wird aus Spendengeldern finanziert.

Über das Speiseangebot hinaus werden auch Aktionen durchgeführt, um auf die Situation von Menschen, die aus Not Suppenküchen aufsuchen, hinzuweisen. Dazu gehörte im Oktober ein "Kreuzweg der Armut" unter dem Motto "Unser Wirtschaftssystem geht über Leichen". Jeden ersten Montag im Monat protestieren die Mitglieder der Kana-Suppenküche gegenüber dem Bahnhof. Eine weitere immer wieder in der Öffentlichkeit vorgetragene Forderung ist: "keine Vertreibung von Randgruppen". Dazu gehört bspw. auch die Vertreibung der Drogenabhängigen kreuz und quer durch die Stadt. Armut muss in einer Stadt sichtbar bleiben, Stein der Anstoßes und Anlass zur Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und sozialen Missständen einer Stadt bieten, denn Armut ist kein individuelles Fehlversagen. Es müsse auch vermieden werden, dass sich die Vereine und Träger auseinanderdividieren und in eine Konkurrenz untereinander treiben lassen.

Frau Schulze berichtet von den fatalen Auswirkungen der Einführung der Praxisgebühr für arme Menschen. Seitdem werden von Armen Arztbesuche vermieden. Abgesehen davon, dass derart Menschen der Zugang zu ärztlicher Versorgung verstellt wird, steht auch als Folge zu erwarten, dass die Behandlung im nachhinein chronischer, voll entwickelter Krankheitsbilder noch kostspieliger wird. Und auch das erneute Auftauchen von ansteckenden Krankheiten wird wahrscheinlich.

Frau Schulze weist darauf hin, dass es notwendig sei, städtischerseits die vorhandenen Formen krasser Armut in Dortmund wahrgenommen werden müsse, statt die Augen davor zu verschließen. Es seien, ganz konkret pragmatische Lösungen für die anstehenden Bedarfe von obdachlosen, hungernden Menschen, die es in zunehmendem Maße gäbe, zu erstellen. Ein Beispiel ist die niederschwellige und bedarfsgerechte Einrichtung von Wärmestuben im Winter. Dazu können bspw. auch die Öffnung von U-Bahn-Stationen, Kirchen oder Sporthallen gehören, um obdachlose Menschen vor Kälte oder gar dem Erfrierungstod zu schützen. Diesbezüglich gäbe es in Dortmund bisher so gut wie keine Überlegungen.

Frau Schulze schließt ihren Vortrag mit den Worten: "Wie eine Gesellschaft mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht, daran zeigt sich ihre Qualität". Das soziale Klima einer Stadt zeige sich an dem Umgang oder der Verdrängung und Ausgrenzung von Armut im Stadtraum.

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Leiser Protest gegen die Ausgrenzung der Armen
WR: 17.10.2003 / LOKALAUSGABE / DORTMUND
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