Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite über uns SoFoDo-Aktionen / -Veranstaltungen Hearing "Zur sozialen Lage in Dortmund" Artikel zum Thema Zahl der Verschuldeten steigt: Zu wenig Berater für immer mehr Fälle

Zahl der Verschuldeten steigt: Zu wenig Berater für immer mehr Fälle

WR: 04.02.2004 / LOKALAUSGABE / DORTMUND

Seit Jahren nimmt die private Verschuldung zu. Laut Amtsgericht waren 1996 rund 18 500 Dortmunder überschuldet. 2002 lag die Zahl bei über 24 000. Ein Problem, mit dem auch die Schuldnerberatung der Verbraucherzentrale zu kämpfen hat.

Die nüchternen Zahlen ergeben sich aus der Zahl der beantragten Eidesstattlichen Erklärungen (Offenbarungseid). Doch hinter ihnen stehen Menschen. Schicksale. Leidensgeschichten. Das wissen Gesa Mielcke und Uta Petzolt, die beiden Schulden- und Insolvenzberaterinnen der Verbraucherzentrale nur zu gut. Spätestens wenn der Strom abgestellt und das Konto gesperrt wird, suchen die Betroffenen oft Hilfe bei der Schuldnerberatung. Zehn Anfragen täglich - keine Seltenheit. 6000 Kurzberatungen gab es allein in den letzten fünf Jahren seit Einführung der Privatinsolvenz.

Die bietet Verschuldeten erst den rechtlichen Rahmen, aus dem Schuldensumpf herauszukommen: Über 1. außergerichtliche Verhandlungen mit den Gläubigern, 2. den Versuch einer Einigung mittels Gerichten, 3. der Pfändung des Vermögens und 4. der kontinuierlichen Zahlung an Gläubiger über maximal sechs Jahre, bis man vom Gericht für schuldenfrei erklärt wird. Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Einleitung der Privatinsolvenz sehr zeit- und kostenintensiv, zumindest, wenn man sich an einen Anwalt hält.

Die Verbraucherzentrale bietet die Beratung umsonst an. Konnte aber wegen der großen Nachfrage (drei bis vier Monate Wartezeite) mit eineinhalb Stellen nur 121 Anträge auf den Weg bringen. Ein Ziel der Privatinsolvenz, die Gerichte zu entlasten, könne so jedenfalls nicht erreicht werden.

Gründe für die Überschuldung gibt es viele: Arbeitslosigkeit, Scheidung, zu viele Kinder, nicht zuletzt steigende Fixkosten oder auch gescheiterte "Ich-AGs".

Von Peter Ring

Artikelaktionen