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Das Sozial-Ticket zum Nulltarif ...

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... scheint so etwas wie der Traum von einer besseren Welt zu sein. Die Kapitalisten und die ihre Geschäfte verwaltenden Politiker nennen den Nulltarif den Untergang der Marktwirtschaft, sei sie nun eine freie, soziale, christliche oder sonst eine.

Sie tun alles, um solche Idee nicht aufkommen zu lassen als würde damit das Ende der kapitalistischen Warengesellschaft eingeläutet. Die funktioniert allerdings für viele Menschen nicht mehr - in Dortmund sind das mehr als 80.000 Menschen.

Vor vielen Jahren schon, da war ich noch vergleichsweise jung, gab es in den Grostädten eine schöne und manchmal wilde Kampagne, die nannte sich "der rote Punkt". Damals lebte ich in Hannover. Wir beanspruchten freie Fahrt für alle in Bussen und Bahnen. Für diesen Traum besetzten wir schon mal die Schienen und blockierten den PNV, der uns nicht gehorchen wollte. Für diesen Traum duschten wir schon mal im Strahl der Wasserwerfer, die uns Gehorchen beibringen wollten.

Die Ideologie der Bürger hieß "Freie Fahrt für freie Bürger" und meinte immer nur den Ausbau der Autostraßen und Autobahnen. Nicht nur immer mehr mussten es sein - von jeder Wohnung sollten es nur zehn Kilometer zur Autobahn sein, das war mal ein sozialdemokratisches Versprechen für das Ruhrgebiet.

Autostraßen und Autobahnen mussten auch immer schneller werden, mehr Energie zu verbrennen und mehr Schadstoffe zu schmeißen erlauben und mehr Menschenleben kosten. Heute heißt das Programm: Die Autostraßen und Autobahnen verbreitern, statt einer Spur zwei, statt zwei Spuren drei usw. usf., und wenn nichts mehr gehen will, Tunnel bauen. Der Markt sagt: Autofahren muss billig sein - am besten zum Nulltarif. Straßen gibt es sowieso, da muss man kein Ticket kaufen!

Nirgends lässt sich das Recht des Stärkeren besser herausstellen als mit der PS-Zahl und im überholvorgang. Nirgends ist wirtschaftliches Wachstum so erfahrbar wie im Stau wegen einer Baustelle. "Freiheit statt Sozialismus" - das kapitalistische System hatte und hat zuerst Daimler und VW im Blick und nicht den PNV. Das sozialistische Prinzip hatte und hat zuerst den PNV im Blick und nicht den Wartburg oder Wolga. Der Unterschied in den Prinzipien war nicht gering.

Tatsächlich ist die Forderung Sozialticket zum Nulltarif eine - kleine - Kampfansage an die warenproduzierende und konsumierende Gesellschaft. Wo etwas nichts kostet, kann es auch nichts sein - weil daran ja niemand etwas verdienen kann, niemand jemanden ausbeuten kann, keiner Gewinne irgendwohin wegtragen kann. Das ist für Kapitalisten eine Nullnummer, dafür lassen sie sich noch nicht einmal zu einer public-private-partnership herab. Schon gar nicht würde sie sowas zur Privatisierung des PNV ermuntern.

Uns aber leuchtet unmittelbar ein, dass die Dinge und Dienste, die wir unbedingt und unmittelbar brauchen, in unsere Hände gehören. Wenigstens in öffentliche Hände, wenn es schon kein Volkseigentum sein kann, das wir selbst gestalten können.

Keine Angst und keine Vorfreude - das Sozialticket zum Nulltarif wäre noch lange kein Sozialismus. Aber es brächte denen Freiheit und Möglichkeit, sich im öffentlichen Raum und im Leben zu bewegen, die im reichen Land arm gemacht worden sind, abgeschoben und eingegrenzt auf eine Fußwegentfernung. Sie erleiden das Gegenteil von dem, was wir Demokratie nennen. Sie sind im wahrsten Sinne Gefangene des Systems. Gegen diesen Skandal setzen wir uns ein, ohne wenn und aber.

Das Linke Bündnis Dortmund aus Parteilosen Linken, DKP und SDAJ unterstützt vorbehaltlos das Sozialforum Dortmund mit seiner Forderung "Sozialticket zum Nulltarif". Wir tun das hier und in anderen Veranstaltungen, im Rat und überhaupt.


Redebeitrag von Wolfgang Richter zum Aktionstag des Sozialforum Dortmund für ein "Sozialticket zum Nulltarif" am 03.02.2007

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