Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Termine archiv Termine 2008 Mahnwache

Mahnwache

Am Montag den 7.1. wollen wir an den Tag erinnern, da in Dortmund die Machtübertragung an Hitler vorbereitet wurde.

Was
Wann 07.01.2008
von 15:30 bis 16:30
Wo Nähe U-Bahn-Haltestelle Markgrafenstr.
Termin übernehmen vCal
iCal

Die Hainallee heißt erst seit 1945 Hainalleee (weil sie wohl auf den Kaiserhain zuführt im Westfalenpark gegenüber). Die Tagung vom 7.1. 33 fand im Haus Rathenauallee 68/Ecke Eintrachtstr. statt. (Später Adolf-Hitler-Allee, jetzt Hainallee). Das Grundstück ist heute unbebaut. Wir wollen bei der Mahnwache ein Schild an einem Baum befestigen - wenige Schritte von der U-Bahn Markgrafenstr. entfernt. Das Schild würde wie unten formuliert. Die Mahnwache wollen wir dort am Montag 7.1. von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr durchführen. Anschließend wollen wir auf der Montagsdemo an den Vorgang erinnern.
 
Das Schild:
Hier an der Ecke Eintrachtstr. in der Villa Springorum trafen sich am 7. Januar 1933 Franz von Papen und führende Ruhr-Industrielle, um die Machtübertragung an Hitler herbeizuführen. Viele Ruhrindustrielle unterstützten bereits vor 1933 die Ziele der Nazis. Sie profitierten von Krieg, Faschismus und Holocaust.

4. Januar 1933: Geburtsstunde des "Dritten Reiches" - Mahnwachen am 4. Januar in Köln und am 7. Januar in Dortmund

Am 30. Januar ist es 75 Jahre, da Hitler die Macht übertragen wurde. Mit zahlreichen Mahnwachen und Veranstaltungen erinnern Antifaschisten daran. In Köln wurde an den Jahrestag schon zu Jahresbeginn erinnert. Vor 75 Jahren, am 4. Januar 1933, beherbergte die am Kölner Stadtwaldgürtel 35 gelegene Villa des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder illustre Gäste: Auf Einladung des Hausherrn, der einer der wichtigen Finanziers der Nazis war, trafen sich der kurz vorher als Reichskanzler zurückgetretene Franz von Papen (ehemls Zentrum) mit Adolf Hitler, Rudolf Hess, dem Chef der SS Heinrich Himmler und Hitlers Wirtschaftsberater, dem Chemieindustriellen Wilhelm Keppler.

Sinn der Zusammenkunft, die nicht zufällig im Haus eines wichtigen Bankiers stattfand, war die Vorbereitung einer Regierung unter Führung der NSDAP mit Hitler als Reichskanzler und die Beseitigung von Hindernissen auf dem Weg dorthin.

Worum es inhaltlich bei dem streng geheimen Treffen ging, schilderte sein Organisator in einer Eidesstattlichen Erklärung vor der amerikanischen Untersuchungsbehörde des Nürnberger Gerichtshofs im Jahr 1947:

"Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange an der Macht bleiben würde.... Ein gemeinsames Interesse der Wirtschaft bestand in der Angst vor dem Bolschewismus und der Hoffnung, dass die Nationalsozialisten -- einmal an der Macht -- eine beständige politische und wirtschaftliche Grundlage in Deutschland herstellen würden.... In diesem Zusammenhang sind zu erwähnen: eine von Hitler projektierte Erhöhung der deutschen

Wehrmacht von 100 000 auf 300 00 Mann...".

75 Jahre nach dem Treffen in der Villa Schröder, das in der Geschichtswissenschaft als "die Geburtsstunde des Dritten Reiches" bezeichnet wurde, ist es in weiten Kreisen von Historikern und

Publizisten nicht mehr opportun, vom wesentlichen Anteil des Großkapitals an der Errichtung der Nazidiktatur zu sprechen. Doch Max Horkheimers Wort gilt immer noch: "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen."

Mit einer Mahnwache am Freitag, dem 4.1.2008 vor der Villa Stadtwaldgürtel 35 wird daran erinnert. Am 7. Januar 1933 setzte v. Papen seine Werbereise für eine Regierung der Rechtskonservativen und der Nazis unter Führung Adolf Hitlers fort. Er traf sich in Dortmund in

der Villa Springorum mit den Herren der Ruhrlade, den wichtigsten Wirtschaftsführern an Rhein und Ruhr. Auch daran erinnert die VVN-BdA. Das wird der Start zu einer Reihe von Aktionen der VVN-BdA NRW.

Peter Trinogga

 

Neben den Stolpersteinen für die Opfer nun Informationen über die Täter - Aufruf zur Rallye "Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945"


Eine Rallye "Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945" will die nordrhein-westfälische VVN-BdA aus Anlaß des 75. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler auf den Weg bringen. Sie will eine Dokumentation über diese Verbrechen auf dem Territorium ihres Landes an Rhein, Ruhr und Lippe schaffen. Antifa- und Jugendgruppen sowie Schülerinnen und Schüler sollen aufgerufen werden, vor Ort die Informationen über die Täter zu sammeln und zusammenzutragen, um sie von der VVN-BdA veröffentlichen zu lassen. Daraus könnten Schriften oder auch Exponate entstehen.

1945 schworen die befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald u.a.: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. ... Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht." Doch die Wurzeln des Nazismus wurden nicht

beseitigt, nur wenige der Schuldigen standen vor den Richtern. Deshalb gilt es, die Wurzeln des Nazismus weiter zu bekämpfen und die Schuldigen weiter zu benennen. Eine erste Aktion soll am 4. Januar in Köln am Stadtwaldgürtel 35 stattfinden. Dort haben sich vor 75 Jahren Banker, rechte Konservative und Nazis unter Führung Adolf Hitlers getroffen, um die Machtübertragung an Hitler vorzubereiten. Dort befindet sich ein Schild mit dieser Inschrift: "Hier, im Haus des Privatbankiers Kurt Freiherr von Schröder, trafen sich am 4. Januar 1933 Adolf Hitler und Franz von Papen, um über eine Regierungsbildung zwischen Nationalsozialisten und Rechtskonservativen zu beraten. In einem Gespräch wurden die Weichen für Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 gestellt und die Voraussetzungen für die menschenverachtende Diktatur der Nationalsozialisten geschaffen. Kurt von Schröder unterstützte bereits vor 1933 die Ziele des Nationalsozialismus und organisierte nach 1933 finanzielle Leistungen der deutschen Wirtschaft an die SS."

Zahlreiche Vertreter des Großkapitals wurden im höchsten Maße schuldig. Von ihrem Profit, den sie aus Krieg und Leid der Menschen zogen, haben sie kaum etwas in Form von Entschädigung an die Opfer zurückgezahlt. Wissenschaftler haben errechnet, dass im Jahre 2000 bei der sog. Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nur zehn Prozent der Summe an entgangenem Lohn an die Überlebenden gezahlt wurde, von den gut zehn Millionen bereits verstorbenen Sklavenarbeitern gar nicht zu reden, die keinen Pfennig oder Cent erhielten und deren Angehörige ebenfalls leer ausgingen.

Zukunftsfonds von EVZ ist gefordert

Die VVN-BdA NRW fordert den Zukunftsfonds der Stiftung "Erinnerung Verantwortung Zukunft", die zur Zwangsarbeiterentschädigung gebildet wurde, auf, die Schülerinnen und Schüler über die Verbrechen der deutschen Wirtschaft aus der Zeit von 1933 bis 1945 aufzuklären oder entsprechende Projekte und Recherchen zu fördern.

Schilder wie jenes am Stadtwaldgürtel in Köln müssten an vielen Orten im Lande stehen, meinen die Initiatoren der Rallye. Mögliche Standorte solcher und ähnlicher Schilder -- die zugleich "Tatorte" wären -- gibt es vielerorts. Der Standort der Villa Springorum an der Hainallee in

Dortmund, wo sich die Ruhrladen-Industriellen mit dem Hitler-Steigbügelhalter von Papen am 7.1.1933 gegen die Demokratie und den Frieden verschworen, soll ebenfalls Staion der Rallye sein. Nicht vergessen werden soll die zum Quandt-Konzern gehörende Fa. Busch-Jäger in Lüdenscheid, von wo aus noch nach 1945 der Goebbels-Nachfolger Werner Naumann die Fäden zu alten und neuen Nazigruppen spann. Das Krupp-Zwangsarbeiterlager, das nicht mehr arbeitsfähige Sklaven nach

Auschwitz und Bergen-Belsen verbringen ließ, verdient untersucht zu werden. Die VVN-BdA: "In jeder Stadt gibt es Stätten, die auf einem ,Atlas der Täter' vermerkt werden müssten: Vor allem die Stätten der Sklavenarbeit und der Kriegsendphasenverbrechen, aber auch die Konzernzentralen und die firmeneigenen Gefängnisse."

"Mörderisches Finale - Die Kriegsendverbrechen des NS-Regimes" heißt ein Buch, das in diesen Tagen herauskommt und das Auskunft über viele Tatorte gibt, die im Rahmen der Rallye untersucht werden sollten. Es wurde herausgegeben vom Internationalen Rombergparkkomitee. Das Buch erscheint Anfang Februar 2008 bei papy rossa, Köln - ca. 160 Seiten - EURO 12,90 - Vorverkaufspreis EURO 10,--/

Ulrich Sander