Armut und Corona: Bündnis fordert mindestens 100 € mehr
Der Koordinierungskreis des Bündnisses Sozialticket NRW hat heute eine Pressemitteilung rausgegeben, die auf aktuelle soziale Probleme infolge der Corona-Pandemie eingeht.
(Pressemitteilung v. 17.4.2020)
Armut und Corona
Bündnis Sozialticket NRW fordert mindestens 100 € mehr
Die derzeitige Corona-Krise hat mittlerweile zu einem nahezu vollständigen Stillstand des gesellschaftlichen Lebens geführt. Mit diesem Stillstand werden erhebliche wirtschaftliche und soziale Folgen einhergehen und dazu führen, dass in naher Zukunft immer mehr Menschen auf Sozialleistungen angewiesen sein werden. Oft sind es Menschen, die eh schon zu den einkommensschwachen Haushalten wie Selbständige, Künstler*innen, Geringverdienende, Minijobber*innen gehören. Denen fehlt es oftmals an entsprechenden Rücklagen, um die ausfallenden Einkünfte eine Weile lang auszugleichen.
Während die Politik in der Corona-Krise milliardenschwere
Hilfspakete für große Unternehmen auf den Weg bringt, ist kaum
Hilfe in Sicht für Millionen Menschen, die besonders wenig Geld
zum Leben haben.
Das Bündnis Sozialticket NRW fordert daher vom Corona-Kabinett
der Bundesregierung umfassende sozialpolitische Maßnahmen, die
die Schere zwischen arm und reich nicht noch weiter öffnet.
Damit unterstützt das Bündnis das Forderungspaket des
Erwerbslosen- und Sozialhilfevereins Tacheles aus Wuppertal
(siehe Hintergrundinformationen).
Als erste und leicht umsetzbare Maßnahme fordert das Bündnis, dass während der laufenden Corona-Krise die SGB II-, SGB XII-, AsylbLG - Regelbedarfe um einen Corona-Zuschlag von mindestens 100 € pro Monat erhöht werden. „Damit könnten z.B. anfallende Mehrkosten für gesundes, vitaminreiches und ausgewogenes Essen abgefedert werden“, meint Klaus Kubernus-Perscheid vom Koordinierungskreis. „Dies ist die erste Voraussetzung für die Stärkung des Immunsystems und Schutz vor Krankheiten.“
Ebenso brauchen einkommensschwache Familien jetzt schnelle Hilfe bei der Finanzierung von Computern für Schüler*innen. Seit dem 16. März ist der Unterricht an Schulen eingestellt worden und muss nach den aktuellen Beschlüssen der Bundesregierung per E-Learning auch nach den Osterferien weitergeführt werden. Da die Schulen die dafür notwendigen Geräte nicht bereitstellen, bleiben die Familien auf sich selbst gestellt. Die Gefahr besteht, dass Bildungschancen für Kinder aus einkommensschwachen Familien durch die Coronakrise noch mehr sinken.
Helmut Eigen, ebenfalls vom Koordinierungskreis, meint dazu: "Wenn es innerhalb weniger Tage möglich war und ist, Schutzpakete selbst für so 'benachteiligte' Bevölkerungsgruppen wie die deutschen Zahnärzte zu schnüren, wäre es menschlich und sozial geboten, auch den Einkommensschwächsten in unserer Gesellschaft mehr als nur warme Worte anzubieten."
Das "Bündnis Sozialticket NRW" hat sich Anfang 2018 gegründet
und verfolgt das Ziel, Mobilität für einkommensschwache Menschen
zu ermöglichen.
Helmut Eigen aus Dortmund und Klaus Kubernus-Perscheid aus Wesel
gehören dem Koordinierungskreis des Bündnisses Sozialticket NRW
an.
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Hintergrundinformationen:
• Tacheles e.V.: Vorschläge zum Umgang mit der Corona-Krise für
einkommensschwache Haushalte, siehe hier
• Tacheles-Kampagne: Schulcomputer sofort! - siehe hier