Soli-Seife aus Thessaloniki
Wasche deine Hände in …. Umsturz
Zutaten: Olivenöl, Kokosöl, Rizinusöl und Mandelöl.
Rein pflanzlich, auf natürlicher Basis, ohne Zusatz von Duftstoffen.
Hergestellt in einer besetzten, selbstverwalteten Fabrik in Thessaloniki, Griechenland.
Vom Fugenkleber zur Bio-Seife
Vio.Me wurde 1982 als Fabrik für Fugenkleber u.ä. gegründet und galt als eines der 20 erfolgreichsten Unternehmen in Nordgriechenland. 70 Menschen arbeiteten dort. Dann kam die Krise. Im Mai 2011 meldeten die Besitzer Konkurs an. Die Chefetage machte sich von einem Tag auf den anderen aus dem Staub und die Arbeiter erhielten keinen Lohn mehr. Doch die Arbeiter von Vio.Me wollten nicht einfach aufgeben. Sie organisierten eine Vollversammlung und diskutierten, was zu tun sei. Bei einer Abstimmung waren 97 Prozent dafür, die Fabrik zu besetzen und selbstverwaltet weiterzuführen. Seitdem ist die Vollversammlung ihr höchstes Gremium in der alle Entscheidungen kollektiv getroffen werden.
Einfach wieder die alten Produkte herzustellen, war nicht möglich, da die Rohstoffe dafür sehr teuer sind. Es gab aber auch noch andere Gründe für die Seifenproduktion. Nicht nur, dass die Arbeiter schon viel zu lange mit giftigen Chemikalien arbeiten mussten. Es sollten preisgünstige Sachen hergestellt werden, die die Menschen brauchen und die möglichst auch noch umweltfreundlich sind. So starteten im Februar 2013 rund 20 Arbeiter die Produktion von Seife und anderen Reinigungsmitteln nach traditionellen, handwerklichen Verfahren. Reich werden sie dadurch nicht, da nur sehr kleine Mengen produziert werden. Aber es hilft zu überleben.
Die rechtliche Lage ist bisher leider ungeklärt. Zwar hatte die alte Regierung es nicht gewagt, die besetzte Fabrik zu räumen. Doch es droht von anderer Seite immer noch das Aus. Die Gerichte sind derzeit das Problem. Denn die Gläubiger der einstigen Eigentümer fordern ihr Geld zurück, und Vio.Me dient als Konkursmasse. Die besetzte Fabrik könnte so den Forderungen der Gläubiger zum Opfer fallen. Die Regierungspartei SYRIZA hat zwar Hilfe versprochen, doch ob diese auch kommt und wie sie aussieht ist noch offen.
Mehr als eine Seifenfabrik
Obwohl die meisten Menschen in Griechenland immer weniger Geld zur Verfügung haben, sind viele Produkte des alltäglichen Lebens sehr teuer. Eine Packung Klopapier kostet vier Euro, Milch doppelt so viel wie in Deutschland, und für ein Bier in einer Kneipe kann man in Thessaloniki locker vier Euro los werden. Die Menschen haben Strategien entwickelt, mit der schweren Situation umzugehen. Zu den Strategien gehören die »Märkte ohne Mittelsmann« oder »offenen Märkte«, wie sie auch genannt werden. Dort verkaufen Kooperativen und Bauern ihre Produkte direkt an die Konsumenten.
Solch ein Markt findet auch auf dem Gelände von Vio.Me statt. Der Andrang ist recht groß, obwohl die Fabrik außerhalb der Stadt liegt. Weil die frühere Regierung Samaras diese »offenen Märkte« bekämpfte, wurde beschlossen, die Fabrik für die Gesellschaft zu öffnen, und anderen Produzenten angeboten, ihre Waren dort zu verkaufen. Rund 20 Stände sind auf dem Gelände. Von frischem Obst und Gemüse bis zu Kosmetik gibt es viele Sachen des alltäglichen Bedarfs. Auch Vio.Me ist auf solche Märkte angewiesen. Einen professionellen Vertrieb gibt es nämlich nicht. Vio.Me-Produkte findet man nicht im Supermarkt. Sie werden über Solidaritätskomitees und Soziale Zentren verkauft, getauscht oder verschenkt. Je nach den Umständen – jede und jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder und jedem nach seinen Bedürfnissen. Vom Erlös werden neue Rohstoffe gekauft und Löhne bezahlt. Jeder bekommt 15 Euro pro Tag, der Rest geht in «die Solidarität». Gemeint ist der kollektive, länderübergreifende Kampf für eine solidarische Gesellschaft.
Um dem Verkauf der Produkte von Vio.Me einen legalen Rahmen zu verschaffen, wurde eine Genossenschaft gegründet, der auch Aussenstehende beitreten können. Der monatliche Beitrag beträgt 3 Euro, für Arbeitslose die Hälfte, und kann gegen Produkte getauscht werden. Vio.Me soll der gesamten Gesellschaft gehören, an deren Schicksal auch die Zukunft von Vio.Me geknüpft ist. Vio.Me ist Teil einer sozialen Revolution, die damit begonnen hat, dass die Menschen ihr Leben in die eigene Hand nahmen. Das revolutionärste an Vio.Me ist wahrscheinlich, dass diese Arbeiter die Logik des Markt- und Konkurrenzdenkens durchbrochen haben.
Mehr Infos unter http://www.viome.org/