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Pressemitteilung und Gegendarstellung der Hirsch-Q zum 12.12.2010

Sehr geehrte Damen und Herren, wir wenden uns auf diesem Wege an Sie, da wir mit der bisherigen Berichterstattung der Polizei- und Lokalpresse über den Neonazi-Angriff vom 12.12.2010 auf unser Lokal und seine Gäste nicht einverstanden sind. Wir verlangen eine Gegendarstellung!

Die Dortmunder Polizei spricht in ihren 2 Pressemitteilungen, von "Schlägerei im Lokal “Hirsch Q”" und " einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen (…) Personen der Rechten und Linken Szene, in deren Verlauf Messer und Reizgas eingesetzt wurden.". Diese Schilderungen wurden so von beiden großen Lokalzeitungen ohne eigene Recherche übernommen. Lediglich die BILD-Zeitung hielt es für notwendig eigene Recherche zu betreiben und außerdem das Gespräch mit uns Betreibern zu suchen.

Die besagten Schilderungen werden den Tatsachen nicht gerecht. Im Gegenteil, sie suggerieren, dass es sich hier um eine wechselseitige Auseinandersetzung zweier gleichberechtigter Konfliktparteien handelt.

Die Wirklichkeit sieht anders aus:

Betrachtet man nämlich zum einen das Publikum der Hirsch-Q und zum anderen die unzähligen Angriffe von Neonazis (seit 2006 mehr als 6 Angriffe/Zwischenfälle) mit denen der aktuelle Angriff in einen Kontext zu setzen ist, so wird schnell ersichtlich, dass es sich hier eben nicht um einen “Links-Rechts-Konflikt” handeln kann.

Unser Lokal ist eine zivile, gewinnorientierte und offiziell konzessionierte Einrichtung, welche sich nicht politisch betätigt. Das einzige politische Statement, was unsere Gaststätte vertritt ist, dass “Menschen die durch ihr Äusseres oder ihr Verhalten rassistische, faschistische sexistische und/oder xenophobe Gesinnungen erkennen lassen” keinen Zutritt zu unserem Lokal haben. Dies bewerten wir selbst jedoch nicht als politisches Engagement sondern als Selbstverständlichkeit. Nur weil wir damit in Dortmund nahezu alleine dastehen, reicht diese Tatsache nicht aus, um uns hierdurch in die “linksextreme Ecke” zu stellen. So gibt es z.B. im Sauerland eine öffentliche Kampagne vieler ansässiger Wirte, ebenfalls mit dem Ziel besagte Gesinnungen aus ihren Lokalitäten zu verbannen.

Unsere Gäste, die nun zum wiederholten Male Opfer massiver Gewalttaten wurden, kommen ausserdem nicht exklusiv aus einer Szene bzw. einer politischen Richtung. Im Gegenteil, unser Publikum setzt sich aus Stammgästen und zu einem großen Teil auch aus Laufkundschaft zusammen. So besuchen insbesondere am Wochenende Menschen unterschiedlichen Alters (18-80), unterschiedlicher Kulturen und Szenen das Lokal. So ist vom jungen Punk bis zum Anzugträger älteren Semesters alles vertreten. Natürlich sind unter unseren Gästen auch Anhänger des linken Spektrums, es entbehrt aber jeder Grundlage diese als dominierende oder alleinige Gäste darzustellen.

Unser Publikum besucht unser Lokal um hier einen netten Abend (oder Morgen) zu verbringen, neue Leute kennenzulernen und ggf. eine Partie Kicker oder Flipper zu spielen. Wir sind eine Institution des Dortmunder Nachtlebens und somit kommen die Gäste zum feiern hier her und nicht um sich hier politisch zu betätigen oder gar politische Auseinandersetzungen zu führen.

Unsere Stammgäste wissen jedoch (durch die vorausgegangenen Angriffe) um die Gefahr einer eventuellen Neonazi-Attacke. Aus diesem Problembewusstsein heraus erklärt sich die geschlossene Gegenwehr bei den letzten beiden Angriffen. Unsere Stammgäste entscheiden sich hierzu jedoch nicht bewusst, oder haben gar Freude daran, sondern werden durch die Angreifer gezwungen sich zur Wehr zu setzen, um schwerste Verletzungen oder gar die Tötung einzelner Gäste zu verhindern. So wurden im aktuellen Fall beispielsweise schwerere Stichverletzungen wohl nur durch die geschlossene Gegenwehr verhindert. Die Angreifer setzten nämlich mindestens 1 Messer im Tumult rücksichtslos gegen unsere Gäste ein.

Diese Sachverhalte sind der Dortmunder Polizei sehr wohl bekannt. Zum einen weiß sie welches Publikum die untere Brückstraße und unser Lokal frequentiert, zum anderen resultieren die typischen Polizeieinsätze in unserem Lokal aus (für die Nachbarn) zu lauter Musik und eben nicht aus dem Anlass politische Aktivitäten zu unterbinden. Die Polizei weiß somit, dass in unserem Lokal das Feiern und der Alkoholkonsum und nichts anderes im Mittelpunkt steht. Wir bewerten daher die vergangenen und aktuellen Pressemitteilungen der Polizeiführung bezüglich der Angriffe als bewusste Täuschung der Öffentlichkeit, um eine erneute öffentliche Diskussion über das Naziproblem in Dortmund und die damit verbundene Rufschädigung der Stadt von vorn herein zu unterbinden.

Dieser Zustand ist untragbar und wird rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht gerecht. Die Polizei hat die klar definierte gesellschaftliche Aufgabe, die verfassungsmäßige Ordnung zu schützen und durchzusetzen. Sie ist darüber hinaus verpflichtet Straftaten konsequent und objektiv aufzuklären und zu verfolgen. Durch die permanente politische Verklärung der Umstände durch die Dortmunder Polizeiführung, wird diese auf der einen Seite ihrer Verantwortung gegenüber den Dortmunder BürgerInnen nicht gerecht und tritt auf der anderen Seite die Würde der Opfer mit Füßen.

Wir empfinden den Umgang der Polizei und der Medien mit der Thematik als äusserst gefährlich. Nach jedem Angriff wird von beiden Akteuren gebetsmühlenartig ein “Links-Rechts-Konflikt” konstruiert, den Opfern eine Mitschuld an den Taten zugesprochen und die gesellschaftliche Tragweite der Attacken verharmlost. Denn solange es als ein interner Konflikt der “beiden Extremistenlager” dargestellt wird, wird suggeriert, dass sich die Gesamtgesellschaft von den Geschehnissen kaum tangiert oder gar bedroht fühlen muss.

Wir haben in den 1930er Jahren gesehen, wo ein solcher Umgang mit Nazis hinführt. Verschweigen, Verharmlosen und Verdrehen der Hintergründe maskiert das wahre Gesicht des Nazismus und ebnet ihm den Weg in die Mitte der Gesellschaft. Nur eine aufgeklärte, wehrhafte und geschlossene demokratische Gesellschaft ist in der Lage eine erneutes Erstarken des Nazismus zu unterbinden. Es ist die heilige Pflicht von Polizei und Medien die demokratische Gesellschaft aufzuklären und ihr dadurch ein adäquates Handeln zu ermöglichen

Wir möchten die Dortmunder Polizei und die Dortmunder Lokalpresse somit abschließend bitten, ihre Berichterstattung zu überdenken und die von uns geschilderten Sachverhalte bei künftigen Veröffentlichungen zu beherzigen. Darüber hinaus laden wir die Presse ein sich bei Gelegenheit selbst ein Bild unseres Lokals und seines Publikums zu machen. Außerdem möchten mir explizit darum bitten VOR Veröffentlichungen doch das Gespräch mit uns zu suchen und sich unsere Sicht der Dinge erklären zu lassen. Andernfalls trägt die Lokalpresse eine Mitschuld an der Verklärung der Umstände und ermutigt hierdurch die Täter weitere Taten zu begehen. Dies kann und sollte nicht im Interesse einer freien und demokratischen Presse liegen.

Mit freundlichen Grüßen
Gaststätte Hirsch-Q – Geschäftsführung 

 

Reaktionen:

Aus Sicherheitsgründen: "Hirsch-Q"-Kneipe geschlossen

Klirrende Scheiben und Schlägertrupps, die Andersdenkende kaltblütig niederprügeln. Die "Hirsch-Q"- Kneipe an der Brückstraße hat in der Nacht zu Sonntag nicht zum ersten Mal "Besuch" dieser Art bekommen. Das Lokal ist bis auf weiteres geschlossen.

„Wir können die Sicherheit unserer Gäste zurzeit nicht garantieren“, sagt der Inhaber. Gäste und Personal sprechen von einer „Eskalation der Gewalt“ vor und in der Kneipe, wo ahnungslose Besucher, die nicht einmal politische Aktivisten sind, von einem brutalen Schlägertrupp aus der Oberdorstfelder Neonazi-Szene schwer verletzt worden sind.

Die Opfer der Skinhead-Attacke und das Personal vermissen Schutz und Stellungnahme der Zivilgesellschaft. Ein fünf Minuten langer Videofilm führt in technisch guter Aufnahmequalität drastisch vor Augen, dass in der Nacht zu Sonntag keine „normale“ Kneipenschlägerei im Gange war.

Mindestens zehn Männer und zwei Frauen versuchen um 0.47 Uhr vergeblich, das Sicherheitsglas der Kneipe einzutreten. Weil das misslingt, stürmen die martialisch auftretenden Männer mit hasserfüllten Gesichtern die Kneipe und zerren einen Gast, der zur falschen Zeit am falschen Ort steht, vor die Tür auf die Brückstraße.

Sven K.

Unter den Angreifern: Sven K., der vor fünf Jahren den Punker „Schmuddel“ getötet hat und auf Bewährung das Gefängnis verlassen durfte. Auf dem Film ist zu erkennen, wie mindestens sechs Skinheads in Stiefeln und Bomberjacken immer wieder auf das wehrlos am Boden liegende Opfer eintreten.

Sie zielen auf Kopf und Körper. Gäste ziehen den Mann zurück in die „Hirsch Q“ und verhindern Schlimmeres. „Er hätte tot sein können“, sagt ein Mitarbeiter über die drastische Gewalt des Skinhead-Stoßtrupps. Was auch für den Gast gilt, der mit zwei Stichwunden verletzt worden ist.

Die „Hirsch Q“-Gäste und -Mitarbeiter wehren sich gegen den Eindruck, dass es sich „um eine wechselseitige Auseinandersetzung zweier gleichberechtigter Konfliktparteien“ gehandelt habe: „Das war kein Rechts-Links-Konflikt“, so ein Mitarbeiter.

Aufschrei der Zivilgesellschaft

Die Angreifer hätten „wahllos losgeprügelt.“ Das immer noch unter dem Eindruck des Angriffs stehende Personal vermisst einen Aufschrei der Zivilgesellschaft: „Es gibt keine Reaktion aus dem öffentlichen Leben, aber auch wir sind Bürger dieser Stadt. Wer uns angreift, greift auch die Stadt an“.

Die „Hirsch-Q“ ist seit 2006 bereits 13 mal von Rechtsextremisten „besucht“ worden. In sechs Fällen wendeten sie Gewalt an. „Der Angriff am Sonntag hatte eine neue Dimension“, sagt ein Mitarbeiter, „wir können von Glück reden, dass es keinen Toten gegeben hat.“

Quelle: RN vom 17.12.10

Rechtsextremismus: Video zeigt brutalen Skinhead-Angriff auf "Hirsch-Q"

Es waren dramatische Minuten. In der Nacht zum 12. Dezember haben Skinheads die Kneipe "Hirsch-Q" in der Innnestadt überfallen. Eine Überwachungskamera hat die Szene festgehalten. Wir dokumentieren den Gewaltausbruch.

Mit Baseballschlägern, Reizgas und einem Messer bewaffnete Skinheads hatten mehrere "Hirsch-Q"-Gäste schwer verletzt. Die Polizei konnte elf Männer festnehmen. Sie werden der Oberdorstfelder "Skinhead-Front" zugerechnet. Unter den Schlägern ist auch der vorzeitig aus der Haft entlassene Skinhead Sven K.

Punker "Schmuddel" getötet

K. hatte 2005 den Punker Thomas "Schmuddel" Schulz mit einem Messerstich getötet. Die Justiz hatte ihn auf Bewährung freigelassen. Wenige Wochen nach seiner Entlassung aus der JVA in Werl ist Sven K. an dem gemeinschaftlich begangenen Überfall in der Dortmunder Innenstadt beteiligt.

Springerstiefel und Bomberjacken

Der Film führt drastisch vor Augen, wie ein Schlägertrupp mit Springerstiefeln und Bomberjacken die Fensterfront der Kneipe einzutreten versucht, in einen (auf dem Film nicht erkennbaren) Vorraum eindringt und einen Gast auf die Straße zerrt. Mehrere Männer treten brutal auf das wehrlos am Boden liegende Opfer ein.

Zu sehen sind die Sequenzen aus zwei Kamera-Perspektiven. Die Aufnahmen sind zu einem Film zusammengefügt worden. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch.

Hinterhältig und brutal

"Hirsch-Q"-Gäste und -Mitarbeiter stellten klar, dass es sich dabei nicht um eine Kneipen-Schlägerei gehandelt habe. Die Angreifer hätten hinterhältig und brutal die überraschten Gäste angegriffen. Einen der Angreifer konnten Besucher der Gaststätte in der Brückstraße bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Zeugen des Vorfalls sprachen von glücklichen Umständen, dass angesichts der Brutalität vor und in der Kneipe niemand zu Tode geprügelt worden sei. Ein Gast wurde mit Messerstichen verletzt.

Gewerkschaft: "Aktiver gegen Rechts werden"

Mit einer Solidaritätserklärung reagierten die Vertrauensleute der vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf den Angriff. Vertrauensmann Dietmar Kompa forderte Gewerkschaften, Polizei und andere Verantwortliche auf, "noch aktiver gegen Rechts tätig zu werden."

Aufbau einer Beratungsstelle

"Wir bedauern, dass erneut Menschen Opfer von rechter Gewalt geworden sind", erklärte Stadt-Pressesprecher Udo Bullerdieck. Die "Hirsch-Q"-Kneipe ist seit 2006 bereits 13 mal von Rechtsextremisten "besucht" worden, in sechs Fällen kam es zu Gewalttaten. Bullerdieck verwies auf den Aufbau einer Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt . Das Büro werde Anfang 2011 seine Arbeit aufnehmen.

Quelle: RN vom 17.12.10


„Hirsch Q“-Betreiber beklagen politische Berichte

Die Geschäftsführung der Dortmunder Szenekneipe „Hirsch Q“ hat mit einem Schreiben auf den Überfall Rechtsradikaler am letzten Samstag reagiert. Auch die Verdi-Vertrauensleute der Stadtverwaltung Dortmund haben eine Solidaritätserklärung abgegeben.

Nach dem Überfall von Neonazis auf Gäste der „Hirsch Q“ in der Brückstraße findet am Samstag eine Demonstration gegen rechte Gewalt ab 16 Uhr an der Ecke Kampstraße/ Katharinenstraße statt. Währenddessen haben die Verdi-Vertrauensleute der Stadtverwaltung Dortmund eine Solidaritätserklärung verfasst. Darin heißt es: „Mit Empörung und Bestürzung haben wir, die Verdi-Vertrauensleute der Stadtverwaltung Dortmund, von dem erneuten Nazi-Überfall auf die Dortmunder Szene-Kneipe „Hirsch-Q“ erfahren.“

Unter anderem mit Messern bewaffnete Nazis überfielen die Kneipe, in der sich oft junge Antifaschisten treffen, und griffen die Besucher brutal an. Dass es neben Verletzten nicht zu noch Schlimmerem kam, ist auch der mutigen und entschlossenen Gegenwehr der „Hirsch-Q“-Gäste zu verdanken. In der Erklärung heißt es weiter: „Wir fordern Polizei und Verantwortliche auf mitzuhelfen Alles zu tun, um diesen gewalttätigen und braunen Spuk in unserer Stadt endlich zu beenden!“
Kritik an Polizei und Lokalpresse

Die Geschäftführung der Szenekneipe „Hirsch Q“ ist nicht mit dem Bericht der Polizei und der Berichterstattung über den Neonazi-Angriff vom 12. Dezember einverstanden. Die Dortmunder Polizei spreche in ihren zwei Pressemitteilungen von „Schlägerei im Lokal ‘Hirsch Q’“ und „einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen (…) Personen der Rechten und Linken Szene, in deren Verlauf Messer und Reizgas eingesetzt wurden.“

Die besagten Schilderungen würden den Tatsachen nicht gerecht. „Im Gegenteil, sie suggerieren, dass es sich hier um eine wechselseitige Auseinandersetzung zweier gleichberechtigter Konfliktparteien handelt“, schreiben die Lokal-Betreiber. Die Wirklichkeit sehe anders aus: Seit 2006 habe es sechs Angriffe/Zwischenfälle auf die „Hirsch-Q“ und das Publikum gegeben. Auch die jüngste Attacke falle in diesen Kontext. Und dabei dsei „schnell ersichtlich, dass es sich hier eben nicht um einen ‘Links-Rechts-Konflikt’ handeln kann.

Keine politische Betätigung

Das Lokal sei eine zivile, gewinnorientierte und offiziell konzessionierte Einrichtung, die sich nicht politisch betätige. Das einzige politische Statement, was die Gaststätte vertrete, ist, dass „Menschen, die durch ihr Äußeres oder ihr Verhalten rassistische, faschistische sexistische und/oder xenophobe Gesinnungen erkennen lassen”, keinen Zutritt haben. „Dies bewerten wir selbst jedoch nicht als politisches Engagement, sondern als Selbstverständlichkeit. Nur weil wir damit in Dortmund nahezu alleine dastehen, reicht diese Tatsache nicht aus, um uns hierdurch in die “linksextreme Ecke” zu stellen“, schreibt die Geschäftsführung.

Die Gäste kämen nicht exklusiv aus einer Szene bzw. einer politischen Richtung. „Im Gegenteil, unser Publikum setzt sich aus Stammgästen und zu einem großen Teil auch aus Laufkundschaft zusammen.“ So besuchen insbesondere am Wochenende Menschen unterschiedlichen Alters (18 bis 80 Jahre), unterschiedlicher Kulturen und Szenen das Lokal. Vom jungen Punk bis zum Anzugträger älteren Semesters sei alles vertreten, natürlich auch Anhänger des linken Spektrums. „Es entbehrt aber jeder Grundlage, diese als dominierende oder alleinige Gäste“ darzustellen. „Wir sind eine Institution des Dortmunder Nachtlebens und somit kommen die Gäste zum Feiern hier her und nicht, um sich hier politisch zu betätigen oder gar politische Auseinandersetzungen zu führen.“

Gefahr

Die Stammgäste wüssten jedoch (durch die vorausgegangenen Angriffe) um die Gefahr einer eventuellen Neonazi-Attacke. Aus diesem Problembewusstsein heraus erkläre sich die geschlossene Gegenwehr bei den letzten beiden Angriffen. Die Gäste hätten sich hierzu jedoch nicht bewusst entschiedem oder hätten gar Freude daran, sondern würden durch die Angreifer gezwungen, sich zur Wehr zu setzen, um schwerste Verletzungen oder gar die Tötung einzelner Gäste zu verhindern. So seien im aktuellen Fall beispielsweise schwerere Stichverletzungen wohl nur durch die geschlossene Gegenwehr verhindert worden.

Diese Sachverhalte seien der Dortmunder Polizei sehr wohl bekannt. Zum einen wisse sie, welches Publikum die untere Brückstraße und das Lokal besuche, zum anderen resultieren die typischen Polizeieinsätze in der „Hirsch Q“ aus zu lauter Musik (für die Nachbarn) und nicht aus dem Anlass, politische Aktivitäten zu unterbinden. „ Wir bewerten daher die vergangenen und aktuellen Pressemitteilungen der Polizeiführung bezüglich der Angriffe als bewusste Täuschung der Öffentlichkeit, um eine erneute öffentliche Diskussion über das Naziproblem in Dortmund und die damit verbundene Rufschädigung der Stadt von vorn herein zu unterbinden.“ Dieser Zustand sei untragbar und werde rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht gerecht. Damit würde auch die Würde der Opfer mit Füßen getreten.

Quelle: Der Westen vom 17.12.10

 

Antifa-Demo nach Überfall von Nazis auf „Hirsch Q“

Das Dortmunder Antifa Bündnis plant eine Demonstration am Samstag. Diese richtet sich gegen den Angriff von Neonazis auf die „Hirsch Q“ und erklärt sich solidarisch mit den Opfern des Angriffs und dem Betreiber und Personal der „Hirsch Q“. Die linke Szenekneipe bleibt nach der erneuten Attacke am letzten Samstag vorläufig geschlossen.

Die Kundgebung soll am 18. Dezember um 16 Uhr an der Katharinenstraße/Ecke Kampstraße stattfinden. Anlass ist der erneute brutale Überfall von Neonazis auf die alternative Kneipe „Hirsch Q“ in der Nacht von vergangenem Samstag auf Sonntag, bei dem mehrere Gäste verletzt worden waren. Von der Polizei konnten elf Personen im Alter zwischen 18 und 38 Jahren des rechten Spektrums vorübergehend festgenommen werden, darunter auch Sven K., der fünf Jahre hinter Gittern verbracht hat, nachdem er einen Punker in Dortmund erstochen hatte.

Es dürfe nicht sein, dass in Dortmund wieder Menschen durch anhaltenden Naziterror vertrieben werden, argumentiert Antifa. Nachdem im letzten Jahr eine Familie aus dem Stadtteil Dorstfeld wegziehen musste, gehe es diesmal um die „Hirsch Q“ im Brückstraßenviertel.

„Skinhead Front Dortmund-Dorstfeld“

Bei dem Überfall gegen 0.40 Uhr hatten zehn bis fünfzehn Personen der neonazistischen Kameradschaft „Skinhead Front Dortmund-Dorstfeld“ bzw. aus deren Umfeld das Lokal und die Besucher attackiert. Dabei wurde unter anderem die Fensterfront sowie die Eingangstür massiv beschädigt. Im Laufe der Auseinandersetzung wurden mehrere Personen auf beiden Seiten verletzt. Ein Gast erlitt eine Stichverletzung, die im Krankenhaus behandelt werden musste. Einem der Antifa vorliegenden Augenzeugenbericht zufolge, soll einer der Neonazis „blindwütig“ auf eine Person eingestochen haben. Darüber hinaus hätten die Neonazis Metallstühle, Barhocker, Flaschen und weitere Gegenstände als Hiebwaffen gegen ihre Opfer eingesetzt.

Die alternative Szenekneipe „Hirsch Q“ in Dortmund sei seit 2006 nun zum sechsten Mal von einer großen Gruppe organisierter Neonazis massiv angegriffen worden. Darüber hinaus habe es seit 2006 viele kleinere Übergriffe von lokalen und regionalen Neonazis gegen das Lokal und seine Gäste gegeben. Konsequenz: das Lokal bleibt vorläufig geschlossen.

Juristische Forderung

Die Antifa beklagt, dass etwa ein Gerichtsverfahren gegen die Angreifer des letzten Überfalls auf die „Hirsch Q“ Ende August dieses Jahres eingestellt wurde. Hannah Piehl vom Bündnis: „Es stellt sich die Frage, ob in Dortmund eine Art Straflosigkeit für Neonazis gilt. Wir fordern die Politiker Stadt Dortmund auf, sehr genau zu prüfen, wie es dazu kommt, dass dieses Verfahren eingestellt wurde und welche motivierenden Auswirkungen solcherlei Vorgehen auf die lokale Neonaziszene hat.“

Die Antifa wolle die Demonstration auch dazu nutzen, die angrenzenden Kneipen und Geschäfte in der Brückstraße dazu aufzufordern, ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der „Hirsch Q“ zu setzen, so Piehl weiter. „Wir schließen uns deshalb der Mahnung an, die an der seit Sonntag geschlossenen Kneipe zu lesen ist: ‘Muss erst wieder ein Mensch sterben?’“ Eine Anspielung auf Sven K.

Quelle: Der Westen vom 17.12.10

Friedlicher Protest der Antifa gegen Neonazis

Es wird immer besinnlicher. Nicht so bei der Dortmunder Antifa. Im Schatten des riesigen Weihnachtsmanns an der Katharinentreppe rief das Bündnis nach dem Überfall auf die „Hirsch-Q“ zur Demo gegen Gewalt von Rechts auf.

Noch zu groß ist die Wut über den Angriff der „Skinhead Front Dortmund Dorstfeld“ vor gut einer Woche auf die Kneipe „Hirsch Q“ in der Brückstraße, bei der mehrere Menschen verletzt wurden. Gleichzeitig war es auch der Protest gegen ein am Samstagabend geplantes Weihnachtskonzert der Neonazi-Band „Kategorie C“, das aber noch kurzfristig nach Oberhausen verlegt wurde.

Rund 200 Demonstranten bezogen eindeutig Stellung gegen Rechts, während immer wieder Menschenmassen aus dem Hauptbahnhof strömten und neugierig die Demon-stranten beäugten. Frauengruppen mit Sektgläsern oder Familien mit Einkaufstüten blieben stehen. Dabei stellten sie häufig die Frage: „Sind das jetzt Rechte oder linke Demonstranten?“.

Friedliche Botschaft

Mit einer Stunde Verspätung zog dann der Tross zu dem Schlager-Song von Heidi Franke „Die Blumen sind für sie Herr Polizist“ über den Wall zur „Hirsch Q“. Das Lied war eindeutig als Botschaft an die Einsatzmannschaften zu verstehen. „Hier soll heute alles friedlich ablaufen!“. Was auch zutraf, denn die üblichen Scharmützel vor Demo-Beginn blieben aus.

Große Banner mit Aufschriften wie „Rechte Strukturen angreifen“ oder „Aus Trauer Widerstand“ wurden dabei gehisst.

Kritik an Justiz

Bei der halbstündigen Kundgebung vor der Kneipe in der Brückstaße, die schon mehrmals von Rechten überfallen wurde, beklagte das Bündnis unter anderem, dass das Strafverfahren gegen die Angreifer vom August ausgesetzt worden sei. „Muss erst wieder ein Mensch sterben?“ war eine eindeutige Anspielung auf den ermordeten auch als „Schmuddel“ bekannten Punker.

Anschließend ging es weiter über den Ostwall zum Friedensplatz, auf dem die Abschlusskundgebung stattfand. Diese wurde dann um 18.50 Uhr beendet. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration an diesem Nachmittag friedlich.

Quelle: Der Westen vom 20.12.10

 

Friedlicher Protest gegen rechte Gewalt

200 Teilnehmer einer Antifa-Demonstration haben in der Innenstadt friedlich gegen rechtsextremistische Gewalt protestiert. Neonazis, die zeitgleich im Zentrum unterwegs waren, erhielten Platzvereise.

Die Demonstranten reagierten damit auf den Angriff von Mitgliedern der „Skinhead-Front Dorstfeld“ auf die „Hirsch-Q“-Bar in der Brückstraße in der Nacht zum 12. Dezember.

Wie berichtet, hatten in Springerstiefeln und Bomberjacken bekleidete Schläger die Gäste der Kneipe u. a. mit Baseballschlägern und einem Messer angegriffen. Neonazis, die während der Demo am Samstag in der Innenstadt unterwegs waren, erhielten Platzverweise von der Polizei.

Gastronomie soll Neonazis Zugang verweigern

Über Lautsprecher wurde die Dortmunder Gastronomie aufgefordert, Neonazis keine Räume als Treffpunkte zur Verfügung zu stellen.

Nach dem Überfall auf die "Hirsch-Q"-Bar ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung. An dem Angriff beteiligt war u. a. der Neonazis Sven K., der 2005 den Punker Thomas Schulz in der einer Dortmunder U-Bahn-Haltestelle mit einer Messer getötet hatte. K. wurde nach fünf Jahren vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlassen.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 19.12.10

SPD attackiert die Polizei

Die Dortmunder SPD erklärt sich solidarisch mit den Gästen und Betreibern der von Skinheads angegriffenen „Hirsch-Q“-Bar auf der Brückstraße. Gleichzeitig erhebt sie Vorwürfe gegen die Polizei.

Die Schläger hatten in der Nacht zum 12. Dezember mehrere Gäste unter anderem mit Reizgas, Baseballschlägern und Messerstichen verletzt. Ein Videofilm zeigt die rohe Gewalt der Skinheads.

"Jeden kann es treffen"

Kai Neuschäfer vom SPD-Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus bewertet den Vorfall als „Angriff auf die Demokratie“. Parteichef Franz-Josef Drabig  bezeichnete es als „falsch“, den Angriff auf eine „Auseinandersetzung zwischen extremen Rechten und Linken zu reduzieren“. Spätestens seit dem Überfall auf die DGB-Demo am 1. Mai 2009 „sollte allen Dortmundern klar sein, dass es jeden treffen kann, der anders denkt als die Faschisten.“ In den allermeisten Fällen komme die Aggression von rechts.

Die SPD kritisierte auch die Polizei, die verantwortlich dafür sei, dass sich unschuldige Opfer „in die linksextreme Ecke gestellt fühlen.“ Auch dies würde Zeugen von einer Aussage abhalten. Zu diesen Vorwürfen wollte die Polizei sich am Dienstag nicht äußern.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 21.12.10

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